Deniz Yücel

Alubehütet

Well-Known Member
Leider wird die Seite täglich aktualisiert. Das erste Interview ist das interessante.
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich mag den ja nicht. Er hat aber recht wenn man mit dem Herzen denkt. Leider sagt der Verstand etwas anderes.
Naja, jetzt wird Odessa beschossen, Mariupol ist zerbombt wie Aleppo, wie es in Charkiw aussieht, wissen wir nicht so recht und die Leute fliehen von überall in Massen. Die Ukraine hatte mal 40 Mio. Einwohner*innen. Sollte Russland dort so vorgehen wie in Syrien, können wir uns vorstellen, wieviele Leute fliehen werden, aus der Ukraine, die stärker verstädtert ist als Syrien. 20-30 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa? Nicht tolerierbar. Es gibt zwei Möglichkeiten: Die Nato lässt Selenskyj fallen und verhandelt die Kapitulation der Ukraine zu Putins Bedingungen. Oder sie greift direkt ein und stoppt die Bombardierung der Ukraine aus der Luft und den Beschuss vom Meer aus.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Naja, jetzt wird Odessa beschossen, Mariupol ist zerbombt wie Aleppo, wie es in Charkiw aussieht, wissen wir nicht so recht und die Leute fliehen von überall in Massen. Die Ukraine hatte mal 40 Mio. Einwohner*innen. Sollte Russland dort so vorgehen wie in Syrien, können wir uns vorstellen, wieviele Leute fliehen werden, aus der Ukraine, die stärker verstädtert ist als Syrien. 20-30 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa? Nicht tolerierbar. Es gibt zwei Möglichkeiten: Die Nato lässt Selenskyj fallen und verhandelt die Kapitulation der Ukraine zu Putins Bedingungen. Oder sie greift direkt ein und stoppt die Bombardierung der Ukraine aus der Luft und den Beschuss vom Meer aus.
Es gibt auch noch die Möglichkeit, Putin auszuhungern. Die minderjährigen Umzingler sind schlecht gerüstet und nur schwach motiviert.
Im übrigen erscheint es mir unmöglich, dass der Kreml weiterhin mit der Lüge im eigenen Land durchkommt, dass Russland keinen Krieg in der und gegen die Ukraine führe. Alle elektrifizierten Russen und Russinnen sowie zu Russland zählende Volksgruppen wissen, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine ist und im Verein mit Belarus den ehemaligen europäischen Ostblock, der sich unter den Schutzschild der Nato gestellt hat, attackiert. Und wenn es alle wissen, hat Putin den Informationskrieg bereits verloren. Man darf nicht vergessen, dass im IT-Gewerbe weniger Ideologie, dafür aber ordentliche Arbeitsbedingungen und gutes Gehalt gefragt sind. Im Krieg läuft es immer auf die Frage hinaus, wer den längeren Atem hat, um zu bezahlen. Da sehe ich den Westen im Vorteil. Auch wenn es um die Geschwindigkeit von Produktionsprozessen geht.
Das große Problem für Putin ist nun, dass er aus dem Krieg nicht mehr herauskommt. Die Frage ist daher, ob Russland die nächsten 3-5 Jahre weiter umzingeln will, um irgendwelche Büros in entvölkerten und zerbombten Städten zu zu betreiben oder ob es einen Schnitt gibt: Demokratie statt Faschismus. Im Augenblick sind die russischen Faschisten nah an den Atombomben, die Putin braucht, um noch kurze Zeit zu überleben. Wenn es in Russland knallt, also Revolution statt demokratische Reformprozess, dann gnade uns Gott! Wenn die Faschisten gewinnen, hat die Menschenwelt ein Riesenproblem. Man stelle sich Hitler und sein Team mit Atomwaffen vor ...
 

Bintje

Well-Known Member
Deniz macht wieder Ärger. Ist für einen NATO-Schutz des ukrainischen Luftraums, ist für eine Flugverbotszone.
In einem Gastbeitrag für den Spiegel hat Deniz Yücel seine Ansichten differenzierter aufgeschrieben. Langer Text, lesenswert!


" »Bisher jedenfalls ist es nicht westlicher Übermut, sondern eher westlicher Kleinmut, der Putins Aggression beförderte«, resümiert der Journalist Alan Posener in der Zeit in einer der wenigen deutschen Wortmeldungen für eine Flugverbotszone. Wer ihm – oder mir – »Kriegstreiberei« vorwirft, unterliegt nicht nur einer grotesken Überschätzung, was Zeitungsartikel bewirken können, er übersieht auch, dass der Krieg bereits da ist und diese Überlegung der Maßgabe dient, wie er beendet werden kann, ohne die Ukraine einem Aggressor zu überlassen, der die Existenzberechtigung dieses Landes bestreitet. [...]
Doch weite Teile der deutschen Öffentlichkeit scheren sich nicht um solche Fragen. Den Ukrainerinnen und Ukrainern billigt man allein die Rolle von fürsorgebedürftigen Opfern zu, gleichauf mit russischen Regimegegnern. Als politische wie militärische Subjekte hingegen stören sie die blau-gelbe Heimeligkeit, die an die Stelle der Putin-Versteherei getreten ist. Kurz: Die Solidarität der Deutschen mit der Ukraine könnte so schön sein, wir wären so mächtig stolz auf uns, würden da nicht immer diese Ukrainer dazwischengrätschen. Himmelherrgott, was erlaube Ausländer?"
 

sommersonne

Well-Known Member
Im Kern hat er ja sogar recht, aber wie er es und zwar immer, sagt, das ist so selbstgerecht als wäre er der einzige edle Mensch unter der Sonne.
Mir wäre es auch lieber die Politiker würden sagen das wir aus Solidarität eben frieren und die Wirtschaft herunter fahren.
 

Alubehütet

Well-Known Member
aber wie er es und zwar immer, sagt, das ist so selbstgerecht
Finde ich hier nicht. Das ist ein sehr abwägendes, differenziertes, gedankenreiches Stück.

Spannend die Selbstreflexivität. Er sei ja nicht der, der zu bestimmen habe, und da sei er auch froh. Seine Aufgabe als Journalist ist, andere Stimmen zu Gehör zu bringen. Und ich denke, für viele Ukrainer hier ist wichtig, zu erfahren, daß nicht alles so vorsichtig denken – denken müssen wie die uns Regierenden, auch wagemutiger sein können, vielleicht waghalsig.

Lesenswert auch einige Links. Zur JungleWorld hätte er aber gerne anmerken dürfen, daß das nicht nur so ein exotisches linkes Wochenmagazin ist, das er gerade auf dem Schreibtisch liegen hat, sondern daß er dort vor der taz Redakteur war und heute, hauptberuflich für die WELT tätig, Mitherausgeber ist.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Unbedingt. Gerade auch, wenn man nicht seiner Meinung ist.

Das Gegenstück zu Richard David Precht, der sagt, man sollte die Ukraine bewahren vor einem Schrecken ohne Ende, indem man ihren Widerstand aushungert, ihnen keine Waffen mehr liefert. Damit aus Kiew kein weiteres Aleppo wird, das es sonst unweigerlich würde.Aber besser und ausdifferenzierter; naja, weil auch geschrieben, nicht spontan geäußert.
 

Bintje

Well-Known Member
aber wie er es und zwar immer, sagt, das ist so selbstgerecht als wäre er der einzige edle Mensch unter der Sonne.
:D Ich verstehe, was Du meinst. Die Art kann zum Teil auch bei anderen Gelegenheiten ganz schön nerven bei ihm, finde ich. Aber es ist legitim: Er hat ein Anliegen, formuliert es prägnant, intensiv, und die Punkte, die er anführt, sind diskutabel und lassen sich nicht ohne weiteres vom Tisch wischen.

Dass das unter anderem auch linken Putin-Verstehern wie Sevim Dağdelen und Andrej Hunko nicht schmecken kann, ist logisch. Aber darum geht es nicht. Putin hat einen Vernichtungsfeldzug mit, könnte man sagen, ethnischer Komponente angeheizt: "Seine" sog. "Großrussen" sollten gefälligst die nach seiner Lesart westlich dekadenten "Kleinrussen" dominieren und heim ins Russische Reich führen. Und dass einer wie Deniz Yücel sich entschieden dagegen stemmt, finde ich alles andere als überraschend, sondern geradezu zwangsläufig. Auf mich macht es einen sehr authentischen Eindruck.
 
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