Was ist ein Kulturmuslim?
Wollte ich auch gerade fragen.
Es werden jeden Tag neue komische Spitznamen für Muslime erfunden
Der Kulturmuslim wurde, sofern ich das richtig verfolgt habe, von
@Alubehütet in die Diskussion gebracht.
Richtig.
Aber in einem anderem Thread:
Wie viele sind eigentlich wirklich noch Muslime, und wie viele sind nur „Kulturmuslime“, die halt irgendwie an Gott glauben und die Feiertage mitnehmen, aber nicht mehr fasten und auch nicht die täglichen Gebete verrichten?
Zepelin hatte das dann aufgegriffen
und dann ging die Nörgelei los
Kulturmuslim ist ein ziemlich neuer Begriff und er gefällt mir nicht.
An dem Begriff will ich nicht festhalten, schlagt etwas besseres vor.
Ich habe in den vergangenen Jahren gleich mehrere … ja, wie nennt man sie? konservative? fromme? Ich nenne sie mal „praktizierende Muslime“, die habe ich kennengelernt. Bei uns gibt es den Ausdruck „praktizierende Katholiken“; das sind Menschen, die Sonntags in die Kirche gehen, die mehrmals im Jahr, vorzüglich vor hohen Feiertagen, zur Beichte gehen, die mutmaßlich mehrmals täglich beten. Ein praktizierender Muslim ist für mich einer, der bemüht ist, die täglichen Gebete rituell zu halten, der sich an die Fastengebote des Ramadan hält.
Was mir für diese Menschen zumindest für Europa nicht gefallt, das ist der Begriff
Denn strenggläubig, das ist auch ein Salafist, das ist auch ein potentieller Terrorist (was ein Salafist nicht notwendigerweise ist). Die gehören für mich nicht zu Europa. Salafismus hat kaum ein Einwanderer hierhin mitgebracht, das ist künstlicher Kulturimport. Ich rede von wirklich traditionellen, konservativen, osmanischen Muslimen.
Das sind Menschen, denen ich wirklich ihre Empörung und ihr Entsetzen abnehme, das sie gegenüber islamistischen Terrorismus entgegenbringen; eine Empörung, die eine zwiefache ist: Erstens das Entsetzen, daß Menschen zu so etwas fähig sind; zweitens, daß sie dazu auch noch die ehrenwerte Religion des Islam mißbrauchen, in den Schmutz ziehen. Da sind durchaus auch Leute bei, die, wenn sich das etwa mit türkischem Nationalismus verbindet, auch rabiat, auch gewaltbereit sind: Aber keinesfalls dann gegenüber völlig unschuldigen, unbeteiligten Menschen. Auf Öcalan-Fahnen tragende Kurden würden sie prügelnd losgehen, aber einen LKW in eine Menschenmenge hineinzufahren ist für sie völlig abstoßend.
Davon würde ich „Kulturmuslime“ absetzen wollen: Menschen, die halt groß geworden sind mit der islamischen Religion; die wohl auch „irgendwie“ an Gott glauben, und daß er Propheten gesandt habe, das berichten ja verschiedene Völker, warum also nicht auch zuletzt den Mohammed. Die nehmen die großen Feiertage – Zuckerfest, Opferfest – gerne mit, aber mehr als gesellschaftlichen oder Großfamilien-Event, lassen sich dann vielleicht auch mal in einer Moschee blicken, wie bei uns die Kirchen zu Weihnachten dann doch wieder rappelvoll sind. Aber sie halten sich nicht an die Fastenzeit; mag sein, daß sie immerhin kein Schweinefleisch genießen. In geselliger Runde süffeln sie sich aber gerne mal einen Raki; wenn sie noch jünger sind, ziehen sie sich gerne auch mal ein Pfeiffchen, oder knallen sich am Wochenende zur Disko auch mal ein paar Wodka-RedBull.