Zigeunersosse?

Msane

Well-Known Member
Ja, es ist zum Teil sehr problematisch und vor dem Hintergrund der drohenden Rassismuskeule wegzuschauen, macht es nicht besser. In Duisburg-Hochfeld haben sich vor ca. einem Jahr die von Theregarenk angesprochenen Spannungen (inklusive Belästigung von Frauen) zwischen Hochfeldern und einer Gruppe von Sinti und Roma extrem hochgeschaukelt.
Schliesslich, nach einer -weiteren- Belästigung einer jungen Türkin hat eine Gruppe von Türken den Platz gestürmt, der von den Sinti und Roma mehr oder weniger ganztägig aufgesucht wurde und die Männer verprügelt. Danach wurde der Platz nicht mehr von ihnen aufgesucht und es kehrte in Hochfeld wieder Ruhe ein. In einem "deutschen" Stadtviertel hätten die Deutschen vielleicht versucht, sie sonst irgendwie dort weg zu bekommen.


In einem von Deutschen bewohnten Viertel würde garnix passieren, da würde man der belästigsten Frau (wenn sie eine Deutsche wäre) sagen das sie sich mal nicht so anstellen soll.
Man würde ihr unterstellen das sie vielleicht was gegen Ausländer hat.
Außerdem sei sie ja sowieso selbst schuld, sie hätte die Andersartigkeit der Kultur der dort lebenden Roma berücksichtigen müssen bevor sie da rumläuft.
Anschließend gäbe es noch eine Mahnwache und eine Demo gegen Rechts.


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J

Junimond

Guest
In einem von Deutschen bewohnten Viertel würde garnix passieren, da würde man der belästigsten Frau (wenn sie eine Deutsche wäre) sagen das sie sich mal nicht so anstellen soll.
Man würde ihr unterstellen das sie vielleicht was gegen Ausländer hat.
Außerdem sei sie ja sowieso selbst schuld, sie hätte die Andersartigkeit der Kultur der dort lebenden Roma berücksichtigen müssen bevor sie da rumläuft.
Anschließend gäbe es noch eine Mahnwache und eine Demo gegen Rechts.


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wenn´s nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen! :confused:
 

DonAtilla

Well-Known Member
Na das Beispiel hier ist doch eine Steilvorlage. "Türkentrank" ist nunmal zunächst ein Getränk (Trank), den Türken gewohnt waren, zu trinken (hier: Kaffee). Als Kaffeesäcke vor Wien vergessen worden waren, hielt man das für Kamelfutter. Auf die Idee mit dem Getränk kam man später. "Türkentrank" ist nichts weiter als eine wertneutrale Beschreibung für ein Getränk, vor allem, da für viele damals der exotische Name "Kaffee" viel zu kompliziert gewesen sein dürfte. Sollte "Türke" als diskriminierend empfunden werden, dann lache ich an dieser Stelle mal, den schließlich bezeichnet sich das Volk selbst so seit Ewigkeiten, entweder in eigenen Schriftzeugnissen oder selbstbezeichnend erwähnt in chinesischen Chroniken.

Die Verknüpfung mit dem Lied ist nun höchst interessant, da es perfekt zeigt, wie ein neutraler Begriff durch das "Umfeld" in die negative Konnotation rutscht. Das Lied ist erst einmal vor allem eines: Anti-Kaffee, warnt vor Nebenwirkungen (was in der Zeit Gegenstand vieler Diskussionen) war. Da das gesamte Textumfeld des Liedes den Kaffee negativ konnotiert, rutschen "Türkentrank" und "Muselmann" ebenfalls in die negative Konnotation mit hinein.

"Muselmann" ist eine damals typische Bezeichnung für einen Moslem (einen Anhänger "Mahomets"), abgeleitet aus türk. müslüman, bzw. weiteren arabischen, persischen Begriffen. Insofern neutral. In der Epoche wird die Konnotation durch das Textumfeld bestimmt. Seine negative Konnotation heute hat der Begriff dadurch, dass mit einem "Muselmann" bis auf die Knochen abgemagerte KZ-Häftlinge bezeichnet wurden.

Geht man in die Epoche zurück, in der der "Türkentrank" in Mode kam, wird man wenig Feindseligkeit (vor Wien hatte es schließlich zum 2. Mal nicht geklappt, die Türken waren keine Gefahr mehr), aber viel Faszination und Interesse für den islamischen Kulturkreis spüren. Neben der "Turquerie" entstanden die Orientgesellschaften, Mevlana und andere Sufi-Denker wurden zuerst ins Deutsche übersetzt und mit "Nathan der Weise" ist auch erstmalig mit einem jahrhundertealten Feindbild aufgeräumt: ja, ein Moslem kann selbstredend auch ein guter Mensch sein.

Ich glaube sehr wohl, dass dieser Begriff negativ belastet war, da man in Europa generell eine herablassende Einstellung gegenüber den Türken hatte (also, eigentlich kein Unterschied zu heute:cool: ) .

"C A F F E E,
trink nicht so viel Caffee.
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven,
macht dich blass und krank.
Sei doch kein Muselman,
der ihn nicht lassen kann."


Sorry, aber neutral ist für mich was anderes.
 

DonAtilla

Well-Known Member
Find ich gut. Geht mir ja genau so.
Deswegen finde ich es auch immer gut wenn mich jemand auf wörter aufmerksam macht,
die diskriminierend sind.

Manchmal weiss man es nicht. Wusste beispielsweise nicht dass das wort zigeuner diskriminierend ist.
Mir ist zwar schon oft aufgefallen, dass man das wort negativbelastet - je nachdem ob man es als
synonym für ein schimpfwort/etwas negatives nimmt, oder auch durch die betonung.

Jetzt weiss ich es und ich werde es nicht mehr gebrauchen.

Im Türkischen gibt es ja eigentlich auch nur das Wort "Cingener", ich versuch bei meinen Bekannten & Familie die Bezeichnungen "Romanlar" oder "Romanilari" zu etablieren...in der Türkei ist man ja diesbezüglich noch Meilen weit von kulturellen Fingerspitzengefühl entfernt
 

DonAtilla

Well-Known Member
wie schon mehrmals in diesem fred dargelegt, ist das wort an sich nicht diskriminierend, sondern derjenige oder diejenige, die es diskriminierend benutzt. und triffst du auf einen sinti, der der sinti-allianz nahesteht, so wird dieser auf die anrede "zigeuner" bestehen, weil er stolz darauf ist zigeuner zu sein und die bezeichnung mit würde angenommen hat.

also: lass dir nichts einreden.

Nach dieser Logik ist auch "Nigger" kein diskriminierendes Wort... :rolleyes:
 
L

Laledevri

Guest
Ich glaube sehr wohl, dass dieser Begriff negativ belastet war, da man in Europa generell eine herablassende Einstellung gegenüber den Türken hatte (also, eigentlich kein Unterschied zu heute:cool: ) .


Dies stimmt überhaupt nicht und zeigt, dass Du Dich mit dem Thema wohl recht wenig befasst hast und einfach einen Allgemeinplatz bemühst. Und was heisst, "Du glaubst"? Glauben kann man in der Kirche oder in der Moschee. Was zählt, sind Quellen und ihre wissenschaftliche Auswertung sowie umfassende Recherchen.

Das Verhältnis Europa- Türkei bewegt sich zwischen Furcht und Faszination, wobei ab der 2. Wienbelagerung die Furcht rapide abnimmt und stattdessen sich Bewunderung breit macht, die sich von der Literatur über Lebensart bis hinein in die Musik und Militär erstreckt. Die nächste "Bewunderungswelle" schwappt dann mit der Aufklärung über uns hinein, was sich vor allem in einem veränderten Verhältnis zum Islam bemerkbar macht. Kein Mozart hätte im türkischen Stil komponiert, kein Goethe sich von Mevlana inspirieren lassen, kein "L'Espion Turc" wäre zum Bestseller des 18. Jhdts. avanciert und kein König im 17. Jahrhundert hätte an seinem Hof das Cerit-Spiel einführen lassen und kein Alter Fritz echte Janitscharen in seine Dienste genommen, wenn man eine herablassende Einstellung zu Türken gehabt hätte. Ich empfehle die Kongressberichte zu "Europa und die Türkei im 18. Jahrhundert" - um sich mal ein dezidiertes Bild zu machen.

Oder sind die oben genannten Ereignisse und Ergebnisse etwa aus Verachtung entstanden? Hierfür würde ich dann um entsprechende Belege und Quellen bitten. Danke.
 

Bender

Well-Known Member
M

Mein_Ingomann

Guest
In einem von Deutschen bewohnten Viertel würde garnix passieren, da würde man der belästigsten Frau (wenn sie eine Deutsche wäre) sagen das sie sich mal nicht so anstellen soll.
Man würde ihr unterstellen das sie vielleicht was gegen Ausländer hat.
Außerdem sei sie ja sowieso selbst schuld, sie hätte die Andersartigkeit der Kultur der dort lebenden Roma berücksichtigen müssen bevor sie da rumläuft.
Anschließend gäbe es noch eine Mahnwache und eine Demo gegen Rechts.


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Ich finde es ja immer putzig, wenn Leute die selbst nicht betroffen sind über solche Themen schwadronieren. Wie lustig ist es doch, wenn ein Neonazi Aufmarsch mit "Döner Killer" T - Shirts unter Polizeischutz durch Neukölln latscht. Testen wir doch mal die Toleranz der potentiellen Opfer aus. Installieren wir auf dem nächsten Oktoberfest eine Nazi Gaskammer oder bieten einen Germanen Kartoffelauflauf mit Harrissauce an, und schauen wir mal wie lustig und unbetroffen die Zielgruppe reagiert.
Der Zynismus solcher Äusserungen kann nur jemandem egal sein, der aus der Vergangenheit nichts gelernt hat.
 
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