Dem Himmel nahe

sonja.s

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AW: Dem Himmel nahe

Ein sonniger Sonntag in Istanbul

Es ist Sonntag, die Sonne scheint. Es ist angenehm, nicht zu warm, nicht zu kalt. Ich überlege mir einen Ausflug zu machen. Nicht zu weit, dazu ist es schon zu spät. Trotzdem ein bischen raus aus dem Lärm der Stadt. Ich habe mir Hidiv-Kasri ausgesucht. Essen und Trinken gibt es dort. Brauche also nichts vorzubereiten. Also, schnell noch ein Buch in die Handtasche gesteckt und los gehts.

Zuerst mit der Fähre nach Üsküdar. Es sind wahnsinnig viele Menschen unterwegs. Wo wollen die bloß alle hin ?? Genau gegenüber dem Fähranleger in Üsküdar fahren die Busse ab. Nur von welchem Platz genau fährt nun meiner ab? Ich fange an auf die einzelnen Schilder zu schauen .... und als wenn ich es nicht eigentlich schon gleich gewußt hätte. Es ist natürlich die Haltestelle, an der die längste Schlange steht. Warum nur wollen die alle in meine Richtung? Ich stelle mich schön brav hinten an. Und während wir da auf den Bus warten denke ich mir so, dass die, die da vor mir stehen doch nie und nimmer in einen Bus passen. Ich werde bestimmt auf einen zweiten Bus warten müssen .... und während ich noch so vor mich hingrübele kommt eine Kopftuchträgerin mittleren Alters, maschiert schnurstracks ganz nach vorne und drängt sich in die Schlange. Ich fand das schlichtweg unverschämt. Als Ausländerin und mit meinen schlechten Türkischkenntnissen wollte ich mich da allerdings doch nicht einmischen. Aber, meine Bedenken waren unnötig. Denn umgehend fingen Türken an mit der Frau zu schimpfen und jagten sie nach hinten.... zähneknirschend und rummosernd (hab allerdings nicht verstanden, was sie da vor sich hin brummelte) stellte sie sich hinten an. Warum ich explizit erwähne, dass es eine Kopftuchträgerin ist? Weil ich mit diesen Damen ziemlich oft solche Erlebnisse hatte .... Sie denken oft, dass sie mehr Rechte hätten als andere (nicht nur mehr Rechte als Ausländer, sondern auch als andere Türken ....).

Und dann kommt endlich der richtige Bus. Diese Dinger sind doch größer als man denkt. Die komplette Schlange passte in diesen einen Bus .... Mit Luft holen, Umfallen oder Ähnlichem war dann allerdings nichts mehr - eine Sardienenbüchse ist im Vergleich dazu enorm geräumig!

Ich bin total eingekeilt. Keine Ahnung wie man da rauskommen soll falls man aussteigen möchte .... Aber gut, meine Haltestelle ist noch weit, da kann sich noch viel ändern. Es änderte sich aber nicht viel. Hin und wieder stiegen zwar Leute aus ... aber mindestens genau so viele auch ein. An meinem Ziel angekommen habe ich es dann doch geschafft aus der Sardienenbüchse zu entkommen.

Ich steige den Hügel zum Hidiv-Kasri hinauf. Auf dem recht steilen Weg nach oben ist es ruhig, ich begegne nur 2, 3 Leuten. Ich male mir einen schönen ruhigen Nachmittag im Grünen, mit Kaffee und Kuchen und schöner Aussicht aus ... und erschrecke dann, am Ziel angekommen, gewaltig .... Nichts von wegen geruhsamem Sonntagnachmittag ..... hier tobt der Bär ....oder vielmehr die türkischen Familien. Was für Menschenmassen !!! .... man könnte denken, dass dies der einzige grüne Fleck der Stadt wäre. Aber nein, er ist es nicht. Es gibt viele davon und alle sind an sonnigen Sonntagen genauso überfüllt.

Sollte ich mal wieder nach Istanbul kommen, hat sich das Thema Sonntagsausflug für mich erledigt .... Da bleib ich in meinem Hotel, mach mir einen ruhigen Tag und verlege den Sonntagsausflug einfach auf Montag. Oder vielleicht versuche ich es dann sonntags mal in einem Museum - da herrscht nämlich an Schultagen das Chaos. Da wird dann immer eine Schulklasse nach der anderen durchgejagt - Einzel-Besucher werden einfach umgerannt :)
 

melekchen

Well-Known Member
AW: Dem Himmel nahe

Ein sonniger Sonntag in Istanbul

Es ist Sonntag, die Sonne scheint. Es ist angenehm, nicht zu warm, nicht zu kalt. Ich überlege mir einen Ausflug zu machen. Nicht zu weit, dazu ist es schon zu spät. Trotzdem ein bischen raus aus dem Lärm der Stadt. Ich habe mir Hidiv-Kasri ausgesucht. Essen und Trinken gibt es dort. Brauche also nichts vorzubereiten. Also, schnell noch ein Buch in die Handtasche gesteckt und los gehts.

Zuerst mit der Fähre nach Üsküdar. Es sind wahnsinnig viele Menschen unterwegs. Wo wollen die bloß alle hin ?? Genau gegenüber dem Fähranleger in Üsküdar fahren die Busse ab. Nur von welchem Platz genau fährt nun meiner ab? Ich fange an auf die einzelnen Schilder zu schauen .... und als wenn ich es nicht eigentlich schon gleich gewußt hätte. Es ist natürlich die Haltestelle, an der die längste Schlange steht. Warum nur wollen die alle in meine Richtung? Ich stelle mich schön brav hinten an. Und während wir da auf den Bus warten denke ich mir so, dass die, die da vor mir stehen doch nie und nimmer in einen Bus passen. Ich werde bestimmt auf einen zweiten Bus warten müssen .... und während ich noch so vor mich hingrübele kommt eine Kopftuchträgerin mittleren Alters, maschiert schnurstracks ganz nach vorne und drängt sich in die Schlange. Ich fand das schlichtweg unverschämt. Als Ausländerin und mit meinen schlechten Türkischkenntnissen wollte ich mich da allerdings doch nicht einmischen. Aber, meine Bedenken waren unnötig. Denn umgehend fingen Türken an mit der Frau zu schimpfen und jagten sie nach hinten.... zähneknirschend und rummosernd (hab allerdings nicht verstanden, was sie da vor sich hin brummelte) stellte sie sich hinten an. Warum ich explizit erwähne, dass es eine Kopftuchträgerin ist? Weil ich mit diesen Damen ziemlich oft solche Erlebnisse hatte .... Sie denken oft, dass sie mehr Rechte hätten als andere (nicht nur mehr Rechte als Ausländer, sondern auch als andere Türken ....).

Und dann kommt endlich der richtige Bus. Diese Dinger sind doch größer als man denkt. Die komplette Schlange passte in diesen einen Bus .... Mit Luft holen, Umfallen oder Ähnlichem war dann allerdings nichts mehr - eine Sardienenbüchse ist im Vergleich dazu enorm geräumig!

Ich bin total eingekeilt. Keine Ahnung wie man da rauskommen soll falls man aussteigen möchte .... Aber gut, meine Haltestelle ist noch weit, da kann sich noch viel ändern. Es änderte sich aber nicht viel. Hin und wieder stiegen zwar Leute aus ... aber mindestens genau so viele auch ein. An meinem Ziel angekommen habe ich es dann doch geschafft aus der Sardienenbüchse zu entkommen.

Ich steige den Hügel zum Hidiv-Kasri hinauf. Auf dem recht steilen Weg nach oben ist es ruhig, ich begegne nur 2, 3 Leuten. Ich male mir einen schönen ruhigen Nachmittag im Grünen, mit Kaffee und Kuchen und schöner Aussicht aus ... und erschrecke dann, am Ziel angekommen, gewaltig .... Nichts von wegen geruhsamem Sonntagnachmittag ..... hier tobt der Bär ....oder vielmehr die türkischen Familien. Was für Menschenmassen !!! .... man könnte denken, dass dies der einzige grüne Fleck der Stadt wäre. Aber nein, er ist es nicht. Es gibt viele davon und alle sind an sonnigen Sonntagen genauso überfüllt.

Sollte ich mal wieder nach Istanbul kommen, hat sich das Thema Sonntagsausflug für mich erledigt .... Da bleib ich in meinem Hotel, mach mir einen ruhigen Tag und verlege den Sonntagsausflug einfach auf Montag. Oder vielleicht versuche ich es dann sonntags mal in einem Museum - da herrscht nämlich an Schultagen das Chaos. Da wird dann immer eine Schulklasse nach der anderen durchgejagt - Einzel-Besucher werden einfach umgerannt :)

toll erzaehlt, habe stellenweise lachen müssen! sehr plastisch!!!:-D

das mit der ''kopftuchtraegerin'' würde ich im übrigen unterschreiben! erlebe das auch immer mal wieder! wenn die besagte person noch zur besser betuchten schicht gehört, hast du als otto-normal-verbraucher keine chance!
die muss man dann wirklich auflaufen lassen!(im wahrsten sinne)!

mir kam letztens so eine dame entgegen, mitten auf dem fussweg! links strasse, rechts mauer! was also machen? vors auto springen oder auf die mauer wie ein speedkletterer? :confused:
normalerweise weicht man einander aus. die aber nicht! ich auch nicht!
so krachten wir zusammen! sie glotzte mich blöd an und ich fragte: ne oldu? mein blicke müssen funken gesprüht haben! sie trapte ab!
ich rief noch hinterher'ob die strasse vieleicht ihre sei, dann solle sie das kenntlich machen!':twisted:

das nur nebenbei! ansonsten klasse erzaehlung!:-D
 

sonja.s

New Member
AW: Dem Himmel nahe

ngbb

Manch einer hier mag es nicht mehr hören bzw. lesen ... Ja klar, natürlich hätte ich mich auf Anraten in ein Taxi setzen können. Aber, lernt man so eine Stadt kennen?

Man hatte mir auch den Rat gegeben ein Dolmus zu nehmen .... gut, wäre im Endeffekt aber auch nicht einfacher gewesen als mit dem Bus .....

Man hatte mir auch eine Busline empfohlen, allerdings ohne zu sagen, wo aussteigen ....

Also, habe ich im Endeffekt so getan, als hätte ich nie hier im Forum gefragt und noch mal ganz von vorne angefangen ....

An einem sonnigen Tag habe ich mich dann auf den Weg gemacht, stehe um 11:45 Uhr vorm Eingang und lese, dass gestern, heute und morgen erst um 13:00 Uhr geöffnet wird ....

Nun gut, auch nicht schlimm, hier ganz in der Nähe war ich ja schon mal bei strömendem Regen, also schaue ich es mir nochmal bei Sonnenschein an. Und siehe da, bei Sonnenschein sieht es gar nicht mehr so schlimm aus .... wobei ich allerdings immer noch nicht verstehe, warum es die gehobene Mittelschicht in Hochhaussiedlungen zieht .... ist wohl Geschmacksache ....

Gegen 13:00 geht es dann wieder zum ngbb .... Ich werde freundlich empfangen, bekomme Infomaterial und Tübitak Magazine kostenlos in die Hand gedrückt .... und los gehts ....

Die Idee, unnütztes Gelände - wie solches in Autobahnschleifen - in einen Botanischen Garten zu verwandeln finde ich gut .... allerdings lässt sich der ständig vorhandene Geräuschpegel auch nicht völlig ignorieren ....

Es ist ein schöner Tag und lehrreicher Tag .... und wer will, kann dann im Picknick-Bereich noch ausgiebig picknicken .... ich hatte dann aber irgendwann genug und habe meinen Rückweg angetregen ... bin dann auf dem Rückweg für "Shopping Gelüste" im Optimum ausgestiegen .... lag ja auf dem Weg ....

(im Endeffekt fand ich es geil, dass sie wegen meiner Anfrage ihre Homepage geändert haben ..... :mrgreen:)
 

Aylin2009

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AW: Dem Himmel nahe

wobei ich allerdings immer noch nicht verstehe, warum es die gehobene Mittelschicht in Hochhaussiedlungen zieht .... ist wohl Geschmacksache ....

Das frage ich mich auch immer wieder. Ist aber kein rein türkisches Phänomen, ich habe das in zwei afrikanischen Ländern und sogar in Belgien genauso kennen gelernt. Hat wohl was mit Sicherheit und Bequemlichkeit zu tun. Man hat alles was man braucht und sogar noch mehr: Sicherheitskräfte, Supermärkte, Gärtner, die die Grünanlagen pflegen, teilweise Fitnesstudios, Swimmingpools und sogar Kinos. Daneben sind die charmanteren Altbauten selten saniert und bewohnen sich teilweise wie im Mittelalter.

Ich finde es auch hässlich. Aber mit den Plattenbausiedlungen in Berlin zum Beispiel hat das wirklich sehr wenig zutun. Man wird für eine Wohnung in solchen Hochhaussiedlungen eher beneidet.
 

sonja.s

New Member
AW: Dem Himmel nahe

Das frage ich mich auch immer wieder. Ist aber kein rein türkisches Phänomen, ich habe das in zwei afrikanischen Ländern und sogar in Belgien genauso kennen gelernt. Hat wohl was mit Sicherheit und Bequemlichkeit zu tun. Man hat alles was man braucht und sogar noch mehr: Sicherheitskräfte, Supermärkte, Gärtner, die die Grünanlagen pflegen, teilweise Fitnesstudios, Swimmingpools und sogar Kinos. Daneben sind die charmanteren Altbauten selten saniert und bewohnen sich teilweise wie im Mittelalter.

Ich finde es auch hässlich. Aber mit den Plattenbausiedlungen in Berlin zum Beispiel hat das wirklich sehr wenig zutun. Man wird für eine Wohnung in solchen Hochhaussiedlungen eher beneidet.

Das geht aber auch schöner :mrgreen:
Ich weiß nicht mehr wie die site hieß, wenn man aus dem Ataköy Plus AVM rauskommt, ein paar Meter weiter ist ein Eingang. Da sind niedrigere Häuser, viel hübscher hergerichtet, mit wesentlich mehr Grünfläche dazwischen als in Atasehir (das ich in meinem ngbb Bericht im Auge hatte). Ist sogar noch mit einem Zaun umgeben (das waren die Hochhäuser in atasehir nicht). Da habe sogar ich gesagt "oh, das gefällt mir" :mrgreen:. Und diese "schöne" site in Ataköy war nicht die einzige, die bei meinen Erkundungen gesehen habe. Aber, scheinbar hat so ein Hochhausleben tatsächlich seinen Reiz :icon_eyecrazy:

Und mit der Bequemlichkeit hat es spätestens dann ein Ende wenn mal wieder der Strom ausfällt und man entweder unten (oder auch oben) warten muß, bis er wieder kommt oder aber sich auf einen langen Treppenauf- bzw. -abstieg auf den Weg machen muß.

Und ob ich mich in einem extrem erdbebengefährdeten Gebiet im 20. Stock eines Hochhauses "sicher" fühlen würde - ich glaube es nicht .....

Aber gut, jeder kann ja wohnen wo und wie er will.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Dem Himmel nahe

Das geht aber auch schöner :mrgreen:
Ich weiß nicht mehr wie die site hieß, wenn man aus dem Ataköy Plus AVM rauskommt, ein paar Meter weiter ist ein Eingang. Da sind niedrigere Häuser, viel hübscher hergerichtet, mit wesentlich mehr Grünfläche dazwischen als in Atasehir (das ich in meinem ngbb Bericht im Auge hatte). Ist sogar noch mit einem Zaun umgeben (das waren die Hochhäuser in atasehir nicht). Da habe sogar ich gesagt "oh, das gefällt mir" :mrgreen:. Und diese "schöne" site in Ataköy war nicht die einzige, die bei meinen Erkundungen gesehen habe. Aber, scheinbar hat so ein Hochhausleben tatsächlich seinen Reiz :icon_eyecrazy:

Ich glaube du redest genau von der Site in der mein Schatz aufgewachsen ist :mrgreen:
 

sonja.s

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AW: Dem Himmel nahe

Istanbul war wieder so wie ich es kenne - viel Regen, viel Wind.

Am Dienstag Morgen regnete es in Strömen, der Markt in Kadiköy stand auf dem Programm. Ich wollte nicht so recht, hatte schon eine Ahnung, was uns bevorstehen würde. Aber meine Schwester wollte unbedingt dorthin, ich hatte wohl zu viel Begeisterung in meine Erzählungen einfliessen lassen.
Also machten wir uns auf den Weg. Zwischenzeitlich ließ der Regen etwas nach, aber er hörte nicht wirklich auf. Auf dem Weg zur Fähre in Karaköy war man mit Schirm ganz gut bedient. Auch auf der asiatischen Seite war es noch erträglich, gut, der Weg zum Bus war ja nicht weit. Wir waren trotzdem froh, als wir drin saßen. Endlich trocken, sowohl von oben als auch von unten.
Am Ziel angekommen stiegen wir aus dem Bus und standen vor der ersten schwerwiegenden Entscheidung des Tages: In eine Pfütze treten, die bis weit über die Knöchel gehen würde und auf dem Gesteig Richtung Markt gehen, oder in weniger tiefen Gewässern einige Meter auf der Stadtautobahn laufen .... Tolle Alternativen :shock:. Wir entschieden uns für den Weg auf der Autobahn ..... da käme man in DE zu Fuß überhaupt nicht hin !!!!
Ich hatte schon keine Lust mehr, aber Schwesterherz wollte unbedingt auf den Markt. Ich dachte, vielleicht hätten die dort die Planen etwas dichter zusammengezogen. Aber nein, beidseitig kurze Planen über den Ständen und in der Mitte ein breiter unüberdachter Durchgang. Also in der Mitte nur Regen von oben und tiefe Pfützen von unten. Aber wehe man wich etwas zu weit vom Mitteldurchgang nach links oder rechts ab. Da kam dann von oben das sich auf den Planen angesammelte Regenwasser schwallartig nach unten. Und Schirm war angesichts der Architektur nicht wirklich ratsam.
Ich gab nach wenigen Metern auf und stellte meine Schwester vor die Wahl, mit mir zurück zum Bus zu kommen oder alleine weiter zu gehen - ich würde dann gerne unter der Brücke an der Haltestelle auf sie warten - sie kam dann doch gleich mit mir zurück zum Bus.
Als Alternativprogramm haben wir uns dann noch zwei AVM reingezogen (hauptsache überdacht und trocken) und sind abends noch durch Kadiköy gebummelt, bevor wir wieder nach Europa zurück sind.

Warum denken die meisten Leute bei "Türkei" automatisch an Sonnenschein und schönes Wetter ??? :icon_eyecrazy:

Aber es gab auch sonnigere Momente. Dazu mehr später .....
 

sonja.s

New Member
AW: Dem Himmel nahe

Am Dienstag Abend wurde das Wetter ja schon besser, aber als wir am Mittwoch Morgen vor das Hotel traten, trauten wir unseren Augen nicht - stahlender Sonnenschein, von Regen keine Spur mehr .... obwohl, das stimmt so nicht ganz .... von oben herunter war es trocken, aber die Sonne war dann doch nicht stark genug um die Pfützen vom Vortag auszutrocknen. Man musste also trotzdem noch gut aufpassen, wo man hintrat.

Heute wollten wir die schönen Künste mit Weltverbesserung und technischem Schnickschnack verbinden. Stellte sich nun die Frage, ob wir uns in die Shuttlebusse der Bilgi Üniversite zu den Studenten quetschen wollten oder doch lieber einen öffentlichen Bus nehmen sollten. Wir entschieden uns für letztere Variante - hauptsächlich, weil ich auf dem Weg, den der Linienbus nahm noch einmal aussteigen wollte (die Shuttlebusse fahren eine andere Strecke ...). Ich wollte mir doch endlich mal die restaurierten Reste des einst viertgrößten osmanischen Palastes der Stadt anschauen. Also, an der gleichnamigen Bushaltestelle raus, die Straße überquert und in den schönen Garten des Aynalikavak Kasri. Vom Palast übriggeblieben ist nicht viel, nur ein kleiner Pavillion, der aber ganz nett restauriert wurde. Außer uns war niemand dort und so mussten wir auch nicht auf eine der angeschriebenen Führungen warten, sondern ein Wächter öffnete uns umgehend die Tür zum Pavillion. Leider war sein Englisch nur auf wenige Worte beschränkt und so konnte er nicht wirklich etwas erzählen oder erklären. Im Erdgeschoss sind Musikinstrumente ausgestellt. Muß man nicht unbedingt gesehen haben, aber wenn man eh in der Gegend ist, kann man mal schnell durchlaufen.
Dann wieder zurück zum Bus und weiter zum alten E-Werk. Es liefen gerade zwei Ausstellungen: Eine der kroatischen Künstlerin Ana Tzarev (großformatige bunte Blumen) und eine zum Thema "Klimaerwärmung". Letztere konnte man sich allerdings nicht in Ruhe ansehen, da ohne Unterlass laut lärmende Schulklassen durchgeschleust wurden. Da half dann nur die Flucht ein Stockwerk nach oben zu den Blumen.
Allerdings hat es mich verwundert, dass man die Schulklassen nicht auch durch das Energiemuseum gejagt hat, denn das wäre für die Schüler mit Sicherheit interessanter gewesen. Dort sind neben den alten Anlagen auch verschiedene elektrische Versuchsanordnungen zum "anfassen und mitmachen" ausgestellt. Also, wer Kinder hat, die sich für so etwas interessieren, sollte dort unbedingt mal vorbeischauen.
Danach sind wir noch ein bischen über das Gelände gelaufen und haben dem Treiben der Studenten zu geschaut - heute konnte man sich tatsächlich auf die Terasse eines der beiden Cafes setzen.
 

sonja.s

New Member
AW: Dem Himmel nahe

Das Hotel war wie immer über ein Internetportal gebucht. Allerdings war es ein anderes als gewöhnlich. Ein Versuch. Mal etwas Neues ausprobieren. Warum? Das Hotel erschien interessant und war auf meinem "Stammportal" nicht zu haben.
Der Flug war auch etwas ausser der Reihe. Denn er kam nicht nachts an, sondern tatsächlich bei Tageslicht und nicht nur das: auch nach der Fahrt mit Metro, Straßenbahn und Tünelbahn war es immer noch hell.
Obwohl das Hotel laut diversen Internetauskünften etwas versteckt und schwer zu finden sein sollte, habe ich es ohne einen Meter Umweg gefunden.
Soweit so gut .... Ich ging also hinein: "Ich habe eine Reservierung." "Ja, kann ich bitte ihren Pass haben." Ich drücke dem Rezeptionisten meinen Pass in die Hand. Er hantiert am Computer. Es dauert. Was macht er da bloss .... Draussen scheint die Sonne .....
Langsam könnte er ja die Formalitäten mal erledigt haben .... Aber nein: "Ihre Reservierung wurde storniert." Ich: "Nein, ich habe nichts storniert." Er: "Ihre Kreditkartennummer liegt nicht vor, daher haben WIR die Reservierung storniert." Ich: "Wie? Ich habe hier eine Bestätigung, dass die Reservierung durch Kreditkarte garantiert ist." Er: "Wir haben aber kein Zimmer mehr frei" .......
Nun gut, alles diskutieren half nichts. Es war wohl tatsächlich kein Zimmer mehr frei. Er bot an, bei einem anderen Hotel nachzufragen, ob es dort freie Zimmer gäbe. Ich saß derweil ein Stück enfernt und wartete. Nach einer Weile kam er und sagte, das mit dem Zimmer im anderen Hotel sei ok. Ich: "Wo ist denn das Hotel?" Er: "Es kommt jemand und holt sie ab." Ich denke mir, na da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Ich war stinksauer auf den Reservierungsservice (der ist sehr bekannt und beliebt ....), hab mir für künftige Reisen noch einen Prospekt des Hotels eingesteckt .... denn es sah eigentlich ganz gut aus ......
Dann kam der Kollege aus dem anderen Hotel .... Jeans und Hemd .... ich habe mir keine Gedanken gemacht .... das war auch bei anderen Hotels schon öfter so, dass man die Angestellten eines Hotels nicht unbedingt als solche erkannt hätte .....
Er nimmt meinen Koffer, zieht ihn die Strasse entlang und ich hinterher ...... Nach einer Weile biegt er plötzlich in einen dunklen Hausgang ein .... ich denke noch "hier war doch gar kein Hotelschild ?????" ... aber, es wird immer unheimlicher, kaum Licht im Treppenhaus, kein Geländer an der Treppe ..... und geputzt wurde hier auch schon länger nicht mehr .....
Ich lege also einen Zahn zu hole den Herrn auf der Treppe ein, reisse ihm ohne Kommentar meinen Koffer aus der Hand, laufe schnell einige Stufen nach unten und sage: "Nein danke, hier werde ich nicht bleiben. Auf Wiedersehen."
Auch vor der Tür angekommen bleibe ich nicht stehen.... erst etliche Meter weiter harre ich aus, schnappe nach Luft, sammele mich, überlege und steuere dann ein anderes Hotel an ..... dort gab es noch Zimmer ..... Meiner Schwester habe ich davon nichts erzählt. Ich habe sie wie vereinbart später vom Flughafen abgeholt. Sie wunderte sich dann nur, dass meine vorherige Beschreibung nicht mit dem tatsächlichen Hotel übereinstimmte ....
 

sonja.s

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AW: Dem Himmel nahe

Türken und Deutsche .... da stellt sich die Frage, ist das mehr Hass oder mehr Liebe ..... sie streiten sich, dass die Fetzen nur so fliegen und sie lieben sich so sehr, dass sie vom anderen "stehlen" was nur geht ... oder, was eigentlich gar nicht geht ....

Meine letzte Reise war ja kurz vor Weihnachten .... hier in Deutschland alles weihnachtlich geschmückt ..... und Glühwein, jahhhhh Weihnachtsmärkte und Glühwein ....

In Istanbul war auch alles weihnachtlich geschmückt .... gut, für sie war es für yil basi gedacht .... für die europäischen Touristen war es eben der Ersatz für Weihnachten .....

Aber, der Hammer war ja, dass es echt an fast jeder Ecke Glühwein gab .... mal besser, mal schlechter .... aber, es gab ihn .... wer hätte das gedacht ..... Ich fand es dort ein bischen warm für Glühwein, aber was soll's ... in Deutschland war es zu der Zeit ja auch nicht wirklich kälter .....

Den besten Glühwein gab's meiner Ansicht nach im Harem Cafe in Levent ..... wir sassen dort so gemütlich und wollten gar nicht mehr zurück in unsere "Not-Hotel" ... :wink:
 
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