Flüchtlingskrise

sommersonne

Well-Known Member
Könnt ihr mir mal verraten wie sich überhaupt noch jemand bei dem ganzen Hickhack zurecht finden soll? Das ist doch alles viel zu verklausuliert und verschachtelt und bietet den Behörden allerhand Schlupflöcher um es den Flüchtlingen, Migranten, Arbeitsmigranten, politisch Verfolgten und Kriegsflüchtlingen so schwer wie nur möglich zu machen. Da kann man noch so viele Gesetze erfinden, es wird sich nichts ändern, schon garnicht in den Köpfen der meisten Einheimischen.
 

Msane

Well-Known Member
Ich verwechsele nichts, sondern beziehe mich auf deinen Link zum MDR, in dem FDP-Vogel mit der Aussage zitiert wird, dass ein Spurwechsel künftig ausgeschlossen wird. "

Spurwechsel nur rückwirkend möglich

Ein sogenannter Spurwechsel soll es Asylbewerbern ermöglichen, eine Arbeit aufzunehmen, wenn sie die entsprechenden Qualifikationen mitbringen. Die Grünen-Politikerin Mihalic sagte, das gebe Menschen, die auf anderem Wege nach Deutschland gekommen seien, eine Perspektive für mehr Integration. FDP-Politiker Vogel betonte, der Spurwechsel in die Arbeitsmigration gelte nur für jene, die bereits am 29. März 2023 oder früher einen Asylantrag gestellt haben. So gebe es keinerlei Fehlanreize. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte, wegen des Stichtags werde der Spurwechsel keine zusätzliche irreguläre Migration nach sich ziehen"

Alles Relevante steht im letzten Satz, wo Nancy Faeser unterstreicht das es durch den Stichtag keine irreguläre Migration nach sich zieht.

Anders ist das nicht machbar, denn wie ich schon schrieb, würden sonst Asylanträge gestellt und am nächsten Tag sofort wieder zurückgezogen um in die Arbeitsmigration zu wechseln.
Das entspräche einer Einwanderung, dafür ist das Asylsystem aber nicht da.
Wer zuwandern möchte steht es frei die offiziellen Möglichkeiten dazu in Anspruch zu nehmen.


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EnRetard

Well-Known Member
Alles Relevante steht im letzten Satz, wo Nancy Faeser unterstreicht das es durch den Stichtag keine irreguläre Migration nach sich zieht.

Anders ist das nicht machbar, denn wie ich schon schrieb, würden sonst Asylanträge gestellt und am nächsten Tag sofort wieder zurückgezogen um in die Arbeitsmigration zu wechseln.
Das entspräche einer Einwanderung, dafür ist das Asylsystem aber nicht da.
Wer zuwandern möchte steht es frei die offiziellen Möglichkeiten dazu in Anspruch zu nehmen.


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Du unterstellst grundsätzlich, dass Asylsuchende nicht verfolgt, sondern verkappte Arbeitsmigrant*innen sind.
 

Bintje

Well-Known Member
Du unterstellst grundsätzlich, dass Asylsuchende nicht verfolgt, sondern verkappte Arbeitsmigrant*innen sind.
Und du unterstellst grundsätzlich das Gegenteil. :) Und noch dazu, dass Asylsuchende pauschal gar nicht arbeiten dürfen. Das ist aber sachlich unrichtig:
Denn auch Asylbewerber können nach drei Monaten grundsätzlich anfangen zu arbeiten, wenn sie nicht mehr in der Erstaufnahme sind.
Es sei denn, sie stammen aus sog. sicheren Herkunftsländern: Dann geht gar nichts. Aber alle anderen können einen - zunächst sehr beschränkten - Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten, der sich nach und nach erweitert. Nach 15 Monaten muss auch nicht mehr geprüft werden, ob ein Job ggf. auch mit Deutschen oder EU-Bürger besetzt werden kann. Den vollen Zugang zum Arbeitsmarkt mit der Möglichkeit, sich selbständig zu machen, bekommen Asylsuchende aber erst nach 4 Jahren. So lange hängen viele mehr oder weniger unfreiwillig am Tropf der Jobcenter - ungeachtet ggf. vorher im Heimatland oder woanders erworbener Qualifikationen, die hierzulande nicht oder nur sehr eingeschränkt anerkannt werden.

Man kann das mit Recht beklagen und auch das System der Kettenduldungen unmöglich finden. Aber wie gesagt, bei letzterem geht inzwischen über das Chancen-Aufenthaltsrecht einiges. Das ist eine Art "Aufenthaltserlaubnis auf Probe", die unabhängig von sonst erforderlichen Bedingungen (Pass, Sprachkenntnisse, Arbeit) zunächst zeitlich befristet ist. Sie kann in eine normale Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden, wenn die Leute binnen dieser Frist die Voraussetzungen erfüllen (keine Vorstrafen gehören dazu).

Nur ist das alles ein großer Unterschied zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Letzteres eröffnet die Möglichkeit, einfach zum Arbeiten oder erstmal für die Arbeitssuche nach D zu kommen, sofern man bestimmte Vorbedingungen erfüllt, ohne sich mit den Einschränkungen des Asylrechts herumschlagen zu müssen. Während das Asylrecht lediglich an den Verfolgungsstatus geknüpft ist, nicht an formale Fähigkeiten und/oder Qualifikationen.

ps Der Vollständigkeit halber, auch wenn es alle hier sicherlich wissen: Bei Ukrainer:innen gelten andere, weitaus großzügigere Regeln; sie dürfen gleich nach der Registrierung arbeiten. Und wenn ich richtig informiert bin, können sie auch vor Ablauf ihres Aufenthaltstitels ins Asylsystem wechseln.
 

sommersonne

Well-Known Member
Dieser darf das nicht, jener darf das doch, irgendwann oder nicht. Ich bin nicht sicher das hier die Bevölkerung überhaupt noch mit kommt und nicht verallgemeinert, die sind alle faul und werden gepampert. Wer hat schon die ganzen Bestimmungen auf dem Schirm.
Das muss auch anders gehen, damit es auch der versteht der nur die Überschriften liest.
 

Bintje

Well-Known Member
Dieser darf das nicht, jener darf das doch, irgendwann oder nicht. Ich bin nicht sicher das hier die Bevölkerung überhaupt noch mit kommt und nicht verallgemeinert, die sind alle faul und werden gepampert. Wer hat schon die ganzen Bestimmungen auf dem Schirm.
Das muss auch anders gehen, damit es auch der versteht der nur die Überschriften liest.
Du hast recht, das Ausländerrecht ist ein furchtbarer Paragraphendschungel, der sich obendrein alle Naselang verändert.
Allerdings lehrt die Erfahrung, dass es viele auch gar nicht interessiert. Selbst, wenn die Bestimmungen ganz einfach und verständlich wären, gäbe es noch Leute, die sie nur okay fänden, wenn ein dickes fettes "NEIN!" darüber stünde: NEIN, du-kommst-hier-nicht-rein!!
Wie in Australien. "You won't make Australia home!", heißt es da, glaube ich. Gruselig. Mit gruseligen Auswirkungen.
 

Bintje

Well-Known Member
Was sie tatsächlich wollen, sind Arbeitsmigranten, und zwar viele. Da sind sie ganz findig und erlassen ihnen zum Teil sogar Visagebühren. Auch Backpacker, Rucksacktouristen, sind gern gesehen, solange sie als Saisonarbeiter mit anpacken. Normale Einwanderungswillige müssen aber ein Punktesystem erfüllen (Sprachkenntnisse, berufliche Skills usw. werden abgefragt) und dürfen höchstens 45 Jahre alt sein.


Bei Flüchtlingen dagegen sind sie total rigoros. Sie werden gleich deportiert und, wenn das nicht der Fall ist, miserabel behandelt (Paywall).



ps Buchtipp dazu: "Kein Freund außer den Bergen: Nachrichten aus dem Niemandsland" von Behrouz Boochani: Der Autor, kurdischstämmiger Iraner, der als politisch Verfolgter aus Iran floh, verbrachte 6 Jahre in australischer Abschiebehaft in dem berüchtigten, inzwischen geschlossenen Lager Manus in Papua-Neuguinea. In dieser Zeit dokumentierte er das Leben im Lager u.a. in Kurznachrichten, die später von einem Freund, seinem Anwalt, glaube ich, ins Englische übertragen und an einen Verlag geschickt wurden.
2019 gewann er den höchsten australischen Literaturpreis dafür und lebt mittlerweile in Neuseeland.
 

sommersonne

Well-Known Member
Lass da mal den Klimawandel noch weiter voran schreiten, dann lässt sich er ganze Krampf nicht mehr aufrecht halten. Früher oder später werden auch sie überrannt. Da bin ich ziemlich zuversichtlich, leider.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Lass da mal den Klimawandel noch weiter voran schreiten, dann lässt sich er ganze Krampf nicht mehr aufrecht halten. Früher oder später werden auch sie überrannt. Da bin ich ziemlich zuversichtlich, leider.
In 100 Jahren werden die sich wundern, was für eigenartige Luxusdebatten wir hier geführt haben. Falls sie die Zeit dafür haben. Jedes Jahr mit einer Million und locker mehr Neuzugängen konfrontiert.

Andererseits werden Gesellschaften in Ungarn oder Polen überhaupt nicht vorbereitet sein, keinerlei Integrationsdebatten geführt haben.
 
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