Ergreifend, wenn die Erinnerungen der in die Jahre gekommene Menschen sie immer noch zum weinen bringt, so schmerzlich muss es gewesen sein, so bitter.
Ja. Ich konnte es nicht anschauen, ohne immer wieder zu weinen, sah die Alten unwillkürlich als damalige Kinder vor mir, die für die Verbrechen deutscher Soldaten mit bestraft wurden, an denen u.a. auch tschechische Einheiten sich rächten: Der alte Mann zum Beispiel, der vom Massaker von Postoloprty/Postelberg erzählt, das er als Zehnjähriger nur überlebt hatte, weil ein mitleidiger Mensch ihn anschaute und unmittelbar, bevor die Erschießungen begannen, in eine andere Gruppe der zusammengetriebenen Deutschsprachigen bugsierte: Die der Kleineren.
Die selbst nicht hingerichtet wurden, aber alles mitbekamen. Seelenmorde. Und vorher gab es anderen Quellen zufolge zum Teil grauenhafte Folterungen. Der Zorn, die Wut über die deutschen Nazi-Besatzer entlud sich nach dem offiziellen Kriegsende an deutschsprachigen Zivilisten, die nicht schnell genug fliehen konnten oder wollten.
Es war ein Blutbad, und die wahre Zahl der Opfer ist bis heute nicht klar. Ende Mai und Anfang Juni 1945 wurden im Ort Postoloprty / Postelberg deutschsprachige Bewohner…
deutsch.radio.cz
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Ich wusste bisher nichts davon. Auch nicht vom Todesmarsch von Brno.
Die Vertreibung der deutschen Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg aus Tschechien forderte Tausende von Opfern. Das Thema ist im Land nach wie vor ein Tabu, doch in Brno ändert sich dies.
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Gut, man hätte es wissen können, vielleicht müssen. Aber angesichts der Monstrosität der Shoah, zweier von Deutschen angezettelten Weltkriegen und jahrzehntelanger Aufarbeitung der deutschen Schuld und jetzigen Verantwortung für die Gegenwart, traten die Schicksale der Deutschsprachigen zurück.
Tätervolk. Was im Krieg war, wurde lange beschwiegen, verschwiegen. Aber ein großes Schweigen geht immer und überall zu Lasten von Opfern.
Und natürlich waren sie Opfer, die Kinder, die unverschuldet in die falsche Seite der Geschichte hinein geboren wurden und denen lang niemand zuhörte.
Wenn sie es überhaupt schafften zu reden - außer untereinander. Wenn ich es nebenbei richtig mitbekam, ging es erst spät los, dass beispielsweise Psychotherapeut:innen die Traumata früherer Kriegskinder und deren auch transgenerationalen Folgen bekannter machten. Ein lesenswertes, älteres Interview mit einer Kieler Ärztin, die sich auf dem Gebiet sehr verdient gemacht und auch dazu geforscht hat, findet sich noch in einem alten Veranstaltungsflyer von 2011 (
"... jetzt schaffen sie es, darüber zu sprechen").