wiebke
New Member
AW: Ich habe ein Problem
@ xan,
ich habe extra betont, dass ich nicht nur auf dieses thema und die muslimische tradition bezogen schreibe, sondern mich als nicht muslimische deutsche genauso miteinbeziehe, was die versuche betrifft, den an mich gestellten erwartungen gerecht zu werden. ich bilde mir auch nicht ein, weil ich deutsche bin, anderen ratschläge erteilen zu können. denn egal in welcher beziehung (ehe, familie oder zwishcne freunden) - auch für mich steht respekt und gegenseitige achtung an erster stelle. ich muss gestehen, dass es mich überrascht hat, wie junge frauen wie Sedef über ihre rolle in der familie schreiben. auch ich will meine eltern nicht enttäuschen, möchte dass sie stolz auf mich sind, aber ich möchte auch mein leben leben, sicherlich basierend auf den werten meiner eltern und meiner kultur, aber jene, die ich für richtig erachte. aber ich muss dir recht geben, dass der wert der familie in der "westlichen zivilisation" zunehmend verloren geht. wie auch viele andere "menschliche" werte. es ist eine gesamtentwicklung auf vielen ebenen, bei der der von dir geschilderte egoismus in vielen formen auftritt. wenn sich eine gesellschaft wandelt, ist die religion etwas überdauerndes, etwas halt gebendes. aber alles hat immer mindestens zwei seiten. und die andere ist für mich die starrheit und unflexibilität der religion (ich setz das jetz mal gleich, da für mich türkische kultur eng an die religion gebunden ist - wenn ich damit falsch liege, bitte ich um korrektur). und genauso haben natürlich sowohl türkische als auch deutsche kultur ihre positiven seiten.
was das einvernehmen betrifft oder die hetzkampagnen der deutschen presse - darüber kann ich mir kein urteil erlauben. ich denke nur, dass dort, wo 2 kulturen aufeinander treffen, achtung allein innerhalb einer kultur nicht mehr reicht, sondern achtung zwischen den kulturen entscheidend ist. der einfluss findet in beide richtungen statt und kann in meinen augen nur mit gewalt unterdrückt werden. wenn ich eins bisher gelernt habe, dann, dass nie das eine immer nur schlecht und das ander immer nur gut ist. was wertediskussionen angeht wird es auch nie ein richtig oder falsch geben, doch sie bieten unendliches potenzial für leid. daher glaube ich an die möglichkeit, dass sich der mensch auf das wesentliche konzentrieren kann, dass uns alle vereint, auf das menschsein ohne viele der grenzen, die nur in unseren köpfen existieren.
lg, wiebke
@ xan,
ich habe extra betont, dass ich nicht nur auf dieses thema und die muslimische tradition bezogen schreibe, sondern mich als nicht muslimische deutsche genauso miteinbeziehe, was die versuche betrifft, den an mich gestellten erwartungen gerecht zu werden. ich bilde mir auch nicht ein, weil ich deutsche bin, anderen ratschläge erteilen zu können. denn egal in welcher beziehung (ehe, familie oder zwishcne freunden) - auch für mich steht respekt und gegenseitige achtung an erster stelle. ich muss gestehen, dass es mich überrascht hat, wie junge frauen wie Sedef über ihre rolle in der familie schreiben. auch ich will meine eltern nicht enttäuschen, möchte dass sie stolz auf mich sind, aber ich möchte auch mein leben leben, sicherlich basierend auf den werten meiner eltern und meiner kultur, aber jene, die ich für richtig erachte. aber ich muss dir recht geben, dass der wert der familie in der "westlichen zivilisation" zunehmend verloren geht. wie auch viele andere "menschliche" werte. es ist eine gesamtentwicklung auf vielen ebenen, bei der der von dir geschilderte egoismus in vielen formen auftritt. wenn sich eine gesellschaft wandelt, ist die religion etwas überdauerndes, etwas halt gebendes. aber alles hat immer mindestens zwei seiten. und die andere ist für mich die starrheit und unflexibilität der religion (ich setz das jetz mal gleich, da für mich türkische kultur eng an die religion gebunden ist - wenn ich damit falsch liege, bitte ich um korrektur). und genauso haben natürlich sowohl türkische als auch deutsche kultur ihre positiven seiten.
was das einvernehmen betrifft oder die hetzkampagnen der deutschen presse - darüber kann ich mir kein urteil erlauben. ich denke nur, dass dort, wo 2 kulturen aufeinander treffen, achtung allein innerhalb einer kultur nicht mehr reicht, sondern achtung zwischen den kulturen entscheidend ist. der einfluss findet in beide richtungen statt und kann in meinen augen nur mit gewalt unterdrückt werden. wenn ich eins bisher gelernt habe, dann, dass nie das eine immer nur schlecht und das ander immer nur gut ist. was wertediskussionen angeht wird es auch nie ein richtig oder falsch geben, doch sie bieten unendliches potenzial für leid. daher glaube ich an die möglichkeit, dass sich der mensch auf das wesentliche konzentrieren kann, dass uns alle vereint, auf das menschsein ohne viele der grenzen, die nur in unseren köpfen existieren.
lg, wiebke
Zitat von Xan:Hast du das bei Deutschen schonmal irgendwo gesehen? Wer mit 20 nicht gleich zum ersten Freund zieht, sondern etwas Geduld aufbringt, schmeißt sein Leben nicht weg.
Es geht hier nicht um "Gegenleistung" sondern ganz einfach um die gegenseitige Achtung der Menschen voreinander, besonders innerhalb der Familie. Diese Achtung ist die Grundlage jeglichen zivilisierten Zusammenlebens. Nicht die Egoismen haben im Vordergrund zu stehen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen. In Deutschland hat man das nur weitgehend verlernt. Deshalb driftet auch alles auseinander und die Ehen scheitern und es werden kaum noch Kinder geboren, gerade bei den Leuten, die sich als besonders "fortschrittlich" und "frei" fühlen, frei von Verantwortung nämlich. Ich finde es gut, wie hier darüber diskutiert wird. Es ist ein großes Plus der türkischen Kultur, daß überwiegend diese Fragen einvernehmlich gelöst werden können. Man sollte sich nicht von der Hetzpropaganda der deutschen Medien irreleiten lassen. Dort werden Einzelfälle pauschalisiert und zur Dämonisierung der moslemischen Minderheit mißbraucht. Die Wirklichkeit bei den Türken sieht anders aus.
Wo die Konflikte unlösbar bleiben oder der Dickkopf groß genug ist, gibt es dann auch oft genug den Auszug. Aber der Rückhalt und die Geborgenheit in der Familie sind hohe Güter. Wenn das bei den Deutschen fehlt, haben sie keinen Grund, anderen diesbezüglich irgendwelche Ratschläge zu erteilen.