Das braune Erbe der DDR

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

Nenne doch bitte Fakten.
Ich habe keine Rechtsextreme gekannt.

auf ein beispiel hat pauline verwiesen:

Zum Weiterlesen: http://www.boell.de/demokratie/demokratie-entwicklung-der-neonazi-szene-in-thueringen-13361.html

Das nur beispielhaft; es bezieht sich nur auf die Szene in Thüringen. - Ab Ende der 70er gab es in der DDR dann auch Neonazi-Skins, die sich an gleichartigen Bewegungen im Westen orientierten und gegen den Staat und dessen offizielle Doktrin rebellierten - nicht viele, aber es gab sie. Im Alltag dürften sie nicht weiter aufgefallen sein, landeten auch zumeist wegen "Rowdytums" hinter Gittern. Wie zum Beispiel der spätere Aussteiger Ingo Hasselbach, der 1990 noch zur rechten Hausbesetzerszene in der Ostberliner Weitlingstr. rings um den neuheidnischen Agigator Arnulf Priem zählte, der dort regelmäßig Schulungen abhielt.
 
S

sommersonne

Guest
AW: Das braune Erbe der DDR

mir hat vor jahren eine ältere dame mit herzglut in den augen erzählt, dass sie im bdm war und das ganz toll fand, weil sie dort stricken gelernt hat. ich frage: "nur stricken?" "nein, auch wie man feuerholz hackt."


Na ja, fast dieganze Nation war im BDM oder in anderen braunen Organisationen.
Die Hauptsache ist doch aber, das sie kein Nazigedankengut verbreitet und vielleicht sogar weiß das es total falsch war.
Ältere Leute denken nun mal gern an ihre Jugend zurück. Da verklärt oder vergißt sich so einiges.
 
S

sommersonne

Guest
AW: Das braune Erbe der DDR

Nenne doch bitte Fakten.
Ich habe keine Rechtsextreme gekannt.

Ich habe auch keine gekannt.

Aber Pauline hat uns ja die NDPD wieder in Erinnerung gebracht. Es ist Fakt das es diese Partei gab. Auch wenn ich mich an keinerlei Aktionen von denen erinnern kann, an kein Werbeplakat oder ein Büro von denen.

Sie war ein Sammelbecken von Nazis, die als schuldlos eingestuft wurden. Die Partei durfte gegründet werden damit diese Leute nicht die paar anderen Parteien, die es noch gab, wählen würden und so das "tolle" Ergebis der SED schmälern würden.

Habe auch erst mal nachlesen müssen. Scheinbar waren sie fast unsichtbar, aber vorhanden.
 

naumburger

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

ich kenne und kannte auch keine rechtsextremen menschen persönlich. mir ist aber durchaus bewusst, dass es diese gibt, und ich weiß um deren "potenzial".

Dieses "potenzial" wie du schreibst besteht schlicht und einfach aus Hirnlosen Hosenscheißern. Die sind keine ernsthafte Gefahr für die Demokratie und das System in Deutschland.
Das braune Erbe in Deutschland konnte doch nur am Leben bleiben weil es nicht mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurde. Die damaligen Machthaber in der alten Bundesrepublik waren diesen Erbe gegenüber freundlich eingestellt. Dazu nur zwei Namen Hans Filbinger und Hans Globke ,ist dir die Lebensgeschichte dieser Herren von 1933-1945 bekannt ? Ich denke das man hier von einen braunen Erbe sprechen darf.
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

Ich habe hier einen langen Text vorliegen, der diese Problematik analysiert:
Ist der Rechtsextremismus im Osten ein Produkt der autoritären DDR?
http://www.bpb.de/apuz/25910/ist-der-rechtsextremismus-im-osten-ein-produkt-der-autoritaeren-ddr

Darin werden wohl folgende Thesen untersucht:

  1. Ein hohes rechtsextremistisches Potenzial, vor allem Ausländerfeindlichkeit und Gewalt, waren schon zu DDR-Zeiten weit verbreitet.
  2. Je länger Personen oder Gruppen der DDR-Sozialisation ausgesetzt gewesen sind, desto stärker werden (im Durchschnitt) rechtsextreme Orientierungen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft ausgeprägt sein.
  3. Je stärker Personen oder Gruppen sich mit der DDR, den sozialistischen Werten identifiziert haben, desto mehr werden diese sich an die Systemziele und -zwänge angepasst haben, desto konformer werden sie sich auch später noch in Bezug auf Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt verhalten.
  4. Nach der Vereinigung werden diese Erscheinungen im Bewusstsein und Verhalten der Menschen kontinuierlich zurücktreten. Die Wirkung der DDR-Prägungsfaktoren wird von Jahr zu Jahr schwinden, die Lebensbedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft dagegen immer mehr an Einfluss gewinnen.

Viel Text und sicher nichts für jemanden, der diese Angelegenheit differenziert betrachten will. Ich habe ihn auch noch nicht komplett gelesen.
 

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

ich glaube kaum, dass sich ein "braunes erbe" mit dem verweis auf blockparteien erklären, rechtfertigen, belegen lässt. sowohl nazi- als auch sed-diktatur waren totalitäre systeme. eines der stilprägenden merkmal dieser staatsform ist nun einmal eine staatspartei (II im totalitarismus-modell von friedrich/brzezinski). somit ist die staatspartei kennzeichnend für die staatsform, nicht für ein "braunes erbe" der bevölkerung. in westdeutschland war die personelle kontinuität von nazi-diktatur zur bundesrepublik weitaus stärker (globke, filbinger, kiesinger…), womit sich ein "braunes erbe" rechtfertigen ließe, wie es dann ende der sechziger zu tage trat.

politisch "rechts" eingestellte gibt es in jeder gesellschaft - in unterschiedlicher anzahl, radikalität und organisation. es gab einen sehr starken west-ost-export von organisation und geld, was den aufbau einer rechtsextremistischen szene in ostdeutschland förderte. über die genaue taktik der npd:

http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41879/npd-taktiken

das "braune erbe" wurde im westen weitaus konsequenter bedient als im osten. die personelle kontinuität in politik, justiz und verwaltung war im westen ausgeprägter, denn im osten. es gibt dafür zwei historisch-makabre gründe, warum im westen die kontinuität gewahrt blieb, während der osten einen vergleichsweise deutlicheren neuanfang wagen konnte.

erbe bedeutet für mich, dass etwas weitergeben, weitergereicht und übergeben wird. dass es eine kontinuität gibt, eine tradition, wie gesagt familiär oder soziokulturell.

im westen war diese kontinuität aus der nazi-diktatur ad personam gegeben. denn führende nazis haben nicht an der front gekämpft und standen bei der gründung der brd als unversehrte experten in verwaltung, recht und politik zur verfügung. auf diese "experten" konnten die westmächte nicht verzichten, als es darum ging, schnell einen westdeutschen staat zu etablieren. das ging hin bis zur universitätslehre und sogar in kunst und kultur: heinz rühmann war in keinem schützengraben, martin heidegger auch nicht…

diese personelle kontinuität war im osten weitaus geringer, da man hier menschen einsetzen konnte, die sich nach moskau abgesetzt hatten.



ich bin mit dir einer meinung, dass es im osten anpassertum durch bekannte mechanismen kam. das ist ein momentum links- wie rechtstotalitärer staaten. die funktionieren nun mal nicht anders. und man kann - wie uns horst mahler zeigt - soweit nach links laufen, dass man rechts raus kommt. aber ich kann keinen familiär-soziokulturell tradierten rechtsextremismus in ostdeutschland erkennen. die politische haltung war durch den staat verordnet, nicht durch das elternhaus. wenn letzteres gegeben gewesen wäre, wäre der prozess der einheit anders verlaufen, da eine tradierung durch das elternhaus wesentlich stärkere bindungen erzeugt.

ich zitiere mich ungern selbst, aber dies als antwort auf deinen beitrag:

Dieses "potenzial" wie du schreibst besteht schlicht und einfach aus Hirnlosen Hosenscheißern. Die sind keine ernsthafte Gefahr für die Demokratie und das System in Deutschland.
Das braune Erbe in Deutschland konnte doch nur am Leben bleiben weil es nicht mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurde. Die damaligen Machthaber in der alten Bundesrepublik waren diesen Erbe gegenüber freundlich eingestellt. Dazu nur zwei Namen Hans Filbinger und Hans Globke ,ist dir die Lebensgeschichte dieser Herren von 1933-1945 bekannt ? Ich denke das man hier von einen braunen Erbe sprechen darf.

mordendes potenzial als "hirnlose hosenscheißer" zu bezeichnen finde ich sehr gewagt.
 

feshak

Moderator
AW: Das braune Erbe der DDR

Ich habe hier einen langen Text vorliegen, der diese Problematik analysiert:
Ist der Rechtsextremismus im Osten ein Produkt der autoritären DDR?
http://www.bpb.de/apuz/25910/ist-der-rechtsextremismus-im-osten-ein-produkt-der-autoritaeren-ddr

Darin werden wohl folgende Thesen untersucht:

  1. Ein hohes rechtsextremistisches Potenzial, vor allem Ausländerfeindlichkeit und Gewalt, waren schon zu DDR-Zeiten weit verbreitet.
  2. Je länger Personen oder Gruppen der DDR-Sozialisation ausgesetzt gewesen sind, desto stärker werden (im Durchschnitt) rechtsextreme Orientierungen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft ausgeprägt sein.
  3. Je stärker Personen oder Gruppen sich mit der DDR, den sozialistischen Werten identifiziert haben, desto mehr werden diese sich an die Systemziele und -zwänge angepasst haben, desto konformer werden sie sich auch später noch in Bezug auf Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt verhalten.
  4. Nach der Vereinigung werden diese Erscheinungen im Bewusstsein und Verhalten der Menschen kontinuierlich zurücktreten. Die Wirkung der DDR-Prägungsfaktoren wird von Jahr zu Jahr schwinden, die Lebensbedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft dagegen immer mehr an Einfluss gewinnen.

Viel Text und sicher nichts für jemanden, der diese Angelegenheit differenziert betrachten will. Ich habe ihn auch noch nicht komplett gelesen.

Zum 1) Dann jedoch hat die Politkorrektness genauso gewonnen wie in der Bundesrepublik.

Punkte 2 und 3 widersprechen sich grundsätzlich, denn Sozialisation gerade in den Schulen bedeutete gerade Werte frei von rassistischem und fremdenfeindlichen Gedankengut.

Punkt 4) Sehr interessant: Dann wie erklären sich Skins im Teenageralter oder NPD-Erstwähler im Jahre 2012?
 
Top