Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Skeptiker

Well-Known Member
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Es verwundert mich doch sehr, dass so ein Beitrag, solch einen Wirbel machen kann.
Hängt das mit dem Trauma von damals zusammen oder... ich verstehe es nicht wirklich.

Es hängt eher mit der jarzehntelangen Eintrichterung der Kollektivschuld zusammen und der mehr als verkrampfte Umgang mit der Geschichte da, sobald man dies tut:

Ich zitiere nochmals von der Seite (Bund deutscher Vertriebener): "Ein Land, das unfähig ist, über eigene Opfer zu trauern."

ist man ein Geschichtsrevisionist. Die objektive Aufarbeitung der Geschichte ist nicht erwünscht.....geradezu lästig!
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Es verwundert mich doch sehr, dass so ein Beitrag, solch einen Wirbel machen kann.
Hängt das mit dem Trauma von damals zusammen oder... ich verstehe es nicht wirklich.

Ich zitiere nochmals von der Seite (Bund deutscher Vertriebener): "Ein Land, das unfähig ist, über eigene Opfer zu trauern."

In der DDR-Historie gab es offiziell keine Vertreibungen und natürlich erst recht keine Verbrechen durch die Rote Armee. Darüber wurde einfach geschwiegen und öffentliche Auseinandersetzungen oder Diskussionen gab es erst recht nicht.

Was mir beim Bund der Vertriebenen aufstößt, ist eben diese einseitige Sichtweise, die die eigene Verstrickung in die Geschehnisse verschweigt.

Deutschland hat den Krieg angefangen, den Krieg verloren und hat mit den Konsequenzen zu leben. Aus die Maus.

Das Problem: die Linke kennt keine Vertriebenen, die Rechten verdrehen die Ursachen.
 

feshak

Moderator
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Es hängt eher mit der jarzehntelangen Eintrichterung der Kollektivschuld zusammen und der mehr als verkrampfte Umgang mit der Geschichte da, sobald man dies tut:



ist man ein Geschichtsrevisionist. Die objektive Aufarbeitung der Geschichte ist nicht erwünscht.....geradezu lästig!

Objektive Aufarbeitung gern. Dazu gehören ganz sicher auch Kriegsverbrechen begangen an Deutschen. Aber wie gesagt, außer Shoah besteht über den ganzen Krieg, u.a. Operation Barbarossa mittlerweile nur schemenhafte bis gar keine Vorstellungen. Wie viele Deutsche wissen etwas mit dem 22.06. anzufangen? Ich habe zum 70. "Jahrestag" der Operation mal versucht, deutscher Medienberichterstattung dazu etwas zu folgen, von Fernsehen bis Zeitungskolumnen. In manch einer stand etwas von ihrer Auslöschung aus dem kollektiven Gedächtnis.

Und es kann und konnte nicht sein, dass selbst Politiker dafür demonstrierten, es hätte keine Verbrechen der Wehrmacht gegeben. Kurz. Entkrampfte Aufarbeitung wird meine Zustimmung finden im Sinne einer objektiven Geschichtserinnerung. Dann soll diese aber wirklich objektiv und allumfassend sein. Deswegen meine bereits ausgedrückte Sorge.
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Objektive Aufarbeitung gern. Dazu gehören ganz sicher auch Kriegsverbrechen begangen an Deutschen. Aber wie gesagt, außer Shoah besteht über den ganzen Krieg, u.a. Operation Barbarossa mittlerweile nur schemenhafte bis gar keine Vorstellungen. Wie viele Deutsche wissen etwas mit dem 22.06. anzufangen? Ich habe zum 70. "Jahrestag" der Operation mal versucht, deutscher Medienberichterstattung dazu etwas zu folgen, von Fernsehen bis Zeitungskolumnen. In manch einer stand etwas von ihrer Auslöschung aus dem kollektiven Gedächtnis.

Und es kann und konnte nicht sein, dass selbst Politiker dafür demonstrierten, es hätte keine Verbrechen der Wehrmacht gegeben. Kurz. Entkrampfte Aufarbeitung wird meine Zustimmung finden im Sinne einer objektiven Geschichtserinnerung. Dann soll diese aber wirklich objektiv und allumfassend sein. Deswegen meine bereits ausgedrückte Sorge.

Das ist eben die oft nationalistisch-patriotisch gefärbte Darstellung der jeweiligen Nationen. Da werden dann irgendwelche Schlachten zu Gründungsmythen (Acincourt, Schlacht auf dem Amselfeld) gemacht, die außerhalb dieses Landes keiner mehr kennt.

Du wüsstest jetzt wahrscheinlich auch nicht aus dem Kopf, wann zum Beispiel die Wehrmacht in Norwegen oder Dänemark einmarschiert ist.

Der Krieg im Pazifik war zum Beispiel äußerst brutal und die Japaner haben unvorstellbare Kriegsverbrechen begangen (Eroberung von Nanking http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking), das spielt in der europäischen Sicht auf den 2. WELTkrieg auch keine großen Rolle.
 

feshak

Moderator
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Das ist eben die oft nationalistisch-patriotisch gefärbte Darstellung der jeweiligen Nationen. Da werden dann irgendwelche Schlachten zu Gründungsmythen (Acincourt, Schlacht auf dem Amselfeld) gemacht, die außerhalb dieses Landes keiner mehr kennt.

Du wüsstest jetzt wahrscheinlich auch nicht aus dem Kopf, wann zum Beispiel die Wehrmacht in Norwegen oder Dänemark einmarschiert ist.

Der Krieg im Pazifik war zum Beispiel äußerst brutal und die Japaner haben unvorstellbare Kriegsverbrechen begangen (Eroberung von Nanking http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking), das spielt in der europäischen Sicht auf den 2. WELTkrieg auch keine großen Rolle.

Zunächst einmal reden wir bei Nanking nicht von eigener, deutscher Geschichte. Du kannst Dänemark und Norwegen nicht mit einem Vernichtungskrieg zu vergleichen suchen, der nicht viele vergleichbare Beispiele hat. Nicht von der Art der Kriegsführung, den Folgen und Opferzahlen. In Weißrussland wurde ein Drittel der Bevölkerung ausgelöscht. Wie gesagt, es gibt mittlerweile Spielfilme wie "Die Flucht", "Dresden", "Anonyma - Eine Frau in Berlin". Ich betone gern wieder, sie sind gut, sie sind berechtigt. Über so etwas ändert sich historisches Bewusstsein, kollektives Gedächntnis. Aber dann bring, und zwar nicht nur in irgendwelchen verschwommenen trockenen Zahlen, auch das sozusagen Andere. Und nicht nur "Schindlers Liste". Einfach, damit man sich junge Menschen wenn schon denn schon eine allumfassende auch "reale" Vorstellung machen können. So großen Respekt ich da vor der weltweit nicht zu vergleichenden Aufarbeitung durch die Deutschen habe.
 

turand

Well-Known Member
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Ich zitiere nochmals von der Seite (Bund deutscher Vertriebener): "Ein Land, das unfähig ist, über eigene Opfer zu trauern."

Das ist die Linie dieser Organisation, die ich für recht undifferenziert halte.
Wem oder was wird denn alljährlich am 13.Februar gedacht?

Der Bund dt. Vertriebener hat mit ihrer Führungsriege erheblichen Anteil daran, dass die Verwirklichung eines Gedenktages für die Opfer von Vertriebenen (noch) nicht verwirklicht werden konnte.Da sollten sich mal einige an die eigene Nase fassen,statt ein "Land" als trauerunfähig zu pathologisieren,wenn es um "eigene Opfer" gehe.

Ist Deutschland in der Logik des BdV auch unfähig, um die systematisch verfolgten und ermordeten Sinti und Roma zu trauern, oder warum gibt es immer noch kein zentrales Mahnmal in Deutschland?
Volker Beck hat das kürzlich bei "Anne Will" angespochen, dass die Aufarbeitung noch lange nicht abgeschlossen ist, also da wo es nicht um "eigene Opfer" geht.

Es hängt eher mit der jarzehntelangen Eintrichterung der Kollektivschuld zusammen ....

So unterschiedlich können Meinungen sein.Man denke an den Aufschrei, der wegen Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker" durchs Land ging.
Das war 1996!
Ralp Giordano sagte damals, dass sich nach dem Krieg die These der "kollektiven Unschuld" und eben nicht der "kollektiven Schuld" durchgesetzt hat.
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Zunächst einmal reden wir bei Nanking nicht von eigener, deutscher Geschichte. Du kannst Dänemark und Norwegen nicht mit einem Vernichtungskrieg zu vergleichen suchen, der nicht viele vergleichbare Beispiele hat. Nicht von der Art der Kriegsführung, den Folgen und Opferzahlen. In Weißrussland wurde ein Drittel der Bevölkerung ausgelöscht. Wie gesagt, es gibt mittlerweile Spielfilme wie "Die Flucht", "Dresden", "Anonyma - Eine Frau in Berlin". Ich betone gern wieder, sie sind gut, sie sind berechtigt. Über so etwas ändert sich historisches Bewusstsein, kollektives Gedächntnis. Aber dann bring, und zwar nicht nur in irgendwelchen verschwommenen trockenen Zahlen, auch das sozusagen Andere. Und nicht nur "Schindlers Liste". Einfach, damit man sich junge Menschen wenn schon denn schon eine allumfassende auch "reale" Vorstellung machen können. So großen Respekt ich da vor der weltweit nicht zu vergleichenden Aufarbeitung durch die Deutschen habe.

Auch Polen hat ca. ein Drittel seiner Bevölkerung verloren und danach gab es noch einen "kleinen" Gebietstausch auf Stalins Gnaden. Die Kriegsgeschichte Finnland liest sich vielleicht auch etwas anders, als sich das der gemeine Russe so vorstellt.

Als DDR-Bürger bin ich mit dem Krieg im Osten durchaus vertraut, man hat uns praktisch nur diese eine Sichtweite beigebracht.
 

feshak

Moderator
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

Auch Polen hat ca. ein Drittel seiner Bevölkerung verloren und danach gab es noch einen "kleinen" Gebietstausch auf Stalins Gnaden. Die Kriegsgeschichte Finnland liest sich vielleicht auch etwas anders, als sich das der gemeine Russe so vorstellt.

Als DDR-Bürger bin ich mit dem Krieg im Osten durchaus vertraut, man hat uns praktisch nur diese eine Sichtweite beigebracht.

Nein, hat Polen nicht. Man geht von ca. sechs Millionen Toten, darunter drei Millionen Polen jüdischen Glaubens aus. Ihre Gesamtbevölkerungszahl war um einiges mehr als 18 Millionen. Ich möchte jedoch wirklich keine unwürdigen Zahlenspiele und Aufrechnungen betreiben. Der Krieg gegen die Bolschewisten war von Beginn an auch in einer anderen Qualität geplant und auch ausgeführt. In Polen wurden nicht flächendeckend ganze Ortschaften nieder gebrannt oder Millionenstädte wie Leningrad ausgehungert.

Dass in der DDR aufgewachsene Deutsche ab Mitte 30 und älter noch anders gelernt haben, ist mir bekannt. Ich rede von der Masse und von jungen Menschen heute. Die DDR gibt es seit nun gut 20 Jahren nicht mehr.
 
P

pauline09

Guest
AW: Gedenktag für die Opfer von Vertreibung?

(..)
So unterschiedlich können Meinungen sein.Man denke an den Aufschrei, der wegen Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker" durchs Land ging.
Das war 1996!
Ralp Giordano sagte damals, dass sich nach dem Krieg die These der "kollektiven Unschuld" und eben nicht der "kollektiven Schuld" durchgesetzt hat.

Richtig, und das über Jahrzehnte - nicht zuletzt auch dadurch bedingt, dass etliche Kriegsgefangene erst in den 50'ern zurückkehrten und die damalige und spätere Geschichtsschreibung zur NS-Ära über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg darin bestand, dass Verbrechen der Wehrmacht entweder nicht thematisiert oder nur NS-Führungskadern, nicht aber auch einfachen Soldaten zugerechnet wurden. Und als das dank der Aufklärungsarbeit von Jan Philipp Reemtsma und anderen endlich in den Blickwinkel gerückt wurde - u.a. mit der großen Wehrmachtsausstellung - setzte insbesondere Rechtsaußen großes Geschrei ein. Der Mythos von der 'kollektiven Unschuld' war wohl vielen zu lieb geworden, sei es aus familiär tradierter, psychologischer Verdrängung oder aus politischem Nutzen, als dass man daran hätte rütteln sollen. Aber inzwischen ist der Diskussionsstand zum Glück ein anderer.

Btw, mich erinnert das manchmal in gewisser Weise an den Umgang vieler Türken mit der traurigen Historie türkischstämmiger Armenier: zwar ein hinkender Vergleich, aber auch die junge türkische Republik sollte ja freigehalten werden vom geschichtlichen Makel der damaligen Massaker. Und 'offizielle' Geschichtsschreibung ist ein mächtiges Instrument, um die Wahrnehmung von Menschen zu beeinflussen bzw. in gewünschte Richtungen zu verzerren. Aber das nur am Rande.
 
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