Gerade las ich zu einem Text in der Süddeutschen:
"Das Robert-Koch-Institut registriert 6638 neu mit dem Coronavirus infizierte Menschen innerhalb von 24 Stunden. Das ist der höchste jemals in Deutschland gemessene Wert."
https://www.sueddeutsche.de/politik...DZin8VLgjHhh6M_otBy8ygyj8Rp0ns-mWSNNqU3Zd2XEs
Im zweiten Absatz weisen sie zum Glück darauf hin, dass inzwischen erheblich mehr getestet wird als im Frühjahr.
So gehört sich das, auch wenn bei den ersten Sätzen vermutlich schon viele aussteigen. Und zur besseren Einordnung hätte ich gern noch ein paar Zahlen mehr. Ok, die kann man bedarfsweise ergoogeln, auch beim RKI und anderen Quellen abfragen.
Trotzdem (die Süddeutsche ist hier nur ein Beispiel): wie viele Phrasendreschmaschinen wollen sie in den Redaktionen noch anwerfen, wenn die Lage wirklich schlimm wird? So schlimm wie beispielsweise in Frankreich, wo es inzwischen wieder Ausgangssperren gibt? Ausgangssperren, kein Soft-Lockdown, wie wir ihn hatten.
Ich glaube, dass durchgängig alarmistische Töne sich abnutzen. Als ob jemand wie in der alten Erzählung dauernd vor dem Wolf warnt und keiner mehr darauf hört, wenn er wirklich kommt. Das bemerke ich auch auch an mir selbst. Nach einem TV-Abend mit Corona-"Extras", kürzeren Sondersendungen und dazu noch dem einen, alles überlagernden Thema in den Nachrichtenblöcken ertappe ich mich bei fatalistischen Gedanken und einem geradezu kindlichen Bedürfnis, den Nachrichtenkonsum wieder strikt zu limitieren: ein-, zweimal am Tag, kurz die aktuelle Lage checken, RKI und JHU checken, fertig.
Auch dies zieht vorüber. Der zweite Lockdown kommt oder nicht. Wir werden alle sterben oder nicht.
Donald Trump wird auch diese Wahl gewinnen, leider.
Bis 2035 sind die Polkappen abgeschmolzen.
Dann ist der Draco Malfoy im Weißen Haus vermutlich schon six feet under.
Ich möglicherweise auch, vorzeitig.
Aber wie geht es den Kindern?
Hauptsache, diese Zeit zieht vorüber. Wir müssen da durch. Mir tun vor allem die Alten in den Heimen leid.
Die kleinen Selbständigen ohne klare Perspektiven, deren Firmen reihenweise ins Trudeln geraten, zusammenbrechen. Alle, die ihre Jobs verlieren, plötzlich vor dem Nichts stehen.
Und die, die ihre Liebsten durch dieses tückische Virus verloren haben, noch verlieren werden.
Dieser Tage lief spätabends eine ARD-Doku über ein Pflegeheim für Demenzkranke in Wolfsburg, in dem trotz harter, teils knallharter Vorkehrungen im Frühjahr 47 alte Menschen gestorben sind. Von 112 Infizierten.
Auch Pflegekräfte waren erkrankt.
Wer die sehenswerte Doku verpasst hat, kann sie hier anschauen und ein Interview dazu lesen.
https://www.daserste.de/information...h-weiss-nicht-mal-wie-er-starb-video-100.html
https://www.daserste.de/information...ung/ich-weiss-nicht-mal-wie-er-starb-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/doku...uarantaene.886.de.html?dram:article_id=485635
Der 44-minütige Film geht unter die Haut.
Ich fand ihn aufklärerischer als immer neue Zahlen, die in die Medien gehustet werden und mehr oder minder abstrakt bleiben wie Börsenkurse, solange man nicht selbst betroffen ist oder Betroffene kennt.