charlie hebdo

Majnomon

Well-Known Member
http://www.nebelspalter.ch/Warum+wir+keine+Mohammed+Karikaturen+bringen/557842/detail.htm

Stellungnahme - Warum wir keine Mohammed-Karikaturen bringen

JA - der Nebelspalter wird sich in der nächsten Ausgabe mit den Unruhen im Nahen Osten und der Reaktion des Westens auseinandersetzen. Und NEIN - wir werden keine Mohammed-Karikaturen abdrucken.


[...]
Beginnen wir mit dem Begriff der Satire. In ihr vereinen sich stets zwei Anliegen: Sie will einerseits gesellschaftliche und politische Missstände ausleuchten und dies andererseits mit Mitteln tun, die das Publikum unterhalten und in Bann ziehen. Satire hat immer eine Zielgruppe - und ja, Satire darf und soll alles Notwendige und Erdenkliche, um in dieser Zielgruppe den gewünschten Effekt zu erzielen. Dort aber, wo ein Satiriker sein Publikum langweilt, beleidigt oder verärgert, ist «Satire darf alles» nichts weiter als eine leere, trotzige Pose.

[...]
Wenn nun auf dem Hintergrund anhaltender weltweiter Proteste Mohammed-Karikaturen veröffentlicht werden, geschieht das weniger im Namen der Meinungsfreiheit als im Namen der eigenen Magazinstrategie. Sie gründet auf einer Spielart von Humorverständnis, welche primär das lustig findet, was andere beleidigt oder ärgert - und vor allem: weil es andere beleidigt oder ärgert.

[...]
Wie steht es überhaupt um diese Meinungs- und Pressefreiheit? Ist es im Kontext der aktuellen Proteste wirklich die Aufgabe der Satire, diese Freiheiten wie heilige Glaubenssätze der Aufklärung zu verteidigen, und zwar nicht weniger überzogen, stur und lautstark als die Gegenseite?[...]
 

Sithnoppe

Moderator
Von Dr. Lale Akgüns Facebook-Seite:

Kommentar von Prof. Beyza Bilgin, ehemalige Dekanin der theologischen Fakultät Ankara zu den Mohammed Karikaturen:
"nach dem islamischen Verständnis war Mohammed ein Mensch, ein Mensch mit zwei Augen, einer Nase und einem Mund, so wie Du und ich. Also kann man ihn auch zeichnen. Wenn man jemanden zeichnen kann, dann kann man ihn auch überzeichnen, das nennt man dann eine Karikatur!"
Einen schönen Gruß an alle Fundis im In -und Ausland: das ist liberales Islamverständnis!
 

Majnomon

Well-Known Member
Nicht nur als Künstler sehe ich im islamischen Bilderverbot ein zu überwindendes Tabu.

Dies anzugehen bleibt aber m.E. maximal eine Forderung an die islamische Welt.

Der mitteleuropäische, heterosexuelle, christlich geprägte weiße Mann sollte da unter Berücksichtigung seiner unrühmlichen Kolonialgeschichte und gegenwärtiger Kriegshandlungen im Orient lieber etwas vorsichtiger auftreten.

Dass das nach Messen mit zweierlei Maß aussehen kann ist klar und liegt in der Natur der Diskurse zu den Fragen nach Identität und Differenz.
 
P

Pit 63

Guest
Karrikaturen vermitteln gesellschaftlich relevante Meinungen und Positionen.
Karrikaturisten waren und sind keine Heilsbringer. Sie legen den Finger immer in die tatsächliche oder vermeintliche Wunde derer, die aus ihrer Sicht etwas falsch machen. Karrikaturisten verkünden Ansichten, nicht mehr, nicht weniger.

Religionen (bzw. die Gesinnung der Anhänger) nicht zu karrikieren ist ein unsinniger Standpunkt. Religionen haben grossen Einfluss und in ihrem Namen werden Fehler gemacht.
Nur den Islam wegen der befürchteten Reaktion seiner Anhänger auszusparen, ist nichts weiter als Schweigen aus Angst.
Man sollte die Dinge beim Namen nennen, anstatt rumzueiern oder gar aus der Not eine Tugend zu machen.
Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Dem Angriff auf die Medienfreiheit mit dem Argument zu begegnen, die Medien seien nicht (mehr) frei, ist einfach Unsinn.
Im Zusammenhang mit dem Attentat offenbaren sich natürlich die Lobbyisten aus Wirtschaft, Politik und etablierten Medien einmal mehr als die Opportunisten, die sie schon immer waren.
 

vzd_2.1

Well-Known Member
in der diskussion um die karrikaturen kam immer wieder der verweis auf "anstand". was aber genau ist denn dieser anstand?
 

Majnomon

Well-Known Member
Ok, Pitty, Du nennst Deine Tugend Glaubwürdigkeit, mir riecht es nach halsstarriger Prinzipienreiterei - das Wesen des Fundamentalismus.
 

vzd_2.1

Well-Known Member
prinzipienreiterei, prinzipientreue als festmauernde basis des fundamentalismus zu erheben, ist wohl eine überzeichnung, sprich eine wörtliche karrikatur.
 
P

Pit 63

Guest
@Tobias
Ja, Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit haben für mich tatsächlich einen grossen Wert. Auch die Aufrichtigkeit/Glaubwürdigkeit sich selbst gegenüber. Ohne diese Eigenschaften gibt es mE nach kein echtes Vertrauen und keine Liebe, die dieses Wort verdient. Nicht umsonst spricht man von ehrlicher, von aufrichtiger Liebe oder von der unschuldigen Aufrichtigkeit des Kindes. (Im Guten wie im Bösen)
Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit haben auch nicht den Zweck, andere zu verurteilen oder zu verdammen, sondern anderen die Möglichkeit und die Fähigkeit einzuräumen, zu erkennen und zu unterscheiden. Wer dazu nicht bereit ist, dem geht es nur um sich selbst.
Um zu sehen, was unaufrichtige, unglaubwürdige Menschen mit ihrer Unaufrichtigkeit und Unglaubwürdigkeit bei Anderen anrichten, muss man sich nur ansehen, was Kindern überall auf der Welt damit angetan wird.

So wie ich das sehe Tobias, versuchst Du hier seit geraumer Zeit aus einer positionslosen Position ausserhalb der Welt (der Polarität) über die Welt (der Polarität) zu urteilen bzw. weltliche Positionen aus einer quasi positionslosen, überweltlichen Spiritualität abzuleiten. Das ist ein Widerspruch in sich selbst und mit Sicherheit nicht Sufilike. Ich sehe darin keinen spirituellen Ansatz von Liebe oder Weisheit, es ist reine Egomanie. Es ist ein Missbrauch spiritueller Gedanken zur Untermauerung der persönlichen Positionierung in der Welt.
So etwas nennt man Instrumentalisierung. Das ist es letztlich auch, was religiöse Fundamentalisten allerortens versuchen.
 

kilicaslan

Well-Known Member
warum manche keine Karikaturen bringen die Religiöse Werte verspotten könnte auch daran legen. Ich weiß nicht wie es in Frankreich ist aber, in D wird das nämlich mit bis zu 3 Jahre Haft geahndet.
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ Personen- und Sachbegriffe
StGB > Allgemeiner Teil > Das Strafgesetz > Sprachgebrauch
" style="border-bottom-width: 1px; border-bottom-style: dotted; outline: none; color: rgb(204, 51, 0);">11
Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ Personen- und Sachbegriffe
StGB > Allgemeiner Teil > Das Strafgesetz > Sprachgebrauch
" style="border-bottom-width: 1px; border-bottom-style: dotted; outline: none; color: rgb(204, 51, 0);">11
Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
http://dejure.org/gesetze/StGB/166.html
 

Majnomon

Well-Known Member
Ok, Pitty, wenn Dir Deine Glaubwürdigkeit so am Herzen liegt und Du meinst, hier die Meinungsfreiheit als absolutes Recht verteidigen zu müssen, folgender Vorschlag:

Geh nach Marxloh und stell Dich mit einem Verkaufsstand für die aktuelle Ausgabe des Charlie Hebdo auf die Straße, lass Dich dabei unbemerkt fotografieren oder filmen und stell die Aufnahmen danach ins Netz.

Dann können wir weiter über (Deine) Glaubwürdigkeit reden.
 
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