Politik am Volk vorbei geht auf die Dauer nicht gut.
Vergiss für einen Moment mal das "Völkische" und denk den Gedanken konsequent zu Ende: Politik am MENSCHEN vorbei geht auf die Dauer nicht gut!
Und die wird im Kapitalismus bedauerlicherweise an allen Ecken und Enden betrieben. Als ein Mensch, der die ganze gesellschaftliche, menschliche und vor allem wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten mit großer Skepsis betrachtet, freue ich mich über jedes destabilisierende Moment, das die Menschen nicht unbedingt umbringt und ihnen Gelegenheit lässt, ihre Lehren daraus zu ziehen und den Kurs zu korrigieren.
Dass England, das im Grunde seit Thatcher zu nichts anderem gut war, außer Finanz- und Börsenumschlagsplatz zu sein und daran zu verdienen, dass mit Geld noch mehr Geld verdient werden konnte, es vorgezogen hat, aus der EU auszuscheiden, ist im Grunde für die EU eine ganz große Chance, wenn sie denn daran interessiert sein sollte, den Kurs zu korrigieren und nicht wie gehabt weiter auf virtuelle Werte zu bauen.
Stichwort virtuelle Werte: es heisst, 5 Billionen Dollar Wert sollen heute den Bach herunter gegangen sein. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Jeder einzelne EU-Bürger vom Neugeborenen bis zum 100-jährigen Rentner hat gerade 10.000 Dollar aus dem Fenster geworfen. So mancher EU-Bürger wird sich fragen, in welcher Tasche am fast nackten Körper er dieses Summe wohl verborgen hatte.
Stichwort Demokratie und Vernunft: wie frei sind eigentlich Wahlen, bei denen ein bestimmter Ausgang 500 Mio Menschen je 10000 Dollar kosten? Kann man da überhaupt noch von freien Wahlen sprechen? Offensichtlich kann man, denn die Briten haben ja ganz offensichtlich frei gewählt. Haben Sie denn auch auch vernünftig gewählt, wenn ihre Wahl sie so auf die Schnelle 5 Billionen Dollar gekostet hat? Wenn man die Frage verneinen muss, dann würde das ja bedeuten, dass sich freie Wahlen und vernünftige Wahlen gegenseitig ausschließen. Tatsächlich sieht es ja seit Jahrzehnten danach aus, dass von der überwiegenden Mehrheit eine gnadenlose Umverteilung von eben dieser Mehrheit zu einer immer kleiner werdenden Minderheit nicht nur gewählt, sondern euphorisch beklatscht wird. Freiheit und Vernunft des kleinen Mannes eben.
Vermutlich wird es noch so einiger destabilisierender Momente bedürfen, bis ein wirklich großflächiges Umdenken einsetzt, schließlich hatten wir in den Nuller-Jahren, Börsen-, Finanz-, Immobilien- und Eurokrisen am laufenden Band, ohne dass Jemand eine Kurskorrektur auch nur in Erwägung gezogen hätte. Aber je weiter man diese Maßnahmen hinauszögert, umso dramatischer werden dann wohl die Folgen sein, wenn wirklich einmal dieses überaus labile Kartenhaus aus virtuellen Werten vollständig einbrechen sollte.
Brexit ist ok. Lasst uns doch bitte alle Milliardäre gleich mit auf die Insel verfrachten, damit sie dort ihr Monopoly weiterspielen können und die übrig gebliebenen ausprobieren können, ob sie auf die Dauer nicht besser fahren, wenn sie sich an realen und vor allem auch menschlichen Werten orientieren statt an Spielgeld.