Frage an türkische Eltern

A

Anouk

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von Zerd:
nur zur klarstellung: ich wollte hier weder generell eine lanze brechen für die traditionell-türkischen eltern, noch generell alle aufgeklärt-deutschen eltern verteufeln. anouks erster beitrag - nicht anders manche folgebeiträge - hat mich einfach zu sehr an den ton in verschiedensten erziehungsratgebern erinnert,...

Danke für das Kompliment (??), so richtig beurteilen kann ich's zwar nicht, weil ich keine Erziehungsratgeber lese, aber das bringt mich auf eine famose Idee: Soll ich mal einen schreiben? Zumindest einen kritischen Leser gäb's dann ja schon... gell, Zerd? ;)

Zitat von Zerd:
meines erachtens haben die glücklichsten, interessiertesten und interessantesten kinder für gewöhnlich irgendwelche besonderen ecken und kanten, sie sind eigen, sie sind ungewöhnlich und häufig auch "schwierig" aus sicht der eltern.

Tja, völlig d'accord, dem ist fast nichts hinzuzufügen - außer der wundervollen und von großer Nachsicht geprägten Erkenntnis eines Achtjährigen:
"Mamas sind auch Erwachsene! Also, ich meine: Eltern! Ääh... Menschen!"
(Lasse zu Max am 13.12.2003)

Geflügelte Worte, sage ich nur... ;)

lg
anouk :smile:
 

Zerd

Well-Known Member
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von Anouk:
Danke für das Kompliment (??), so richtig beurteilen kann ich's zwar nicht, weil ich keine Erziehungsratgeber lese, aber das bringt mich auf eine famose Idee: Soll ich mal einen schreiben? Zumindest einen kritischen Leser gäb's dann ja schon... gell, Zerd? ;)

hmmm, etwas schwierig einzuordnen, dieses statement. für mich war es jedenfalls eine selbstverständlichkeit, dass ich, als vaterschaft drohte, mich nicht ausschliesslich auf meine persönlichen erfahrungen und meine intuition zu verlassen habe, sondern einen gewissen aufwand betreiben muss, um meinem kind ein guter und immer besserer vater sein zu können. zu diesem aufwand gehört eben auch die beschäftigung mit ansichten anderer. es kommt nicht darauf an, dass man nur das richtige liest, sondern darauf, nicht alles auf die goldwaage zu legen, nur weil es in einem buch abgedruckt ist.

dein buch würde ich mir allerdings schon deshalb sehr gerne antun, weil es von anouk ist...
 
W

whaty2000

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von ra-sim:
Anouk,
wieviele der Türken die in Deutschland leben besuchen denn das Gymnasium?
Es ist eine verschwindend geringe Zahl! LEIDER! Denn sie sind nicht weniger intelligent!
Dass die Väter ein gutes Deutsch sprechen liegt nur daran weil sie schon immer im Arbeitsleben standen und sich "verständigen" mussten. Als "gut" würde ich es jedoch nicht bezeichnen. Übrigens sind es weitaus mehr türkische Schülerinnen auf Gymnasien.
Das Thema sprachkurs zielt an der Diskussion vorbei sagst du. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht das die Türkischen Jugendlichen kein richtiges Türkisch und Deutsch beherschen. Es wäre wichtig ihnen ihre Kultur und sprahe nahezubringen um sie zu öffnen für die neue, die die ihren Eltern eben nicht ähnelt.
Meine Meinung.

ich denke einfach,dass es den meisten eltern überhaupt nicht klar ist,dass die zukunft ihrer kinder verspielen,wenn sie nicht auf deren schulbildung achten.ich habe oft genug sätze wie" was soll mein sohn oder tochter mit dem abitur,wenn man schon mit 20 geld verdienen könnte etc?"
ich selber gehör zu den wenigen türkinnen,die auf einem gymnasium waren.in meinem abiturjahrgang gab es über 100 abiturienten und davon waren grade vielleicht mal 5 türkischer herkunft.das war nicht nur in meinem jahrgang so,sondern ist meistens so.
ein anderes bsp sind meine beiden türkischen nachhilfeschüler gewesen.beide intelligente kinder.hätten locker auf die realschule gekonnt und später ihr abitur machen können.was machen die eltern? schicken sie auf haupt und gesamtschulen.ich habe gebettelt und gefleht,aber gebracht hat es nichts:ang)!!!
noch ein bsp: ich habe mich mit einer türkischen nachberin über ihre schaar an kinder unterhalten und sie wusste nicht einmal wirklich auf welcher schule sie waren :( *seufz*
natürlich gibt es auch eltern ,die auf die bildung ihre kinder achten,aber leider sinds einfach zu wenige in immigranten familien!!
so schaut nun mal die realität aus....
 
A

Anouk

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von whaty2000:
natürlich gibt es auch eltern ,die auf die bildung ihre kinder achten,aber leider sinds einfach zu wenige in immigranten familien!!

Hmmm... ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass das ein spezifisches Problem von Immigranten-Familien ist. Natürlich ist es für Zuwanderer auf Anhieb sehr viel schwieriger, das deutsche Bildungssystem bis in einzelne Verästelungen zu durchschauen und bestmöglich für sich zu nutzen. Aber wenn ich mir mal die Mentalität in etlichen deutschen Familien angucke, wo Kindererziehung sich vorwiegend in nachmittäglichen Fernseh-Orgien erschöpft und wo Bücherlesen als exotische Beschäftigung gilt, wage ich zu bezweifeln, dass Bildung dort einen hohen Stellenwert genießt. Um es dezent zu formulieren.

Natürlich braucht's nicht unbedingt einen humanistischen Bildungskanon, um in der Welt zu bestehen. Man braucht kein Latein geschweige denn Altgriechisch zu können, um Wände zu tapezieren, Börsenkurse zu verfolgen, Autos zu verkaufen oder für den Bundestag zu kandidieren. Braucht man nicht. Man braucht sich auch nicht in vermeintlich so abseitigen Dingen wie Geschichte, Politik oder Kunst auskennen, um in der Dotcom-Welt zu bestehen; wahrscheinlich ist es sogar eher hinderlich, lenkt vom Wesentlichen ab. Time is money, bekanntlich, also warum sich überhaupt noch mit Zusammenhängen plagen, mit Bildungsinhalten, die sich in einer durchökonomisierten, rationalisierten Arbeitswelt anscheinend überlebt haben?
Der Haken daran, der entscheidende Denkfehler, zumindest aus meiner Sicht: ein Geist, der nicht gefordert, herausgefordert wird, der sich nicht gelegentlich an scheinbar "sinnlosen" oder auch unbequemen Inhalten wetzen darf, verflacht zwangsläufig irgendwann. Ist allzu schnell bereit, sich mit allem möglichen vorgekauten, vorverdauten Zeugs abzufinden, was ihm an Nahrung serviert wird. Der Verzicht auf Bildung, ein Minimum an Bildung (von Optimum wagt man in dem Zusammenhang kaum zu reden..), führt für meine Begriffe schnurstracks in die Unmündigkeit - was wiederum regelmäßig die auszunutzen wissen, die über mehr Bildung, Macht und/oder geschickte Berater verfügen.
Sapere aude!, habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen, ist ein Kernsatz der Aufklärung, und weiter heißt es bei Kant: "Aufklärung ist der Aufbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit". Ein Satz, den man drehen und wenden kann, wie man will: er ist und bleibt von zeitloser Gültigkeit. Wer aber von vornherein nicht in die Lage versetzt wird, sich seines Verstandes zu bedienen, wer ausschließlich lernt oder darauf konditioniert wird, Multiple-Choice-Wissen mit Bildung zu verwechseln, wer nie - scheinbar "sinnfrei" - ein Buch zur Hand genommen und die Grenzen der eigenen Vorstellungen, Gedankenwelten hinter sich gelassen, überschritten hat, bleibt auf Dauer in sich gefangen. Glaube ich zumindest. Eine andere Variante wären hochspezialisierte "Fachidioten", die zwar einigermaßen gebildet sind, was die eigene Disziplin betrifft, den Blick über den Tellerrand aber nicht hinkriegen oder gar scheuen, weil's z.B. mit gesteigertem Aufwand, mit Anstrengungen verbunden wäre, die sich nicht - oder allenfalls indirekt - in Heller und Pfennig auszahlen.
Aber ich fürchte, ich entferne mich sehr weit vom Thema, das war so nicht geplant. Fakt ist, dass der Weg des geringsten Widerstands gerade in Bildungsfragen zwar verführerisch sein und der menschlichen Trägheit womöglich entgegenkommen mag, allerdings auch geradewegs in die Sackgasse führt. Der Preis, den der Einzelne und eine Gesellschaft insgesamt dafür zahlt, ist sehr hoch, viel zu hoch. Und das gilt für Industrienationen genau so wie für die vielen Länder und Regionen auf der Welt, in denen es - im Gegensatz zu Deutschland beispielsweise, uns geht's ja noch gold - an Schulen fehlt, an Lehrern und überhaupt einfachsten Voraussetzungen, um Bildung an sich zu ermöglichen.

lg
anouk
 
R

rebel

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von Anouk:
Hmmm... ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass das ein spezifisches Problem von Immigranten-Familien ist. Natürlich ist es für Zuwanderer auf Anhieb sehr viel schwieriger, das deutsche Bildungssystem bis in einzelne Verästelungen zu durchschauen und bestmöglich für sich zu nutzen. Aber wenn ich mir mal die Mentalität in etlichen deutschen Familien angucke, wo Kindererziehung sich vorwiegend in nachmittäglichen Fernseh-Orgien erschöpft und wo Bücherlesen als exotische Beschäftigung gilt, wage ich zu bezweifeln, dass Bildung dort einen hohen Stellenwert genießt. Um es dezent zu formulieren.

das seh ich anders und möcht mich da whatty anschließen, es ist nunmal so, dass du als immigrant, damit meine ich keine amerikaner oder dergleichen, aus einem ärmeren land kommst in dem du früh dazu gezwungen bist reif zu werden und zu arbeiten um zu überleben. dieses denken setzt sich auch noch sehr oft in den nachgenerationen von zuwanderer familien fort, der gedanke geld zu verdienen, natürlich ist es kurzfristiges denken, da man im durschnitt mit nem studium auf das gesamte leben viel mehr geld verdienen kannst. in deutschland wird die schulbildung ja auch noch nicht so lange so ernst genommen, früher gingen halt alle auf die volksschule und das kippt jetzt immer mehr, das wird bei immigranten-familien auch kommen aber halt zeitverzögert.
 
A

Anouk

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von rebel:
das seh ich anders und möcht mich da whatty anschließen, es ist nunmal so, dass du als immigrant, damit meine ich keine amerikaner oder dergleichen, aus einem ärmeren land kommst in dem du früh dazu gezwungen bist reif zu werden und zu arbeiten um zu überleben. dieses denken setzt sich auch noch sehr oft in den nachgenerationen von zuwanderer familien fort, der gedanke geld zu verdienen, natürlich ist es kurzfristiges denken, da man im durschnitt mit nem studium auf das gesamte leben viel mehr geld verdienen kannst.

Du hast völlig Recht, Rebel, und vielleicht habe ich mich da falsch oder missverständlich ausgedrückt: Das stelle ich gar nicht in Frage, überhaupt nicht. Es ging mir nur darum, darauf hinzuweisen, dass eine mehr oder minder ausgeprägte "Bildungsferne" keineswegs nur in (manchen, aber ja längst auch nicht allen!) Immigranten-Familien existiert, sondern eben auch in deutschen Familien. Und zwar nicht zu knapp. Ich möchte nur ungern in Soziologen-Kauderwelsch verfallen, aber es ist für meine Begriffe am ehesten ein schichtenspezifisches Phänomen. Davon auszugehen, dass es sich in deutschen Familien nicht so oder anders (im Sinne von besser) verhält, geht an den Realitäten vorbei. Das wäre ein positives und durch nichts belegbares Vorurteil. Der fiese Begriff vom "Unterschichten-TV" kommt ja auch nicht irgendwoher. Das verbale Schlamm-Catchen, das man hier und da nachmittags auf allen möglichen Kanälen besichtigen kann, findet meines Wissens auf Deutsch statt. Und es hat seine Zielgruppen und erfreut sich mancher Einschaltquoten, von denen die Macher anspruchsvollerer Programme häufig nur träumen können.

lg
anouk

ps Habe ich mich jetzt verständlicher ausgedrückt?
 
R

rebel

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

ja hast du:razz: und damit hast du auch vollkommen recht, das mit dem deutsch im unterschichten fernsehen liegt aber auch daran das du wahrscheinlich nur deutsches fernsehen guckst:razz:.
 
W

whaty2000

Guest
AW: Frage an türkische Eltern

ich hätte mal meinen post auf sozial schwächer gestellte deutsche familien oder andere schichten erweitern sollen,dann hätte anouk das nicht erläutern müssen ;)!
natürlich gibt es dieses phenomen nicht nur in immigranten familien.dann gibt es auch noch reiche kinder,die völlig gelangweilt vor dem fernseher sitzen und besser über den pc und fernseher bescheid wissen,als das was in der schule abgeht.hab ich auch schon erlebt.
 

Inada

New Member
AW: Frage an türkische Eltern

Zitat von whaty2000:
ich hätte mal meinen post auf sozial schwächer gestellte deutsche familien oder andere schichten erweitern sollen,dann hätte anouk das nicht erläutern müssen ;)!
natürlich gibt es dieses phenomen nicht nur in immigranten familien.dann gibt es auch noch reiche kinder,die völlig gelangweilt vor dem fernseher sitzen und besser über den pc und fernseher bescheid wissen,als das was in der schule abgeht.hab ich auch schon erlebt.

Ja und auch die rutschen in die sozialen Unterschichten ab, weil sie in einer null-boch-phase leben. die meisten kriegen aber irgendwann die kurve wieder.
 
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