Flüchtlingskrise

EnRetard

Well-Known Member
Und du unterstellst grundsätzlich das Gegenteil. :)
Ich halte Asylsuchende nicht für Lügner*innen und Betrüger*innen. Dafür aber das Verfahren für grundsätzlich willkürlich.
Denn auch Asylbewerber können nach drei Monaten grundsätzlich anfangen zu arbeiten, wenn sie nicht mehr in der Erstaufnahme sind.
Was oft länger als drei Monate dauert. Zudem müssen Arbeitgebende die ersten 15 Monate nachweisen, dass keine Inländer*innen zur Verfügung stehen.

Den Rest der Misere schliderst du. Warum soll das Instrument des Spurwechsels ein einmaliger Gnadenakt bleiben? Warum sollen Asylsuchende bestraft werden? Weil viele von ihnen schwarz und/oder Muslime sind? (vgl. Vorzugsbehandlung für weißchristliche Ukraine-Flüchtlinge, nicht aber Student*innen mit anderer Staatsangehörigkeit, die vor dem Krieg in der UA fliehen).
 

Msane

Well-Known Member
Die anfänglich gute Diskussion wandelt sich zu einem peinlichen Überbietungswettbewerb im verschenken von sozialen Wohltaten
um ein paar Gummipunkte auf der Moralskala zu sammeln.


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Msane

Well-Known Member
Kannst du das mal näher erläutern? Was meinst du jetzt genau?

Seitens Deutschland macht man Zugeständnisse, mit dem Spurwechsel erschafft man für viele Menschen
echte Perspektiven.
Anstatt das zur Kenntnis zu nehmen wird sich hier nur beschwert weil nicht jeder der zukünftig irgendwie
über die Grenze stolpert automatisch in den Genuß dieser Regelung kommt.
Zum Abschluss natürlich noch das obligatorische nur weil die schwarz oder Muslime sind.

Aber frag nicht mich, kläre das mit EnRetard ich bleibe bei meiner Einschätzung
und halte den geplanten Spurwechsel für eine sehr gute Idee.


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EnRetard

Well-Known Member
Die anfänglich gute Diskussion wandelt sich zu einem peinlichen Überbietungswettbewerb im verschenken von sozialen Wohltaten
um ein paar Gummipunkte auf der Moralskala zu sammeln.


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Und immer wenn ich dachte, vielleicht wird er ja doch mal menschlich, kommt doch wieder ein populistischer Rülpser.
Ich nehme alle Gummipunkte gerne, die für Gutmenschen, Bahnhofsklatscher und alle die mit W anfangen.
 

Bintje

Well-Known Member
ich bleibe bei meiner Einschätzung
und halte den geplanten Spurwechsel für eine sehr gute Idee.
Ja, das sehe ich genau so. Für Deutschland geradezu innovativ.

Ich halte Asylsuchende nicht für Lügner*innen und Betrüger*innen.
Reserviere dir das für politische Kräfte, die das just beschlossene Einwanderungsgesetz nach der nächsten Bundestagswahl garantiert aushöhlen oder sogar ganz kippen werden. Denn so dürfte es kommen, sagt meine Glaskugel - .....

Warum soll das Instrument des Spurwechsels ein einmaliger Gnadenakt bleiben? Warum sollen Asylsuchende bestraft werden? Weil viele von ihnen schwarz und/oder Muslime sind?
1.) Es ist kein "einmaliger Gnadenakt", wie du es abwertend beschreibst, sondern eine gute Möglichkeit für "Alt"fälle, aus dem prekären Asylstatus bzw subsidiären Schutz in die Arbeitsmigration mit geregeltem Aufenthaltsrecht zu switchen.

2.) Inwiefern werden Asylsuchende "bestraft", wenn Deutschland ihnen Schutz gewährt? Unterbringung, Mittel zum Lebensunterhalt, Krankenversicherung, Sprach- und Integrationskurse? Erkläre es mir bitte, denn ich verstehe es nicht, wenn ich es mit den formalen Anforderungen des Einwanderungsgesetzes vergleiche: Letzteres setzt Sprachkenntnisse und Qualifikationen (bis hin zu Hochschulabschlüssen), Deutschlandbezug und last not least ausreichend eigene Mittel fürs Bestreiten des Lebensunterhalts voraus.

3.) Die Möglichkeit zum Spurwechsel finde ich ausgesprochen sinnvoll! Sie ist pragmatisch und trägt den Realitäten Rechnung, gleicht sozusagen aus, was sich unter den gegenwärtigen Vorgaben des Asylrechts und unzureichender Anerkennung von Berufsabschlüssen etc.pp. als viel zu unflexibel und sperrig erwiesen hat. Nicht zielführend fände ich es allerdings, diese Option auch für künftige Fälle im Einwanderungsgesetz zu verankern. Warum?
Weil es sonst kein Einwanderungsgesetz und auch kein Punktesystem bräuchte, wenn du so willst. Weil man sonst alles auch hätte lassen können, wie es ist und es das Einfachste wäre, Asyl zu beantragen - übrigens auf Kosten eines Staates, der sich, ob du es glaubst oder nicht, die weltgrößte Asylbehörde mit entsprechend umständlicher, zeitaufwändiger Bürokratie leistet -, um dann direkt in die Arbeitsmigration zu wechseln. Aber erstens wäre das eine Benachteiligung von einwanderungswilligen Fachkräften (weil sie von vornherein höhere Eigenleistungen erbringen müssen), also kontraproduktiv.
Und zweitens entzieht man migrantenfeindlichem Populismus m.E. am besten den Boden, indem man nicht alles miteinander vermengt.
Eine klare Unterscheidung zwischen schutzbedürftigen Verfolgten einerseits und andererseits Leuten, die "nur" daran interessiert sind, eine Zeitlang oder dauerhaft in Deutschland zu arbeiten und entsprechend in die Sozialkassen einzahlen, bringt allen Seiten m.E. sehr viel mehr als bisherige Regelungen.

Zwar bin ich skeptisch, dass das Einwanderungsgesetz leistet, was man sich jetzt davon verspricht. Das wird sich zeigen. Die Tücke steckt im Detail und leider auch in normalerweise überlangen Wartezeiten für Visa-Anträge bei dt. Konsulaten und Botschaften. Aber es ist ein Versuch - ein, wie ich finde, respektabler Ansatz, motivierten und obendrein qualifizierten Zuwanderungswilligen die Tür nach Deutschland zu öffnen und den Fachkräftemangel zu dämpfen. Why not?

ps Was fehlt, wirklich fehlt, sind legale Fluchtwege. Solange es die nicht gibt, werden gewissenlose, kriminelle Schlepper weiterhin ihre Geschäfte machen.
 

sommersonne

Well-Known Member
ps Was fehlt, wirklich fehlt, sind legale Fluchtwege. Solange es die nicht gibt, werden gewissenlose, kriminelle Schlepper weiterhin ihre Geschäfte machen.
Ich glaube ihr seit da zu optimistisch oder habt ein paar gute Beispiele in eurer Umgebung, die aber ganz bestimmt nicht zu verallgemeinern sind. Hier sind die guten Beispiele sehr rar, vor allem Deutschkurse.
Der legale Weg dauert viel zu lange für die Flüchtlinge sonst würden sie sich nicht in überfüllten Nußschalen und sogar mit Kindern auf das Meer hinaus wagen. Auch mit den neuen Gesetzen werden die Schlepper noch gute Geschäfte machen.
 

EnRetard

Well-Known Member
Reserviere dir das für politische Kräfte, die das just beschlossene Einwanderungsgesetz nach der nächsten Bundestagswahl garantiert aushöhlen oder sogar ganz kippen werden. Denn so dürfte es kommen, sagt meine Glaskugel -
Im Gegenteil, es ist zum Kotzen, dass eine vermeintlich progressive Bundesregierung, der die Grünen angehören, eine Migrationspolitik betreibt, die fast ausschließlich die Interessen der Wirtschaft bedient und dieselben Ressentiments und auch fast dasselbe Vokabular gegen Geflüchtete von sich gibt, wie die CDU/CSU.

) Es ist kein "einmaliger Gnadenakt", wie du es abwertend beschreibst, sondern eine gute Möglichkeit für "Alt"fälle, aus dem prekären Asylstatus bzw subsidiären Schutz in die Arbeitsmigration mit geregeltem Aufenthaltsrecht zu switchen.
Natürlich ist es ein einmaliger Gnadenakt für die Betroffenen und ansonsten ein Kompromiss zwischen den Interessen der Wirtschaft und den Rechten, denen die ganze Richtung nicht passt

zu3. Ich finde den Spurwechsel sinnvoll und notwendig, aber er sollte ein ständiges Instrument sein.

auch in normalerweise überlangen Wartezeiten für Visa-Anträge bei dt. Konsulaten und Botschaften.
Daran werden wir erkennen, ob das Ganze überhaupt ernst gemeint ist.

Was fehlt, wirklich fehlt, sind legale Fluchtwege. Solange es die nicht gibt, werden gewissenlose, kriminelle Schlepper weiterhin ihre Geschäfte machen.
Volle Zustimmung. Und zusätzlich ein transparentes Asylverfahren, bei dem den Antragstellenden schon vorher klar ist, was zählt und wie es nachzuweisen ist.

Und dann noch, aber schleunigst, eine Willkommenskultur für die neuen Fachkräfte, sonst hauen sie laut schreiend wieder ab, zum Beispiel eine Verwaltung, die nicht mit der hingebellten Hinweis: "In Deutschland ist die Amtssprache Deutsch" die sogar englisch sprechende EU-Bürger*innen aus der Amtsstube scheucht. Vgl. https://www.deutschlandfunk.de/amts...behoerdengang-auflaufen-dlf-0e5ca701-100.html
 

Bintje

Well-Known Member
Ich glaube ihr seit da zu optimistisch oder habt ein paar gute Beispiele in eurer Umgebung, die aber ganz bestimmt nicht zu verallgemeinern sind. Hier sind die guten Beispiele sehr rar, vor allem Deutschkurse.
Ja, das ist bekannt, dass es mitunter lange dauert, Plätze in Sprachkursen zu bekommen. Ich meinte aber zunächst legale Einreise- und Aufnahmemöglichkeiten. Da gibt es unterschiedliche, kleinteilige Varianten. Auch Leipzig gehört beispielsweise zum Bündnis Sichere Häfen, in dem sich bundesweit Hunderte Städte und Kommunen per Ratsbeschluss zur Aufnahme von Flüchtlingen bereit erklärt haben. Die meisten (oder alle?) haben das allerdings vorm Ausbruch des UA-Kriegs getan, was die jeweilige Bereitschaft und Kapazitäten seither stark gebunden und teils auch verringert haben dürften. Und Resettlement-Programme sagen dir wahrscheinlich ebenfalls was.

Über so eine Maßnahme kam einst auch meine Schwiegertochter mit Mutter und zwei Geschwistern aus Syrien hierher, wo sie nach der Flucht aus Bagdad jahrelang im Transit feststeckten. Vorteil dieser Option: Wenn es klappt, geht es einigermaßen schnell und legal. Nachteil: Es gibt keinen Anspruch darauf und ist an mehr oder minder strikte Kontingente geknüpft, so dass dieser Weg nur vergleichsweise wenigen offensteht und jederzeit faktisch verschlossen werden kann: Sei es, weil das vorher festgelegte Aufnahmekontingent erschöpft ist oder weil, wie im Fall afghanischer Ortskräfte unlängst bekannt wurde, das zuständige Ministerium mit der Aufgabe der Antragsbearbeitung und Evakuierung offenbar schlicht überfordert ist.
Die "Lösung" der zuständigen Ministerin Svenja Schulze (SPD) soll übrigens angeblich darin bestanden haben, teils langjährigen Ortskräften, die vormals für die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) tätig waren, nach wie vor in Afghanistan und deshalb erheblich bis massiv gefährdet sind, schlankweg mitzuteilen, sie seien nicht gefährdet => keine Aufnahmezusagen, keine Visa.
Den Schutz dieser Menschen vor Folter und Ermordung durch die Taliban zu organisieren, haben sich vor Ort arbeitende NGOs auf die Fahnen geschrieben, die natürlich auch selbst gefährdet sind und sehr diskret bis klandestin vorgehen müssen.
Echtes Elend, und, gemessen an vorherigen Zusagen für die Aufnahme afghanischer Ortskräfte, doppelzüngig und blamabel.

Aber gut, zynisch formuliert: Europa und Deutschland machen sich gerade ehrlich; natürlich bleiben Menschen auf der Strecke; bedauerliche Einzelschicksale interessieren nicht weiter.

ps Überdies gibt es z.B. Touristen-, Arbeits- oder Studentenvisa, bei denen man mit der Einrichtung von Sperrkonten ausreichend finanzielle Sicherheiten belegen muss. Das war's, mehr fällt mir jetzt auch nicht ein. Aber ob die Sperrkonten-Frage in Zusammenhang mit dem Einwanderungsfachkräftegesetz wieder hochschwappt, kann ich momentan gar nicht sagen. Vermutlich ja.
 
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