75. Gedenktag....

Berfin1980

Well-Known Member
Bei dem Gedenken heute bzw. der Berichterstattung dazu in Heute und Tagesschau habe ich die Erwähnung der in Auschwitz ermordeten Sinti und Roma vermisst.
Die Bundestagspräsidentin hat es getan. Es ist ein Tag für alle Opfer das sollten auch die Sender der ÖR endlich lernen.

Die Gedenkfeier im Bundestag kann wer im Link sehen. Viel ergreifende Momente die mir Tränen in die Augen trieben.
Ich verweise auf die Türkei, da ich nicht bezeugen kann wie es anderswo zugeht, dass es eine Schande ist in den türkischen Medien kein Wort über den Holocaust verloren wird, selbst nicht am Gedenktag.
Von der Türkei habe ich nichts anderes erwartet und es gibt sicher noch andere Länder. Im Land des Ursprungs und der Wannseekonferenz ist der Holocaust an diesem Tag allgegenwärtig. Ich habe gestern Stolpersteine geputzt.

Link
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Als ich gestern in den Spätnachrichten der Rede der Überlebenden im Parlament zugehört habe und als sie an die Stelle kam, als es um die Schreie der Kinder ging, da brach ich unvemutet in Weinen, eher Wehklagen, aus und musste den Fernseher ausstellen. Ich muss mir auch immer die Ohren zuhalten, wenn Nachrichten über die jüngsten Opfer des Kindesmissbrauchs kommen.
Nur an diese Dinge zu denken, macht mich krank.
 

Bintje

Well-Known Member
Überlebende sind auch die alten Menschen, letzte Zeitzeug:innen, die in dieser eindrucksvollen Doku vom Kriegsende erzählen.
Damals waren sie Kinder, die mit ihren Müttern oder als Waisen, sogenannte Wolfskinder, aus Ostpreußen, Litauen, dem Sudetenland, Schlesien oder Hinterpommern nach Westen flohen und teils jahrelang umherirrten. Manche überlebten nur knapp. Fürs Leben gezeichnet sind sie alle.


Die vierteilige Dokuserie geht unter die Haut*. Wer sich darauf einlassen mag: Ausgesprochen sehenswert!
In der ARD-Mediathek ist sie leider nur noch eine Woche verfügbar, bis zum 15. Mai 2023. Alle Folgen sind hier abrufbar:


ps *Triggerwarnung*: In einigen Schilderungen geht es explizit um traumatische Erlebnisse wie sexuelle Gewalt. Wenn du selbst gerade in einer schwierigen Lebenssituation oder dabei bist, ein Trauma aufzuarbeiten, schaue oder höre es dir besser nicht allein, sondern mit vertrauten Menschen an.
 

univers

Well-Known Member
Damals waren sie Kinder, die mit ihren Müttern oder als Waisen, sogenannte Wolfskinder, aus Ostpreußen, Litauen, dem Sudetenland, Schlesien oder Hinterpommern nach Westen flohen und teils jahrelang umherirrten. Manche überlebten nur knapp. Fürs Leben gezeichnet sind sie alle.
Zeitversetzt, immer noch in der Mediathek, angeschaut.
Ergreifend, wenn die Erinnerungen der in die Jahre gekommene Menschen sie immer noch zum weinen bringt, so schmerzlich muss es gewesen sein, so bitter.
 

Bintje

Well-Known Member
Ergreifend, wenn die Erinnerungen der in die Jahre gekommene Menschen sie immer noch zum weinen bringt, so schmerzlich muss es gewesen sein, so bitter.
Ja. Ich konnte es nicht anschauen, ohne immer wieder zu weinen, sah die Alten unwillkürlich als damalige Kinder vor mir, die für die Verbrechen deutscher Soldaten mit bestraft wurden, an denen u.a. auch tschechische Einheiten sich rächten: Der alte Mann zum Beispiel, der vom Massaker von Postoloprty/Postelberg erzählt, das er als Zehnjähriger nur überlebt hatte, weil ein mitleidiger Mensch ihn anschaute und unmittelbar, bevor die Erschießungen begannen, in eine andere Gruppe der zusammengetriebenen Deutschsprachigen bugsierte: Die der Kleineren.
Die selbst nicht hingerichtet wurden, aber alles mitbekamen. Seelenmorde. Und vorher gab es anderen Quellen zufolge zum Teil grauenhafte Folterungen. Der Zorn, die Wut über die deutschen Nazi-Besatzer entlud sich nach dem offiziellen Kriegsende an deutschsprachigen Zivilisten, die nicht schnell genug fliehen konnten oder wollten.



Ich wusste bisher nichts davon. Auch nicht vom Todesmarsch von Brno.


Gut, man hätte es wissen können, vielleicht müssen. Aber angesichts der Monstrosität der Shoah, zweier von Deutschen angezettelten Weltkriegen und jahrzehntelanger Aufarbeitung der deutschen Schuld und jetzigen Verantwortung für die Gegenwart, traten die Schicksale der Deutschsprachigen zurück.
Tätervolk. Was im Krieg war, wurde lange beschwiegen, verschwiegen. Aber ein großes Schweigen geht immer und überall zu Lasten von Opfern.

Und natürlich waren sie Opfer, die Kinder, die unverschuldet in die falsche Seite der Geschichte hinein geboren wurden und denen lang niemand zuhörte.
Wenn sie es überhaupt schafften zu reden - außer untereinander. Wenn ich es nebenbei richtig mitbekam, ging es erst spät los, dass beispielsweise Psychotherapeut:innen die Traumata früherer Kriegskinder und deren auch transgenerationalen Folgen bekannter machten. Ein lesenswertes, älteres Interview mit einer Kieler Ärztin, die sich auf dem Gebiet sehr verdient gemacht und auch dazu geforscht hat, findet sich noch in einem alten Veranstaltungsflyer von 2011 ("... jetzt schaffen sie es, darüber zu sprechen").
 

Berfin1980

Well-Known Member
"Wer seine Geschichte vergisst, ist dazu verdammt sie zu wiederholen“ George Santayana

79 Jahre und keiner hier erinnert sich, was mich jetzt nicht wundert. Würde man für jedes Opfer des Holocaust eine Schweigeminute halten, wäre die Welt 11 Jahre lang still.

Mein Dank der damaligen Roten Armee für die Befreiung von Auschwitz.
 

univers

Well-Known Member
:D
Es ist nicht ein Geschehen, dass ich für mich behaupten könnte, gut ich habe es einige Male Dokus darüber gesehen und auch mittels Internet auch darüber gelesen, jetzt weiß ich's.
Im Gegenteil, bei erneutem zuschauen- ZDF-Info hat den Tag dem Holocaust gewidmet- ist mir klar geworden wie tief der Abgrund sein kann bzw, erschreckend die Erkenntnis wie tief man auch bei der Erinnerung daran gehen kann..unendlich,
 
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