Das braune Erbe der DDR

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

Ich habe hier einen langen Text vorliegen, der diese Problematik analysiert:
Ist der Rechtsextremismus im Osten ein Produkt der autoritären DDR?
http://www.bpb.de/apuz/25910/ist-der-rechtsextremismus-im-osten-ein-produkt-der-autoritaeren-ddr

Darin werden wohl folgende Thesen untersucht:

  1. Ein hohes rechtsextremistisches Potenzial, vor allem Ausländerfeindlichkeit und Gewalt, waren schon zu DDR-Zeiten weit verbreitet.
  2. Je länger Personen oder Gruppen der DDR-Sozialisation ausgesetzt gewesen sind, desto stärker werden (im Durchschnitt) rechtsextreme Orientierungen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft ausgeprägt sein.
  3. Je stärker Personen oder Gruppen sich mit der DDR, den sozialistischen Werten identifiziert haben, desto mehr werden diese sich an die Systemziele und -zwänge angepasst haben, desto konformer werden sie sich auch später noch in Bezug auf Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt verhalten.
  4. Nach der Vereinigung werden diese Erscheinungen im Bewusstsein und Verhalten der Menschen kontinuierlich zurücktreten. Die Wirkung der DDR-Prägungsfaktoren wird von Jahr zu Jahr schwinden, die Lebensbedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft dagegen immer mehr an Einfluss gewinnen.

Viel Text und sicher nichts für jemanden, der diese Angelegenheit differenziert betrachten will. Ich habe ihn auch noch nicht komplett gelesen.

du schlumpf :wink:, du zitierst hier die hypothesen, die dann empirisch untersucht werden. zur hypothese 1 heißt es dann im folgenden der quelle:

"Die Hypothese 1 von einer stark ausgeprägten und verbreiteten Ausländerfeindlichkeit zu DDR-Zeiten als Folge der Sozialisation in einem autoritären System kann mit dieser Studie nicht gestützt werden."
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

du zitierst hier die hypothesen, die dann empirisch untersucht werden. zur hypothese 1 heißt es dann im folgenden der quelle:

"Die Hypothese 1 von einer stark ausgeprägten und verbreiteten Ausländerfeindlichkeit zu DDR-Zeiten als Folge der Sozialisation in einem autoritären System kann mit dieser Studie nicht gestützt werden."

Wie gesagt, ich habe den Text (mit seinen Grundthesen) für den Interessierten reingestellt. Wer sich für dieses Thema interessiert, findet sicher Erhellendes; wer aber darauf besteht, dass der Osten scheiß Naziland ist, für den ist der Text nichts.
 

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

Ich habe hier einen langen Text vorliegen, der diese Problematik analysiert:
Ist der Rechtsextremismus im Osten ein Produkt der autoritären DDR?
http://www.bpb.de/apuz/25910/ist-der-rechtsextremismus-im-osten-ein-produkt-der-autoritaeren-ddr

Darin werden wohl folgende Thesen untersucht:

  1. Ein hohes rechtsextremistisches Potenzial, vor allem Ausländerfeindlichkeit und Gewalt, waren schon zu DDR-Zeiten weit verbreitet.
  2. Je länger Personen oder Gruppen der DDR-Sozialisation ausgesetzt gewesen sind, desto stärker werden (im Durchschnitt) rechtsextreme Orientierungen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft ausgeprägt sein.
  3. Je stärker Personen oder Gruppen sich mit der DDR, den sozialistischen Werten identifiziert haben, desto mehr werden diese sich an die Systemziele und -zwänge angepasst haben, desto konformer werden sie sich auch später noch in Bezug auf Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt verhalten.
  4. Nach der Vereinigung werden diese Erscheinungen im Bewusstsein und Verhalten der Menschen kontinuierlich zurücktreten. Die Wirkung der DDR-Prägungsfaktoren wird von Jahr zu Jahr schwinden, die Lebensbedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft dagegen immer mehr an Einfluss gewinnen.

Viel Text und sicher nichts für jemanden, der diese Angelegenheit differenziert betrachten will. Ich habe ihn auch noch nicht komplett gelesen.

zu punkt zwei:
"(…) Daraus geht hervor, dass eine längere Dauer der DDR-Sozialisation rechtsextremistische Dispositionen (gemessen am Beispiel der Ausländerfeindlichkeit und des Antisemitismus) bei der DDR-Bevölkerung nicht verstärkt, sondern im Gegenteil abgeschwächt hat. Die in der DDR länger sozialisierten Jahrgänge, mit einer Generationsprägung nach 1945, sind weniger ausländerfeindlich und antisemitisch eingestellt."

zu punkt 3:
"Empirische Untersuchungen können diese Hypothese 3 nicht verifizieren. Im Gegenteil: Die Jugendstudien des ZIJ weisen nach, dass eine hohe Identifikation mit der DDR oder mit den Werten des sozialistischen Systems (ausgedrückt in positiven Einstellungen, aber auch etwa durch das politische Engagement in der FDJ bzw. die Mitgliedschaft in der SED) nicht mit der Bevorzugung, sondern mit der Ablehnung rechtsextremistischer Einstellungen, nicht mit einer negativen, sondern einer sehr positiven Haltung gegenüber Ausländern korreliert. Nach der Wende wird das von den einschlägigen Untersuchungen immer wieder bestätigt, z. B. auch in unserer sächsischen Jugendstudie von 1992 (…)."

zu punkt 4:
"Die Analyse war auf die Beantwortung der Frage gerichtet, ob die Hauptursachen des rechtsextremistischen/fremdenfeindlichen Einstellungspotenzials im Osten in den autoritären Strukturen der DDR-Gesellschaft zu sehen sind. Die Prüfung der von uns aufgestellten Hypothesen erbrachte keine Ergebnisse, die diesen Schluss zulassen."

zusammenfassung aus: http://www.bpb.de/apuz/25910/ist-der-rechtsextremismus-im-osten-ein-produkt-der-autoritaeren-ddr?p=0
 

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Das braune Erbe der DDR

Wie gesagt, ich habe den Text (mit seinen Grundthesen) für den Interessierten reingestellt. Wer sich für dieses Thema interessiert, findet sicher Erhellendes; wer aber darauf besteht, dass der Osten scheiß Naziland ist, für den ist der Text nichts.

da hast du recht. es steht aber auch nicht drin, dass es in der ddr überhaupt keine nazis gab.
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Das braune Erbe der DDR

Auch wenn kein Beitrag oder irgendein Argument den Threadersteller von irgenwas überzeugen wird, mal kurz meine Sicht der Dinge.

Zum einen war die DDR eine Diktatur, lange nicht so brutal wie das Dritte Reich, aber in vielen Dingen war man sich ähnlich. Ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier (Paulus) baute die NVA auf und auch sonst gab es ehemalige Nazis in verschieden Positionen. Die kommunistische Elite war in den Lagern Hitlers und Stalins ermordet worden, übrig blieben vor allem Verbrecher wie Mielke oder Duckmäuser. Nicht unbedingt die ideale Besetzung, um ein Staat aufzubauen.

Aber die Kontinuität, die es bei Nazigrößen und -Mitläufern in der BRD gegeben hat, das ist in der DDR definitiv nicht passiert.

Ausländer gab es eher wenig und wenn, dann eigentlich nur aus "befreundeten" Staaten. Die wurden größtenteils als reine Arbeitssoldaten angesehen. Teilweise war der Kontakt mit Einheimischen sogar verboten. Es gab zwar ungefähr monatlich eine Solidaritätssammlung für irgendein bedrohtes Land, aber das war mehr Ritual, als wirkliche Hilfe. Viel Reisen durfte der DDR-Bürger bekanntlich auch nicht und wenn, dann hatte er meist so wenig Geld, das keine großen Sprünge drin waren. Die meisten hatten vielleicht schon mal einen "Neger" von weitem gesehen, aber mit einem gesprochen, wohl eher selten. Von den kulturellen Errungenschaften der Welt war man auch so gut wie abgeschlossen.

Ressentiments gegen Auslander gab es und während im Westen der Punk als Gesellschaftsschreck funktionierte konnte man im Osten mit nichts mehr schocken, als wenn man Skinhead wurde. Ein paar Geschichten von Opa aus der Wehrmacht hatte man vielleicht auch noch aufgeschnappt. Und es gibt in jeder Gesellschaft Leute, die auf Uniformen, Waffen und Rituale abfahren und wer war darin Meister?

Dann kam der Mauerfall und die Gesellschaft wurde regelrecht geköpft. Alle alte Autorität war nichts mehr wert, Lehrer standen vor der Klasse und wurden ausgelacht, wenn sie was über die Vorzüge des Sozialismus erzählen wollten. Und genau wie die anderen Parteien ihre Vertreter in den wilden Osten schickten, machten das die rechtsradikalen Partein natürlich auch.

Ob die Bundesrepublik aus Dummheit oder mit Absicht Asylbewerber nach dem gleichen Schlüssel wie für Westdeutschland in den Osten schickte, werden wir wohl nie erfahren. Für ein Volk, das in weiten Teilen innerhalb kürzester Zeit desillusioniert wurde, arbeitslos war, von 10fachen Mieten überrascht, waren natürlich Ausländer, die nicht arbeiten mussten (bzw. durften) und angeblich jede Menge Westgeld bekamen ein rotes Tuch. Dummheit und Alkohol kamen sicher noch hinzu. Man muss aber immer wieder sagen, der größere Teil der ehemaligen Ostdeutschen hat vor Asylbewerberheimen gestanden, um diese zu schützen und nicht mit Molotow-Cocktails davor.

Auch bei Wahlen haben Neonazis außer in kleineren Gemeinden irgendwo in der Pampa, keine Erfolge feiern können, die die Behauptung, ein Großteil der Ostdeutschen wäre rechtsextrem, untermauern würde.
 

feshak

Moderator
AW: Das braune Erbe der DDR

Und es seht auch nicht drin, dass es in der Ex-DDR heute keine Nazis gibt, sondern nur in Köln und Dortmund.
Das Problem ist Folgendes: Kein User mit Herkunft oder sonstigen Bindungen zu Ex-DDR, Ostdeutschland hat jemals bestritten, dass Einfluss von NPD, Skinheads etc. ein Problem im Osten sind. Es spricht nichts dagegen, es zu thematisieren, nach möglichen Ursachen zu fragen, über Lösungen zu diskutieren. Das scheint jedoch mitnichten das Anliegen des Threaderstellers. Wenn es um entsprechendes Gedankengut geht. dann wird bei ihm ausschließlich der Osten zum Thema, und wenn "Ossis" sich quasi gegen diese Einseitigkeit wehren und im Übrigen berechtigt darauf verweisen, dass es mitnichten nur im Osten ein Problem ist, dann kommt der Zirkelschluss, man wurde nur ablenken und verharmlosen wollen.

Ich verlasse die Diskussion und wünsche einen schönen Abend.
 

Lynx72

Gesperrt
AW: Das braune Erbe der DDR

Das Problem ist Folgendes: Kein User mit Herkunft oder sonstigen Bindungen zu Ex-DDR, Ostdeutschland hat jemals bestritten, dass Einfluss von NPD, Skinheads etc. ein Problem im Osten sind. Es spricht nichts dagegen, es zu thematisieren, nach möglichen Ursachen zu fragen, über Lösungen zu diskutieren. Das scheint jedoch mitnichten das Anliegen des Threaderstellers. Wenn es um entsprechendes Gedankengut geht. dann wird bei ihm ausschließlich der Osten zum Thema, und wenn "Ossis" sich quasi gegen diese Einseitigkeit wehren und im Übrigen berechtigt darauf verweisen, dass es mitnichten nur im Osten ein Problem ist, dann kommt der Zirkelschluss, man wurde nur ablenken und verharmlosen wollen.

Ich verlasse die Diskussion und wünsche einen schönen Abend.

Der Threadsteller will Ossis piesacken und sich daran ergötzen, wie sie sich ärgern. Ihm liegt nichts daran, das Thema ernsthaft zu diskutieren.
 

feshak

Moderator
AW: Das braune Erbe der DDR

Der Threadsteller will Ossis piesacken und sich daran ergötzen, wie sie sich ärgern. Ihm liegt nichts daran, das Thema ernsthaft zu diskutieren.

Ich habe nicht den Eindruck, dass er speziell die User aus dem Osten piesacken möchte. Denn grundsätzlich sehe ich nicht, wie diese derart aufgestoßen sein sollten, um gepiesackt zu werden. Es geht scheinbar um einen Feldzug gegen den angeblich naziverseuchten Osten, wie in Medien generell bleiben doch mal Threadüberschriften hängen etc.
 
Top