Wissenwertes über den Islam

Ottoman

Well-Known Member
Leider denkt man heutzutage bei dem Wort Islam sofort an Islamisten und Al Qaida. Das soll nun nicht wieder einer von vielen kontrovers geführen Islam-Threads werden. Sondern ein "Fortsetzung folgt" über die Erfahrungen von Moslems mit ihrer Religion. So kann man einen Einblick bekommen und seinen Wissensstand erweitern.

Ich mache mal den Anfang:


Fitre

Für die Leute, die in der Fastenzeit nicht fasten. Pro Tag wird ein bestimmter Betrag berechnet - nach dem Mindesteinkommen (Asgari Ücret) in der Türkei - der dann einem Armen zu entrichten ist.

Zekat

Alle die vermögend sind, müssen einen prozentualen Anteil ihres Vermögens vor dem Zuckerfest an Arme geben. Damit sich diese zum Zuckerfest diverse Dinge kaufen können.
 

beren

Well-Known Member
Mein Vater meinte gerade, 1/40 tel des Vermögens soll man zu Ramazan, quasi ab Beginn der heiligen drei Monate davor Bedürftigen geben.


Kann mir jemand sagen, wie genau das abläuft. Eine Freundin braucht nähere Informationen.

Dankeschön :)


Nachtrag:

"Also, wird die direkt eingezogen oder geht man davon aus, dass jeder das selbstständig macht? Und wie läuft das bei Muslimen, die in eher christlich geprägten Ländern leben. Sind die ebenfalls dazu verpflichtet und wie läuft es bei ihnen?"
 

Alubehütet

Well-Known Member
@beren
Ich finde so ganz "profane" Fragen mal ganz interessant. Macht man sich als römisch-katholischer Steuerzahler ja so gar keine Gedanken drüber. :) Islam mal ganz praktisch. Was macht das im Alltag?
 

Yaso2.0

Well-Known Member
Zekat ist für die Menschen verpflichtend, die lt. Islam als "Reich" gelten. Reich gilt jeder, der einen sog. "nisap Miktari" überschreitet, also eine Art Sicherheitsbetrag, den man haben darf. Dieser Betrag ist mehr als 80,18 Gramm Gold oder dessen finanzieller Wert.

Dass das Zekat zum Bayram gezahlt wird, ist an sich nicht ganz richtig. Die meisten tun es zu dem Zeitpunkt, um eine größere Vorfreude auf Bayram auszulösen, die Menschen können sich besser auf Bayram vorbereiten.

Zekat fällt nämlich dann an, wenn man ein Vermögenswert seit 1 Jahr besitzt.
Liegen am 1.1.16 z. B. 10000 Euro auf meinem Konto, müsste ich ab 1.1.2017 , 1/40 tel, also 250 Euro zekat an einen bedürftigen zahlen. Tu ich dies am 1.3.17 und mein Vermögen hat sich verdoppelt, zahle ich trotzdem "nur" die 250 Euro, da ich den anderen Betrag nicht seit 1 Jahr besitze.

hat man aber Schulden z. B. an die Bank, die den Vermögenswert übersteigen, müsste man kein Zekat zahlen. Aber dann wäre die Frage, wieso hab ich Schulden, wenn ich das Geld/Gold als Mittel zur Verfügung habe.

Ich persönlich habe eine Baufinanzierung, die mein Barvermögen deutlich überschreitet, eigentlich müsste ich also kein Zekat zahlen.

Wir tun es trotzdem. Alles was ich länger als 1 Jahr im besitz habe, "versteuere" ich für bedürftige.

Das Geld dem bedürftigen zukommen zu lassen ist Sache des jenigen, der das Geld spendet. Er muss jemanden finden, der das Geld annehmen darf. Dies dürfen aber nicht die eigenen Eltern, Großeltern oder Geschwister sein.

Demjenigen dem man das Geld als bedürftiger zukommen lässt, dem muss man auch sagen, dass es sich um die Zekatabgabe handelt. Evtl. ist dieser nicht wirklich "arm" und würde das Geld nicht annehmen, wenn er weiß, dass es eine "Spende" und kein Geschenk ist. Das Geld soll man bevorzugt zuerst versuchen an arme aus der Familie zu geben, gibt es keinen armen in der Familie, dann sollen die Nachbarn oder andere berücksichtigt werden. Menschen die arm sind, überschuldet, auf langer reise oder Schüler sind, dürfen Zekat annehmen.

Ein Hauptgrund für Zekat ist, sich von materiellem lösen zu können und keinen Geiz zu entwickeln. Ein anderer, dass die Abgabe an arme hilft, sich selber zu bereinigen bzw. hilft ein guter und mitfühlender Mensch zu sein.

Das kann ich bestätigen. Von Zeit zu Zeit wird man nämlich "Geldblind".. es liegt Geld auf'm Konto und man kann es irgendwie nicht ausgeben und spart immer weiter, damit es bloß nicht weniger wird...

Zekat holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen runter: Kefenin cebi yoktur!
Übersetzt: das letzte Hemd hat keine Taschen
 

beren

Well-Known Member
Zekat ist für die Menschen verpflichtend, die lt. Islam als "Reich" gelten. Reich gilt jeder, der einen sog. "nisap Miktari" überschreitet, also eine Art Sicherheitsbetrag, den man haben darf. Dieser Betrag ist mehr als 80,18 Gramm Gold oder dessen finanzieller Wert.

Dass das Zekat zum Bayram gezahlt wird, ist an sich nicht ganz richtig. Die meisten tun es zu dem Zeitpunkt, um eine größere Vorfreude auf Bayram auszulösen, die Menschen können sich besser auf Bayram vorbereiten.

Zekat fällt nämlich dann an, wenn man ein Vermögenswert seit 1 Jahr besitzt.
Liegen am 1.1.16 z. B. 10000 Euro auf meinem Konto, müsste ich ab 1.1.2017 , 1/40 tel, also 250 Euro zekat an einen bedürftigen zahlen. Tu ich dies am 1.3.17 und mein Vermögen hat sich verdoppelt, zahle ich trotzdem "nur" die 250 Euro, da ich den anderen Betrag nicht seit 1 Jahr besitze.

hat man aber Schulden z. B. an die Bank, die den Vermögenswert übersteigen, müsste man kein Zekat zahlen. Aber dann wäre die Frage, wieso hab ich Schulden, wenn ich das Geld/Gold als Mittel zur Verfügung habe.

Ich persönlich habe eine Baufinanzierung, die mein Barvermögen deutlich überschreitet, eigentlich müsste ich also kein Zekat zahlen.

Wir tun es trotzdem. Alles was ich länger als 1 Jahr im besitz habe, "versteuere" ich für bedürftige.

Das Geld dem bedürftigen zukommen zu lassen ist Sache des jenigen, der das Geld spendet. Er muss jemanden finden, der das Geld annehmen darf. Dies dürfen aber nicht die eigenen Eltern, Großeltern oder Geschwister sein.

Demjenigen dem man das Geld als bedürftiger zukommen lässt, dem muss man auch sagen, dass es sich um die Zekatabgabe handelt. Evtl. ist dieser nicht wirklich "arm" und würde das Geld nicht annehmen, wenn er weiß, dass es eine "Spende" und kein Geschenk ist. Das Geld soll man bevorzugt zuerst versuchen an arme aus der Familie zu geben, gibt es keinen armen in der Familie, dann sollen die Nachbarn oder andere berücksichtigt werden. Menschen die arm sind, überschuldet, auf langer reise oder Schüler sind, dürfen Zekat annehmen.

Ein Hauptgrund für Zekat ist, sich von materiellem lösen zu können und keinen Geiz zu entwickeln. Ein anderer, dass die Abgabe an arme hilft, sich selber zu bereinigen bzw. hilft ein guter und mitfühlender Mensch zu sein.

Das kann ich bestätigen. Von Zeit zu Zeit wird man nämlich "Geldblind".. es liegt Geld auf'm Konto und man kann es irgendwie nicht ausgeben und spart immer weiter, damit es bloß nicht weniger wird...

Zekat holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen runter: Kefenin cebi yoktur!
Übersetzt: das letzte Hemd hat keine Taschen

http://www.zekat.gen.tr/zekat-nasil-verilir.html


Ich hab gelesen, dass Geschwister gehen.

Der der es bekommt sollte Moslem sein.
Danach gibt es eine bestimmte Reihenfolge:
Geschwister, Kinder der Geschwister, Ehefrau vom eigenen Sohn, danach Onkel Tanten und ihre Kinder. Wenn hiervon niemand bedürftig ist, dann restliche Verwandtschaft, wenn auch da niemand, dann die Nachbarn. Erst direkte Nachbarn, dann dir aus dem Viertel, dann Bezirk usw. Dieser Kreis ist immer weiter ausdehnbar.
 

Yaso2.0

Well-Known Member
http://www.zekat.gen.tr/zekat-nasil-verilir.html


Ich hab gelesen, dass Geschwister gehen.

Der der es bekommt sollte Moslem sein.
Danach gibt es eine bestimmte Reihenfolge:
Geschwister, Kinder der Geschwister, Ehefrau vom eigenen Sohn, danach Onkel Tanten und ihre Kinder. Wenn hiervon niemand bedürftig ist, dann restliche Verwandtschaft, wenn auch da niemand, dann die Nachbarn. Erst direkte Nachbarn, dann dir aus dem Viertel, dann Bezirk usw. Dieser Kreis ist immer weiter ausdehnbar.

Ich habe viel recherchiert vor langer Zeit, da habe ich unterschiedliche Aussagen im Netz gefunden. Später hatte ich die Möglichkeit, an einer Veranstaltung von Prof. Dr. Nihat Hatipoglu teilzunehmen und habe ihn direkt gefragt, er hat mir gesagt, dass z. B. die hanefi Konfession kein zekat an Geschwister "erlauben", da sich Geschwister untereinander im Idealfall auch ohne Zekatabgabe helfen. Bei anderen Konfessionen ist es aber nicht verboten.

Das sind Feinheiten, die bei unterschiedlichen Konfessionen auftreten können.

Aber ich sehe es auch so. Ich helfe meinen Geschwistern nicht einmal im Jahr, sondern dann, wenn sie die Hilfe benötigen.

Und ja, der Zekatempfänger muss ein Moslem sein, weil der der es gibt ebenfalls einer ist und es ist eine Hilfe zwischen Glaubensbrüdern.

Allerdings kann man andere Dinge anders und an jeden spenden, lediglich zekat muss so abgegeben werden.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Zekat ist für die Menschen verpflichtend, die lt. Islam als "Reich" gelten. Reich gilt jeder, der einen sog. "nisap Miktari" überschreitet, also eine Art Sicherheitsbetrag, den man haben darf. Dieser Betrag ist mehr als 80,18 Gramm Gold oder dessen finanzieller Wert.

Dass das Zekat zum Bayram gezahlt wird, ist an sich nicht ganz richtig. Die meisten tun es zu dem Zeitpunkt, um eine größere Vorfreude auf Bayram auszulösen, die Menschen können sich besser auf Bayram vorbereiten.

Zekat fällt nämlich dann an, wenn man ein Vermögenswert seit 1 Jahr besitzt.
Liegen am 1.1.16 z. B. 10000 Euro auf meinem Konto, müsste ich ab 1.1.2017 , 1/40 tel, also 250 Euro zekat an einen bedürftigen zahlen. Tu ich dies am 1.3.17 und mein Vermögen hat sich verdoppelt, zahle ich trotzdem "nur" die 250 Euro, da ich den anderen Betrag nicht seit 1 Jahr besitze.

hat man aber Schulden z. B. an die Bank, die den Vermögenswert übersteigen, müsste man kein Zekat zahlen. Aber dann wäre die Frage, wieso hab ich Schulden, wenn ich das Geld/Gold als Mittel zur Verfügung habe.

Ich persönlich habe eine Baufinanzierung, die mein Barvermögen deutlich überschreitet, eigentlich müsste ich also kein Zekat zahlen.

Wir tun es trotzdem. Alles was ich länger als 1 Jahr im besitz habe, "versteuere" ich für bedürftige.

Das Geld dem bedürftigen zukommen zu lassen ist Sache des jenigen, der das Geld spendet. Er muss jemanden finden, der das Geld annehmen darf. Dies dürfen aber nicht die eigenen Eltern, Großeltern oder Geschwister sein.

Demjenigen dem man das Geld als bedürftiger zukommen lässt, dem muss man auch sagen, dass es sich um die Zekatabgabe handelt. Evtl. ist dieser nicht wirklich "arm" und würde das Geld nicht annehmen, wenn er weiß, dass es eine "Spende" und kein Geschenk ist. Das Geld soll man bevorzugt zuerst versuchen an arme aus der Familie zu geben, gibt es keinen armen in der Familie, dann sollen die Nachbarn oder andere berücksichtigt werden. Menschen die arm sind, überschuldet, auf langer reise oder Schüler sind, dürfen Zekat annehmen.

Ein Hauptgrund für Zekat ist, sich von materiellem lösen zu können und keinen Geiz zu entwickeln. Ein anderer, dass die Abgabe an arme hilft, sich selber zu bereinigen bzw. hilft ein guter und mitfühlender Mensch zu sein.

Das kann ich bestätigen. Von Zeit zu Zeit wird man nämlich "Geldblind".. es liegt Geld auf'm Konto und man kann es irgendwie nicht ausgeben und spart immer weiter, damit es bloß nicht weniger wird...

Zekat holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen runter: Kefenin cebi yoktur!
Übersetzt: das letzte Hemd hat keine Taschen

Danke, das ist doch wirklich mal interessant! :)

Und @beren habe ich mein "Gefällt mir" wieder entzogen, weil sie, anders als versprochen, nicht geliefert hat :p
 
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