Deniz Yücel

Alubehütet

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All das aber hat die katholische Kirche – lange genug hat es gedauert und blutig genug waren die Kämpfe, die hierum ausgefochten wurden – mehr oder weniger kapiert, sogar besser als so manche Konkurrenz. Jedes über ein solches Mindestmaß an gutem Benehmen hinausgehende liberale Wohlverhalten aber darf man von ihr nicht erwarten. Sie hat ein Recht auf ihre alten Säcke und schrulligen Rituale und lustigen Kostüme, auf all ihr Heiapopeia. Und sie hat ein Recht auf ihre Dogmen, solange sie diese niemandem aufzwingt.
Ist so. Wir haben gelernt, die Homosexuellen zu akzeptieren. Wir müssen noch lernen, die Homophoben zu akzeptieren. Die müssen ihre Lebensschützer-Demos genau so durchführen können, wie sie akzeptieren müssen, daß es Gay-Prides gibt. Was keine Akzeptanz zur AfD bedeutet.
 
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sommersonne

Well-Known Member
Dazu kennt er ihn nicht gut genug, Deniz würde sich nie auf die Ebene mit anderen Schreibenden stellen. Deniz ist Deniz....

Für Die Überschrift zu dem Artikel wurde die taz vom Presserat gerügt.

Lies eben mal selbst ;)

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Die Überschrift ist wahr, die Rüge wundert mich aber nicht.
Es könnte ja sein das der Presserat gedacht hat, da äußert sich ein Moslem despektierlich über den Papst, wir als Christen würden nie über den Großmufti von Kairo (ausgedachter Titel) so schreiben. Keine Ahnung wie sich dieser Rat zusammen setzt.

Und tut mir leid, der Stil des Artikels gefällt mir nicht. Auch wenn Heine Journalist war, ist es kein Vergleich.
 

Bintje

Well-Known Member
Siehste. :) Auch Du bist kundiger, als sich die NDR-Tante gemacht hat. :) Du hättest eine bessere Doku hingekriegt ;)

Alu, Du musst mal folgendes sehen: längst nicht jede/r hat die Geschichte so intensiv verfolgt wie beispielsweise hiesige User oder Menschen, die mit Deniz Yücel und/oder seinem Umfeld in Kontakt waren. Die Doku richtet sich an interessierte Otto Normalverbraucher. Ganz einfach. Und Du kannst mit Sicherheit davon ausgehen, dass Yücel, so wie er gestrickt ist, gar nicht mitgemacht hätte, wenn er damit nicht einverstanden gewesen wäre.
Dass Fragen, die Du stellst und die ich zum Teil so abenteuerlich wie absurd finde - wie es wohl komme, dass er ein Interview mit der No. 2 der PKK gemacht habe??, Waffenschmuggel?? -, nicht beantwortet werden, dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Prozess in Istanbul gegen ihn noch andauert. Dergleichen nennt sich schwebendes Verfahren. Jedenfalls will Deniz Yücel mit seiner Frau sicherlich mal in die Türkei zurück, egal, ob beruflich oder privat. Da muss man nicht mit der Brechstange hantieren, um im deutschen TV zutage zu fördern, was in der Türkei noch verhandelt wird.

Ganz gleich, wie hoch Dein Informationsbedürfnis ist: vor dem Hintergrund der Gesamtsituation wäre es töricht, alle Karten auf den Tisch zu legen, zumal er gerade ein Buch schreibt. Und dass sein Anwalt Veysel Ok zwischenzeitlich ebenfalls angeklagt ist und ihm mehrere Jahre Haft wegen Beleidigung Erdoğans drohen, ist Dir sicherlich auch bekannt. Ich fand Atalays Doku okay. Nicht spektakulär, aber wirklich okay. Sauber.
 

Alubehütet

Well-Known Member
O.k., richtig, mein Informationsbedürfnis ist für eine 45-Minuten-Doku zu hoch, zu sehr special interest eines Fans. Aber diese Doku hat meine Erwartungen viel zu tief unterflogen. Und teilweise ist sie einfach falsch. Deniz hat sehr genau reflektiert, was er sich würde leisten können und wie weit er gehen kann nach seiner Freilassung, und wie weit nicht. Keine Gefahr, daß er noch in Istanbul eine Pressekonferenz abhalten würde, in der er einen Rant losläßt, der zu seiner Wiedereinsperrung führen könnte.
 

Bintje

Well-Known Member
O.k., richtig, mein Informationsbedürfnis ist für eine 45-Minuten-Doku zu hoch, zu sehr special interest eines Fans.

Das denke ich auch. Deine Erwartungen waren einfach zu groß. ; ) Versuche es mal aus der Perspektive von weniger informierten Leuten zu sehen, die einfach nur die Geschichte interessiert: erzählt von ihm, Freunden und Kollegen, die jenseits fitzeligster Details die große Linie im Auge haben.

Aber diese Doku hat meine Erwartungen viel zu tief unterflogen. Und teilweise ist sie einfach falsch. Deniz hat sehr genau reflektiert, was er sich würde leisten können und wie weit er gehen kann nach seiner Freilassung, und wie weit nicht. Keine Gefahr, daß er noch in Istanbul eine Pressekonferenz abhalten würde, in der er einen Rant losläßt, der zu seiner Wiedereinsperrung führen könnte.

Hat er das? Schau Dir die Passage ab 35'' nochmal an, insbesondere ab 38'' ff.: Da sagt er sehr klar, dass er den Moment seiner Entlassung eigentlich gar nicht erinnert, nur anhand von Fotos, die zu dem Zeitpunkt gemacht wurden, und dass er in dem Augenblick einfach nur "überwältigt" war. Er sagt auch, dass er nicht sofort mit einer Regierungsmaschine ausgeflogen werden wollte und sich strikt geweigert habe, sofort auszureisen.
Das Szenario mit der theoretisch vorstellbaren PK und dass man nicht wusste, wie er reagieren würde, bestand als reale Besorgnis bei anderen, offenbar insbesondere auch bei der Bundesregierung: Davon erzählen u.a. Daniel Dylan-Böhmer und Doris Akrap, die ihn ja sehr gut kennen. Außerdem erwähnt der Text aus dem Off, dass frisch aus der Haft Entlassene mitunter gleich wieder hopps genommen würden. Was findest Du falsch daran?
 
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Alubehütet

Well-Known Member
Die weniger informierte Öffentlichkeit hätte man aber schon darüber unterrichten können, daß ein Interview mit einem hochrangigen PKK-Mann keine Beiläufigkeit ist, sondern ganz zentral weil rotes Tuch. Mit einem meiner Lieblingstürken kann ich über vieles reden. Aber nicht über Deniz. Der hat mit der PKK geredet, der ist ein Arsch, der gehört weggesperrt, Details interessieren mich gar nicht, muß ich nicht wissen. Und mein Gewährsmann ist Kemalist. Das hätte mit an den Anfang gehört in den Was wirft man Deniz eigentlich vor?-Teil. Das ist viel wichtiger, als daß Deniz der Kanzlerin in einer PK unbotmäßige Fragen stellt.

Indem man Deniz so verharmlost, dämonisiert man Erdogan. Das ist viel zu schwarz-weiß und trägt nicht zur Völkerverständigung bei. Es ist nicht so, daß Deniz der Türkei keinen Grund gegeben hätte, aufgebracht gegen ihn zu sein. Wenn Erdogan wirklich dieser primitive Vollpfosten wäre, dann müssten seine Anhänger es auch sein.
 
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Alubehütet

Well-Known Member
Das Szenario mit der theoretisch vorstellbaren PK und dass man nicht wusste, wie er reagieren würde, bestand als reale Besorgnis bei anderen, offenbar insbesondere auch bei der Bundesregierung: Davon erzählen u.a. Daniel Dylan-Böhmer und Doris Akrap, die ihn ja sehr gut kennen. Außerdem erwähnt der Text aus dem Off, dass frisch aus der Haft Entlassene mitunter gleich wieder hopps genommen würden. Was findest Du falsch daran?
Daß seine Freunde eine reale Besorgnis hatten ist das Eine. Es gab aber keinen realen Grund dafür. Man wußte nicht, was die Isolationshaft mit Deniz machen, wie sie ihn verändern, beschädigen würde. Sie hat ihn aber nicht so weit beschädigt, daß er ein völlig unberechenbar marodierender Chaot geworden wäre.
 
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