Ich finde, um ein paar Tage Ruhe zu bitten ist eine Sache und eine (beginnende) Sucht, die mit Unehrlichkeit dem Partner gegenüber einhergeht, eine andere.
Ersteres finde ich u.U. nachvollziehbar. Ich bin selber in einer ganz ähnlichen Situation wie die TS (seit einem Jahr mit einem türkischen Studenten zusammen, waren 10 Monate davon in Istanbul, bin jetzt seit zwei Monaten wieder in D und war auch zwischendrin immer mal mehrere Wochen in D). Und da gibt es einfach die Momente, wo einem herbe Zweifel kommen, ob man wirklich diese enormen Strapazen und Entbehrungen einer solchen Beziehung hinnehmen soll, wenn es immer nur kurze Phasen der "Belohnung" dazwischen gibt. Oder ob man sich nicht doch kopfmäßig wieder aufs unmittelbare Umfeld beschränken sollte, bevor man sich zu sehr in seinen Träumen verrennt. Ich habe selber schon mal meinen Freund darum gebeten, mir ein paar Tage zum Nachdenken zu gewähren. Hat er gemacht, nicht ohne natürlich eventuelle Konsequenzen zu fürchten, aber er hat das verstanden. Nach zwei Tagen schon hab ich ihn so sehr vermisst, dass die kurze Kommunikationspause um war. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ich wieder mal so eine Phase haben werde und einfach mal ne Woche irgendwohin fliege und nichts von mir hören lasse. Mit Ankündigung natürlich. Einfach weil ich so ein Mensch bin, der ab und zu mal für sich selbst sein Leben sortieren muss. Das hat gar nichts damit zu tun, dass ich ihn nicht liebe, aber manchmal geht in einem solchen Lebenswirrwarr die Übersicht abhanden. Ich bin froh, dass ich jemanden gefunden habe, der mich dahingehend unterstützt und mich nicht unter Druck setzt. Vielleicht ist das für manche ja auch völlig unnormal, aber ich fände das in einer Beziehung, die eben genau das, nämlich wohlüberlegt sein will, nicht dramatisch.
Anders dagegen würde ich die Sache mit dem Wetten bewerten. Ich glaube, dass einen Teil der Sucht gerade dieses Gefühl der Niederlage, die unbedingt wieder mit einem beträchtlichen Gewinn ausgemetzt werden muss, ausmacht. Und wenn man es dann tatsächlich mal geschafft haben sollte, ein bisschen mehr zu gewinnen (nach etlichen Verlusten natürlich), kann man es ja immer wieder schaffen. Ein Teufelskreis und sehr gefährlich. Auf keinen Fall sollte da jetzt ein Helfersyndrom einsetzten von wegen, da kann ich ihn ja jetzt nicht mit alleine lassen. Er will Hilfe und gute Ratschläge ohnehin nicht. Er ist in dieser Hinsicht unehrlich und wird aggressiv. Alles in allem ein Verhalten, was ich mir nicht bieten lassen würde. Schon gar nicht, wenn ich mit diesem Mann evtl. noch größere Pläne hätte. Ich würde mit ernsthaften Konsequenzen drohen und diese je nach Reaktion auch durchziehen. Mit allem anderen tut man sich selbst keinen Gefallen.