Die Familie

Leo_69

Well-Known Member
Mutti ist hier grad angekommen mit meiner Schwester. Hab sie nun über ein Jahr nicht gesehn. Naja hab es mir ja selber so ausgesucht. Es gibt ja Telefon,Internet...
Das Schönste für sie ist , dass beteuert sie immer wieder, das wir drei(Bruder, Schwester und ich) uns so gut verstehen.
Sie ist auch stolz auf "ihre" kleine Türkin :).
 

NeoAslan

Gesperrt
ich persönlich erinnere mich sehr gerne an meine kindheit.
und ich habe wirklich sehr viele erinnerungen an sie, die auch sehr lebendig abrufbar sind im geiste...da gibt so vieles.
wir hatten es nicht sehr leicht, vor allem meine mutter, nachdem mein vater und sie sich getrennt hatten, weil er zurück in die türkei wollte. sie hat als schweißerin auf der vulkan-werft gearbeitet (meistens 6-tage woche) bis zuletzt, damit es soweit uns an nichts fehlen musste, soweit sie es vermochte...sie kam erst nachmittags völlig erschöpft von der arbeit nach hause und hatte sogar die kraft gefunden dann noch in der küche zu stehen, um uns die vorzüglichsten speisen auf den tisch zu zaubern. ich bin der jüngste und als einziger in der brd geboren.
auch jahre später noch, als ich längst ausgezogen war, gab es immer wieder tage, an denen ich auf ein bestimmtes gericht appetit hatte, dass nur von mama schmeckt, und ich rief sie an und fragte sie, was sie gekocht habe und ihre antwort zwang mir ein lächeln auf´s gesicht und die ankündigung, dass ich sofort vorbei schaue :)
 

Almancali

Well-Known Member
Ich berichte mal von einer mir bekannten Familie:

Auch bei denen war essen und trinken nie ein Problem. Es fehlte diesbezüglich an nichts. Allerdings ist essen, trinken und ein Dach über dem Kopf nur ein bescheidener Bruchteil dessen, was eine Familie ausmacht.

Eine Definition von Familie ist, dass man sich gegenseitig wertschätzt und auch vernünftig miteinander umgeht. Streitigkeiten gibt es, wie zahlreiche Forenten bereits kundgaben, vollkommen normal und legitim. Allerdings dann auch nur in Maßen.

Hat man jedoch jemanden zu Hause der vollkommen gestört und dumm auf die Welt kam, dann hat man ein signifikantes Problem, welches man nicht ohne weiteres abstellen kann. Der Vater der hier benannten Familie z.B. schaffte es, dass niemand mehr mit ihm zu tun haben möchte. Die Leute (Freunde, Nachbarn, Fremde) meiden ihn wie der Teufel das Weihwasser.

Grund: Der Vater fällt sozial sehr stark auf und bemerkt seine Verbalentgleisungen nicht. Er meint zwar oft das "Richtige", nutzt jedoch die falsche Art der Kommunikation und stößt anderen Menschen damit sofort vor den Kopf (sofort). Jetzt ist er vollkommen isoliert - 1-2 Kontakte sind noch geblieben und tauchen auch gelegentlich bei ihm auf. Aus Langeweile rennt er täglich rastlos im Haus herum und bewegt sich im Minutentakt zur Haustür, um dort herauszuschauen. Durch das permanente Herumsitzen zu Hause und der Isolation braut sich frust auf, welches bei den anderen Familienmitglieder abgelassen wird.

Selbst mit Kleinigkeiten scheint er absolut überfordert und steht immer kurz vor einem Herzinfarkt. Vernünftig "reden" kann man mit dem nicht, da er sofort auffällig wird. Ist immer sehr deprimiert und schaut stundenlang mit dem Kopf auf den Boden. Er ist von der Sorte Mensch, welcher immer Hilfe durch andere Menschen erwartet. Selbst bekommt er absolut nichts hin. Selbst banalste Sachverhalte scheinen unlösbar. Sein Eigentum in der BRD als auch in der TR zerfällt ins Bodenlose.

Keine Hobbies, keine Interessen (außer Gartenarbeit), keine Freunde, kein mal irgendwo ausgehen, kein Kino, kein Theater, kein lesen, keine Hochzeiten, keine Beschneidungen, keine türkischen Feiertage oder Feste, keine kulturellen Interessen oder sonstiges (Einige werden sich sicherlich noch an meine Ausführung zum Thema "Schaut euch die Familie genau an" erinnern, welche ich letztes Jahr hier irgendwo im Forum postete.

Referenz: Schaut euch die Familie genau an

Irgendwo mit ihm hingehen ist den anderen Familienmitgliedern unangenehm und peinlich. Bildung ist auch so eine Sache: Da ist absolut nichts. Garnichts! Meinungen: Ja! Phantasiegequatsche ohne Sachkenntnis: Ja! Selbst Kenntnisse der eigenen Heimat sind kaum vorhanden.

Randnotiz: Poste ich das jetzt oder nicht ?
 
P

pauline09

Guest
(..)
Eine Definition von Familie ist, dass man sich gegenseitig wertschätzt und auch vernünftig miteinander umgeht. Streitigkeiten gibt es, wie zahlreiche Forenten bereits kundgaben, vollkommen normal und legitim. Allerdings dann auch nur in Maßen.

Hat man jedoch jemanden zu Hause der vollkommen gestört und dumm auf die Welt kam, dann hat man ein signifikantes Problem, welches man nicht ohne weiteres abstellen kann. Der Vater der hier benannten Familie z.B. schaffte es, dass niemand mehr mit ihm zu tun haben möchte. Die Leute (Freunde, Nachbarn, Fremde) meiden ihn wie der Teufel das Weihwasser.(..)

So jemanden habe ich in meiner eigenen Ursprungsfamilie, wobei ich "dumm" abziehen würde. Inzwischen gesellen sich allerdings noch die Folgen eines schweren Schlaganfalls und Demenz dazu. Das macht es schwieriger, als es ohnehin immer gewesen ist und paradoxerweise zugleich leichter: denn das kann unabhängig von Charakter und furchtbar anstrengenden Persönlichkeitsmerkmalen jedem zustoßen.

Wenn ich in so einer Situation für Freunde und Verwandte da bin, wenn ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten um Menschen um mich herum kümmere, Anteil nehme und sie begleite, dann kann ich - nehme ich meine eigenen Wertvorstellungen ernst - auch in diesem Fall keine Ausnahme um der Ausnahme willen machen und gleichgültig daran vorübergehen. Auch wenn es weitaus näher läge als alles andere. Auch wenn meine Geschwister und übrigen Verwandten, die sich vollkommen abgrenzen, abschotten und sehr viel härter agieren, das hundertprozentig verstünden, besser verstehen würden als mein jetziges Handeln.

Nun, so ist es halt. Familie, daran glaube ich, ist dann auch noch da, wenn es sonst niemand ist. Wenn es in die Zielgerade geht. Wer denn sonst?

Das bedeutet nicht, dass ich davon ausgehe, dereinst selbst von guten Geistern umringt zu sein, wenn es in die finale Kurve geht. Das erwarte ich nicht. Es wäre schön, sogar sehr schön, wenigstens einen lieben Mensch um sich zu wissen - aber wie es mal kommt, hat man nicht in der Hand. Es kann sehr plötzlich geschehen.
Aber solange ich selbst in der Hand und die Wahl habe, mich allen Widrig- , teils auch Widerwärtigkeiten und miesen Erfahrungen zum Trotz für Nähe und Empathie zu entscheiden in einer Situation, in der es wirklich drauf ankommt: dann mache ich's. Und wenn das heißt, sich überwinden und einen Ruck geben zu müssen, ist das auch in Ordnung. Besser so als erst dann, wenn es zu spät ist.
 
L

Laledevri

Guest
Familie wird meiner Erfahrung nach überbewertet!

Absolut. Familie oder Sippschaft machte in den Zeiten noch Sinn, als eine Familie als Wirtschaftseinheit funktionierte.
Aber diese absoluten Clanhörigkeiten kann ich nicht verstehen. Mir ist es schnurz, was irgendein Onkel über mein Leben denkt. Meine Cousinen und ich haben uns nichts zu sagen, wir sind einfach ein völlig unterschiedlicher Menschenschlag. Wären wir nicht miteinander verwandt, würden wir uns nie anfreunden. Vermutlich wären wir uns nie begegnet. Was sollen wir uns da gross füreinander interessieren? Und verbinden halt gewisse Übereinstimmungen im Erbgut. Fertig.

Meine Familie sind Mutter und die beiden Grossmütter (eine leider verstorben). Alle Männer in unserer Familie (Vater, Großväter) hatten das bemerkenswerte Talent, sich in voller Breitseite zu disqualifizieren. Diese drei Frauen sind Menschen, die mir sehr viel bedeuten, die ich sehr liebe. Und die mich lieben. Und gerade weil sie mich so lieben, habe sie mir alle Freiheiten der Welt gegeben, mein Leben so zu gestalten, wie ich das möchte. Da ich so weit weg bin, denke ich natürlich manchmal schon darüber nach, was sein wird, wenn meine Mutter alleine nicht mehr kann. Ich glaube, ich würde sie hier herholen (wenn sie es denn möchte).
 
N

nazdar

Guest
Mutti ist hier grad angekommen mit meiner Schwester. Hab sie nun über ein Jahr nicht gesehn. Naja hab es mir ja selber so ausgesucht. Es gibt ja Telefon,Internet...
Das Schönste für sie ist , dass beteuert sie immer wieder, das wir drei(Bruder, Schwester und ich) uns so gut verstehen.
Sie ist auch stolz auf "ihre" kleine Türkin :).
Ich wünsche euch allen eine glückliche Zeit.
 

Bukalemun

Well-Known Member
Ich kenne Familien, wie oben bereits angesprochen, in denen bedeutet Zusammenhalt, die seelischen und physischen Grausamkeiten an einem oder mehreren Kindern gemeinsam zu vertuschen. Was ich da teilweise mitbekommen habe, beschreibt das Wort Hölle sehr genau.

Ich hoffe, dass wenn ein(e) Betroffene(r) hier mitliest sich nicht denkt "Na, deren Probleme (mit Familienstreitigkeiten etc) möchte ich gerne mal haben!" Bedenkt bitte, dass wir alle dazu neigen, uns mit dem in der Öffentlichkeit proklamierten Familienbild "Friede Freude Eierkuchen" zu vergleichen.

Die Realität sieht für viele von uns anders aus.
 

Almancali

Well-Known Member
Was ich da teilweise mitbekommen habe, beschreibt das Wort Hölle sehr genau.

Klassiker der Psychospiele:
  • Extremes Scheisse labern
  • Im Flur tief seufzen, um Schuldgefühle zu generieren
  • Bei Tisch vom Tod sprechen und dass es doch bald soweit ist
  • Bei Tisch alles an Lebensmittel auftischen aber hintenrum wieder aus dem Hals holen durch Sprüche
  • Gegeneinander ausspielen und hetzen
  • Dinge und Sachverhalte dramatisieren
  • Alte Kamellen jahrelang immer und immer wieder unter die Nase reiben
  • Die Kinder als Idioten darstellen, aber so, dass auch Bekannte das so abkaufen
  • Den kindern immer wieder einreden, sie können nichts, seien dumm
  • Gegenseitiges Anschreien, weil man auf beiden Augen taub ist
  • Sofortiges Abblocken bei sachlicher Konversation
  • Bei Diskussionen über Probleme, wird der Psychotherapeut Fernseher eingeschaltet
  • Einseitiges anhören, aber dem anderen keine Möglichkeit lassen, sich rechtzufertigen
  • Auch so immer wieder über den Tod sprechen und das es doch besser wäre zu sterben
  • Heute über Hilfe sprechen und am nächsten Tag davon nix mehr wissen wollen
  • Immer wieder mit rausschmeissen drohen
  • Bei Streitereien einfach kein Ende finden und immer und immer und immer und immer weitermachen
  • Maximale Eskalation bis die Polizeit kommt und diese feststellen, dass nicht die Kinder das Problem sind
  • Absolute Verhaltensauffälligkeit bis ins Gehtnichtmehr
  • Wenn man bzgl. Arbeit / Selbsständigkeit oder Studium um etwas Ruhe bittet, wird absichtlich noch mehr Krach und Stress gemacht.
  • Stress suchen, man hat ja leider keine Kontakte mehr zur Außenwelt und leider kocht das Blut
  • Im Laden unangenehm auffallen und abgelaufene Produkte den Verläuferinnen fast ins Gesicht schmeissen
  • Im Laden (unterstützende Hilfe durch Kinder) wird urplötzlich laut geschrien, dass man kein Geld dafür hat - und jeder bekommt's mit
  • Physische Gewalt durch Einwirkung von Gegenständen (Gürtel, Hausschuh, Stock, ... sonstiges)
  • Mangelnde Körperhygiene und Rumlaufen in Lumpen und sonstiger unmöglicher Kleidung
  • Rumgockeln und Befehle erteilen, aber selbst nix hinbekommen.
  • Dinge kreuz und quer irgendwo ablegen - ein Idiot räumt die Scheisse dann schon weg
  • Freundin angrinsen, bis diese einem ganz verstört darauf anspricht und man sich bei ihr entschuldigen muss
  • Täglich den Tod erwarten
  • Einfach nur nerven
 

Almancali

Well-Known Member
[...] seelischen und physischen Grausamkeiten an einem oder mehreren Kindern gemeinsam zu vertuschen [...]

Die Kinder sehen es nicht als Grausamkeit an, da sie keine Vergleichsmöglichkeit kennen. Sie nehmen es als Normalität wahr und wachsen dementsprechend auf. Erst Jahre oder gar Jahrzehnte später, wird denen bewusst, was da abging. Teilweise mit fatalen Folgen des bereits gegangenen Weges (Schule, Ausbildung, soziale Integration, usw.).
 
Top