§ 219a: Ein Denunziant sorgt sich um seinen Ruf

Bintje

Well-Known Member
Na ja, warum soll denn nicht auch mal ein Mann für die Schwangerschaftsverhütung verantwortlich sein? Klar ist es ein körperlicher Eingriff, wäre für die Frau aber auch einer und noch dazu schlucken Frauen die Pille und haben dadurch auch die ein oder andere körperliche Unannehmlichkeit in Kauf zu nehmen.
Ich finde es nett von erus Mann da auch mal Verantwortung zu übernehmen.

Nett ist es schon, klar. ; ) Aber erstens gibt es gute Alternativen zur Pille, und zweitens kann ich nur für mich selbst reden: Wenn ich definitiv keine Kinder wollen würde (oder gewollt hätte), wäre es mir seltsam erschienen, meinen Partner komplett in die Verantwortung zu nehmen und einen chirurgischen Eingriff zu scheuen, zu dem er sich womöglich nur aus Liebe zu mir bereit erklärt. Zumal mich das selbst ja nicht dauerhaft imprägniert hätte und Beziehungen oder Ehen auch enden können.
 

sommersonne

Well-Known Member
Nett ist es schon, klar. ; ) Aber erstens gibt es gute Alternativen zur Pille, und zweitens kann ich nur für mich selbst reden: Wenn ich definitiv keine Kinder wollen würde (oder gewollt hätte), wäre es mir seltsam erschienen, meinen Partner komplett in die Verantwortung zu nehmen und einen chirurgischen Eingriff zu scheuen, zu dem er sich womöglich nur aus Liebe zu mir bereit erklärt. Zumal mich das selbst ja nicht dauerhaft imprägniert hätte und Beziehungen oder Ehen auch enden können.
Ich denke mal ihn hat keiner gezwungen und er ist schon groß und kann alleine Entscheidungen treffen und ablehnen wenn es ihm nicht gefällt.
Wer geht schon davon aus das es irgendwann zu einer Scheidung kommt? Etwas mehr Vertrauen bitte.
 

eruvaer

Well-Known Member
Warum eigentlich, wenn ich fragen darf? So weit ich weiß, ist der Eingriff für Männer zwar risikoärmer und im Fall des Falles auch reversibel (zumindest kenne ich Beispiele, in denen Männer es sich später wieder anders überlegt haben) - aber wenn ich als Frau wüsste, definitiv wüsste, dass ich partout keine Kinder will: warum sich dann nicht selbst sterilisieren lassen und es stattdessen auf den Mann abwälzen?
Sorry, aber das ging mir dabei durch den Kopf. Für mich hat das auch was mit Verantwortung für sich selbst und den anderen zu tun.
Weil mein Mann das schon in der letzten Beziehung machen wollte, dann aber wegen für ihn sehr belastender Turbulenzen nicht mehr dazu kam und es aktuell auch nur wegen extrem vielen Veränderungen vor sich her schiebt. Stichtag ist: nach unserem Umzug und nach der Sommerstosszeit bei seiner Arbeit voller Überstunden, wo er sein Team nicht völlig in Stich lassen möchte.

Wir haben uns gemeinsam informiert.
Und eben wegen der aufwändigeren OP und meinen chronischen gesundheitlichen Problemen entschieden, dass es genügt, wenn er das macht. Bzw er hat das entschieden bevor ich überhaupt den Mund auf machen konnte ;)

Übrigens ist "mein Teil", dass ich seit ich sexuell aktiv bin die Pille nehme *&* mit dem Wissen lebe, dass ich mit einer Abtreibung nicht leben könnte, also im falle eines Falles damit leben müsste, mein Herz völlig ungeschützt in der Welt herumrennen lassen.

*edit1: die Pille hat bei mir in diesem Präparat nicht eine einzige negative Nebenwirkung. Ich hatte eine Pause von zwei Jahren und dann wieder diverse Probleme, die ich auch schon vor Beginn der Einnahme hatte. Die werde ich also aus diesem Gründen in Absprache mit dem Arzt weiterhin nehmen. Mir genügt die auch als Sicherheit, falls sie nicht ausreicht siehe *&*

*edit2: nein er wird nicht gezwungen, hatte sich schon vor mir dazu entschieden und würde es auch ohne mich weiterhin tun wollen. Um mir da sicher zu sein benutze ich in solchen Fällen umgekehrte Psychologie und hab monatelang versucht ihm zu erzählen wie toll es wäre, wenn es eines Tages Kinder von ihm gäbe (es ich übrigens wirklich toll fände - nur eben nicht aus meinem Körper). Und mache das auch immer noch stichprobenartig ab und zu mal. Klingt fies, aber so bin ich halt.

*edit3: es ist auch so, dass ich den Kinderwunsch meines Partners über meinen unbedingt extrem dringenden Wunsch niemalsnichtaufgarkeinenfall schwanger zu werden stelle. Zum Glück hatte ich erst einen Partner mit Wunsch nach einem Kind. Weil es glaub ich schlimmer ist ein Leben mit unerfülltem Kinderwunsch zu leben, als mindestens 9 Monate lang kein Leben zu haben (ihr ahnt ja nicht, wie sehr ich am Rad drehen und mich in Watte packen würde ;) )
 
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Bintje

Well-Known Member
Ich denke mal ihn hat keiner gezwungen und er ist schon groß und kann alleine Entscheidungen treffen und ablehnen wenn es ihm nicht gefällt.
Wer geht schon davon aus das es irgendwann zu einer Scheidung kommt? Etwas mehr Vertrauen bitte.

Ich hatte mit Bedacht "enden" geschrieben, nicht scheitern. ;) Das schließt eine denkbare Scheidung nicht aus, beinhaltet aber auch traurigere Gründe: Partner können sterben, mit Pech viel zu jung. Und der überlebende Partner bindet sich nicht selten über kurz oder lang wieder. Wer kann schon in die Zukunft schauen?

Weil mein Mann das schon in der letzten Beziehung machen wollte, dann aber wegen für ihn sehr belastender Turbulenzen nicht mehr dazu kam und es aktuell auch nur wegen extrem vielen Veränderungen vor sich her schiebt. (....)
Wir haben uns gemeinsam informiert.
Und eben wegen der aufwändigeren OP und meinen chronischen gesundheitlichen Problemen entschieden, dass es genügt, wenn er das macht. Bzw er hat das entschieden bevor ich überhaupt den Mund auf machen konnte ;)

Dann ist ja alles paletti. ;)
 

Bintje

Well-Known Member
Jetzt haben sie es plötzlich ganz eilig: Die Änderung des § 219a - ein tatsächlich unbefriedigender Kompromiss - soll schon morgen in 2. und 3. Lesung abgesegnet werden.

Eine Gegenstimme in der Unionsfraktion, vier bei der SPD: Die Fraktionen der Großen Koalition haben den umstrittenen Gesetzentwurf zur Reform des Paragrafen 219a mit großer Mehrheit verabschiedet. Er soll nun sogar schon am Donnerstag in zweiter und dritter Lesung im Bundestag beraten und dann beschlossen werden.

Die Reform des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche ist eine der heikelsten Gesetzesvorlagen der Koalition. Ende Januar hatten Union und SPD nach langem Ringen eine Einigung gefunden: Demnach sollen Ärzte künftig auf ihrer Website darüber informieren dürfen, dass sie Abbrüche vornehmen, auf weiterführende Informationen sollen sie nur verlinken. Parallel zu dem Gesetzentwurf, so der Plan, soll Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Studie zu möglichen psychischen Folgen von Abtreibungen in Auftrag geben. Das Bundeskabinett hatte dafür bereits fünf Millionen Euro bereitgestellt.

http://www.spiegel.de/politik/deuts...-219a-reform-rasch-durchziehen-a-1254066.html

Finde ich offen gesagt unglaublich! Erstens werden Ärzte damit de facto entmündigt, als könnten sie nicht selbst über den Eingriff aufklären; zweitens dürfen sie noch nicht mal die von ihnen verwendete Methode für Schwangerschaftsabbrüche erwähnen. Zugleich will der Bundesgesundheitsminister die längst erforschten möglichen psychischen Folgen mit satten fünf Millionen Euro nochmal erforscht wissen. Das Geld wäre m.E. besser in der Bekämpfung von Kinderarmut angelegt.

Dazu kommt die zu befürchtende Stigmatisierung von Frauen und Ärzten, die abtreiben - schon durch diesen verdrucksten GroKo-"Kompromiss", der sich davor drückt, den 219a ersatzlos abzuschaffen. Weiteres erledigt Spahn mit seinem Framing. Danke, liebe Union!
 

eruvaer

Well-Known Member
Partner können sterben, mit Pech viel zu jung.
Nein, nein. Das passiert mir nicht noch einmal. Mein Mann hat absolut kompromissloes vor-mir-sterbe-Verbot. :mad:
sonst kann er ja machen was er will. aber das nicht. :mad:

Puh! Noch mal Glück gehabt!

Jetzt haben sie es plötzlich ganz eilig: Die Änderung des § 219a - ein tatsächlich unbefriedigender Kompromiss - soll schon morgen in 2. und 3. Lesung abgesegnet werden.



http://www.spiegel.de/politik/deuts...-219a-reform-rasch-durchziehen-a-1254066.html

Finde ich offen gesagt unglaublich! Erstens werden Ärzte damit de facto entmündigt, als könnten sie nicht selbst über den Eingriff aufklären; zweitens dürfen sie noch nicht mal die von ihnen verwendete Methode für Schwangerschaftsabbrüche erwähnen. Zugleich will der Bundesgesundheitsminister die längst erforschten möglichen psychischen Folgen mit satten fünf Millionen Euro nochmal erforscht wissen. Das Geld wäre m.E. besser in der Bekämpfung von Kinderarmut angelegt.

Dazu kommt die zu befürchtende Stigmatisierung von Frauen und Ärzten, die abtreiben - schon durch diesen verdrucksten GroKo-"Kompromiss", der sich davor drückt, den 219a ersatzlos abzuschaffen. Weiteres erledigt Spahn mit seinem Framing. Danke, liebe Union!
War das vorher auch schon eine Studie vom Gesundheitsministerium?
 

Bintje

Well-Known Member
War das vorher auch schon eine Studie vom Gesundheitsministerium?

Das weiß ich nicht, könntest du ja mal recherchieren. ; ) In Deutschland wurde das aber u.a. in Leipzig untersucht. Darüber hinaus weiß ich, dass z.B. in USA, Norwegen, Neuseeland und anderen Ländern ähnlich geforscht wurde. Dabei stellte sich beispielsweise heraus, dass in Russland (wo Abtreibung legal ist), nur etwa 13 % der Frauen unter negativen seelischen Folgen litten, während es in USA bis zu 65 % gewesen sein sollen. Überprüfen kann ich das nicht, aber der Unterschied, wenn er denn tatsächlich so gravierend ist, dürfte vermutlich an unterschiedlichen Regelungen und dem unterschiedlichen gesellschaftlichen Klima liegen.

https://www.dw.com/de/so-unterschiedlich-sind-abtreibungen-weltweit-geregelt/a-46725203

Das Hamburger Familienplanungszentrum schreibt jedenfalls, dass nach den wichtigsten Untersuchungen maximal 20 % der Frauen unter seelischen Folgen leiden würden. Und:

Einige Autorinnen und Autoren nennen Risikofaktoren, die zu einer psychischen Belastung nach dem Schwangerschaftsabbruch beitragen. Solche Risikofaktoren sind:

  • religiöse Bedenken gegenüber Schwangerschaftsabbrüchen

  • moralischer, psychischer oder politischer Druck

  • soziale Isolation und fehlende Unterstützung

  • Zwang zur Verheimlichung der Abtreibung

  • fehlende Übereinstimmung in der Partnerschaft oder drohende Trennung

  • eine gewünschte Schwangerschaft wird aus medizinischen oder eugenischen

    Gründen oder wegen starken äußeren Drucks abgebrochen

  • Trauerreaktionen dürfen vor sich selbst oder der Umwelt nicht zugelassen werden

  • bereits vor dem Schwangerschaftsabbruch lagen psychische Probleme vor

  • starke Ambivalenz und Entscheidungsschwierigkeiten.

    Als günstige Voraussetzung für die Abwesenheit von Irritationen wird dagegen eine möglichst freie Entscheidung betrachtet.
    Petersen (1) schreibt: „Je individueller der Schwangerschaftsabbruch verantwortet wird und je weniger äußere Reglementierungen zur Geltung kommen, desto günstiger sind die seelischen Folgen.“ (...)

Quelle und mehr: http://abtreibung.at/wp-content/uploads/2012/03/TrauBefreit.pdf

Warum Spahn als erklärter Abtreibungsgegner jetzt nochmal 5 Mio. € in eine Studie pumpen darf, erschließt sich mir nicht so recht. Soll er forschen lassen, solange er will - aber dabei habe nicht nur ich den Verdacht, dass es ihm in erster Linie um die von "Lebensschützern" erwünschten Restriktionen geht. Fast 50 Jahre nach der "Ich habe abgetrieben"-Enttabuisierungskampagne finde ich das bemerkenswert. Bemerkenswert rückwärtsgewandt. https://www.emma.de/artikel/wir-haben-abgetrieben-265457
 
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eruvaer

Well-Known Member
Das weiß ich nicht, könntest du ja mal recherchieren. ; ) In Deutschland wurde das aber u.a. in Leipzig untersucht. Darüber hinaus weiß ich, dass z.B. in USA, Norwegen, Neuseeland und anderen Ländern ähnlich geforscht wurde. Dabei stellte sich beispielsweise heraus, dass in Russland (wo Abtreibung legal ist), nur etwa 13 % der Frauen unter negativen seelischen Folgen litten, während es in USA bis zu 65 % gewesen sein sollen. Überprüfen kann ich das nicht, aber der Unterschied, wenn er denn tatsächlich so gravierend ist, dürfte vermutlich am unterschiedlichen gesellschaftlichen Klima liegen.

Das Hamburger Familienplanungszentrum schreibt jedenfalls, dass nach den wichtigsten Untersuchungen maximal 20 % der Frauen unter seelischen Folgen leiden würden. Und:



Quelle und mehr: http://abtreibung.at/wp-content/uploads/2012/03/TrauBefreit.pdf

Warum Spahn als erklärter Abtreibungsgegner jetzt nochmal 5 Mio. € in eine Studie pumpen darf, erschließt sich mir nicht so recht. Soll er forschen lassen, solange er will - aber dabei habe nicht nur ich den Verdacht, dass es ihm in erster Linie um die von "Lebensschützern" erwünschten Restriktionen geht. Fast 50 Jahre nach der "Ich habe abgetrieben"-Enttabuisierungskampagne finde ich das bemerkenswert. Bemerkenswert rückwärtsgewandt. https://www.emma.de/artikel/wir-haben-abgetrieben-265457
Wie du schon schriebst, kommt es in verschiedenen Gegenden zu unterschiedlichen Ergebnissen. Und falls es noch keine Studie vom Gesundheitsministerium dazu gibt, finde ich es aus richtig und nicht rückwärtsgewandt, dass dieses eine eigene Studie durchführt.

Nur so kann den (hoffentlich geringen Prozent) an Betroffenen, dann auch die entsprechende Leistung bspw als kassenpflichtige Therapie zugute kommen.
Vielleicht wird so von vorneherein einmal eine ~ Erkrankung als solche erkannt und gewertet. Ja, ich träume, aber wäre es dann bspw nicht gut, wenn jemand betroffenem dann eine Auszeit zusteht vllt sogar in Form einer Kur?
Und abgesehen davon, könnte man eine Beratung entwickeln, die im Vorfeld schon so umfangreich und vorausschauend aufklärt, dass der Prozentsatz am Ende eher dem Russlands entspricht, die ihre Kinder fragen, was sie fühlen, nicht was sie denken uns nicht dem der USA, die so durch und durch verchristlicht sind, dass es mich eher wundert, dass Abtreibung nicht in Form von Scheiterhaufen voll schwangerer Teenager durchgeführt wird und deren Schulbücher Fabeln als Alternative zur Evolution stellen....
 

Bintje

Well-Known Member
Wie du schon schriebst, kommt es in verschiedenen Gegenden zu unterschiedlichen Ergebnissen. Und falls es noch keine Studie vom Gesundheitsministerium dazu gibt, finde ich es aus richtig und nicht rückwärtsgewandt, dass dieses eine eigene Studie durchführt.

Nur so kann den (hoffentlich geringen Prozent) an Betroffenen, dann auch die entsprechende Leistung bspw als kassenpflichtige Therapie zugute kommen.

Nee, entschuldige, aber das sachlich unrichtig. Wer psychisch krank ist, hat unabhängig von der Ursache oder auslösendem Anlass so oder so einen Anspruch auf (fach-)ärztliche Behandlung und Psychotherapie.
Das sind Kassenleistungen.

Vielleicht wird so von vorneherein einmal eine ~ Erkrankung als solche erkannt und gewertet. Ja, ich träume, aber wäre es dann bspw nicht gut, wenn jemand betroffenem dann eine Auszeit zusteht vllt sogar in Form einer Kur?

Wie gesagt: wer seelisch krank ist, kann ganz normal mit entsprechender Überweisung ambulant oder stationär zur Therapie (allgemein lange Wartezeiten stehen auf einem anderen Blatt..). Auch in eine Reha. Das gilt natürlich auch für Frauen, die im Nachhinein schlecht mit einer Abtreibung oder hormonell sehr belastenden Kinderwunschbehandlungen zurechtkommen. Logo.

Eine eigene Indikation für nach Schwangerschaftsabbruch notwendige Therapien, was dir vorschwebt, hieße nach meinem Verständnis, Abtreibungen und Frauen, die abgetrieben haben, über das Medizinische hinaus künstlich zu pathologisieren. Und gewisse Politiker, Evangelikale und sonstige Moralapostel hätten sicher ihre helle Freude daran, die Betreffenden in der öffentlichen Debatte als mahnende Beispiele zu anzuführen ("seht ihr? - soooo ergeht es euch, wenn ihr ..."). Das würde schätzungsweise eher zur zusätzlichen Stigmatisierung beitragen, statt die Situation zu entkrampfen.

Abgesehen davon: Beratungsstellen wie Pro Familia, die Humanistische Union und andere machen entgegen aller Diffamierungsversuche von sog. "Lebensschützern" einen verflixt guten Job. Gut, dass es diese Einrichtungen gibt!
 
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