Landtagswahljahr 2019

Alubehütet

Well-Known Member
Schon versuche ich mir einen Reim darauf zu machen, warum das Ausmaß des Rechtsextremismus in der Zone umgekehrt proportional zum Migrantenanteil ist.
Es gibt einen anderen Zusammenhang zwischen Migration und AfD-Wählern: Den der Abwanderung. Je mehr in den Westen rübergemacht sind, und das sind ja die Jungen, Flexiblen, Progressiven, desto mehr verbohren sich die Bleibenden in Ressentiments. – Gut, das sind dann auch oft, wenn auch nicht immer, abgehängte Regionen.
 

sommersonne

Well-Known Member
Das hat er auch erklärt und zwar mit den Lebenshaltungskosten.....
Du scheinst zu glauben das irgendein Arbeitgeber die Lebenshaltungskosten eines Bundeslandes oder Ortes in dem er ansässig ist in seine Überlegungen wie viel Gehalt er zahlt, einbezieht. Er orientiert sich maximal an dem was vergleichbare Unternehmen in ihrem Umkreis ihren Mitarbeitern zahlen. Nicht mehr und nicht weniger.
Mit den Lebenshaltungskosten hat das Null zu tun. Denn diese orientieren sich an den finanziellen Möglichkeiten der Einwohner. Für Friseure, Bäcker usw. macht es wenig Sinn Preise zu verlangen, die niemand bezahlen kann. Sie würden auf ihrer Ware und Leistungen sitzen bleiben.

In den drei neuen Bundesländern waren die Löhne von Anfang an viel niedriger als in vergleichbaren Unternehmen in Westdeutschland und kein Unternehmer sah und sieht sich bemüßigt daran etwas zu ändern. Logisch, es sind Unternehmer und keine Sozialarbeiter und der Sozialismus ist lange vorbei.
 

sommersonne

Well-Known Member
Es gibt einen anderen Zusammenhang zwischen Migration und AfD-Wählern: Den der Abwanderung. Je mehr in den Westen rübergemacht sind, und das sind ja die Jungen, Flexiblen, Progressiven, desto mehr verbohren sich die Bleibenden in Ressentiments. – Gut, das sind dann auch oft, wenn auch nicht immer, abgehängte Regionen.
Dann würde sich das Problem ja irgendwann aus biologischen Gründen erledigen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Das hat er auch erklärt und zwar mit den Lebenshaltungskosten.....
Und auch damit gezeigt, daß er nichts verstanden hat.

Es geht nicht darum, ob ein Ost-Rentner unter'm Strich sich nicht vielleicht sogar drei Dosen Bier beim ALDI mehr leisten kann als der West-Rentner, weil der ALDI Ost generell günstiger ist als ALDI Süd. Es geht darum, daß seine Lebensleistung nicht gleichermaßen anerkannt wird. Das ist eine völlig unnötige psychische Demütigung der DDRler. Die auch nicht sein muß. Rente finanziert sich ja nicht von dem, was die DDR für sie zurückgelegt hat oder eben nicht, sondern aus den Beiträgen der jetzigen Beitragszahler.

Deswegen finde ich die Rentendiskussion so bemerkenswert: Ungleiche Löhne, das hat eben wirklich mit dem wirtschaftlichen Umfeld zu tun. Womit dann auch das Angebot korrespondiert; eben auch niedrigere Lebenshaltungskosten. Aber Rente, die ist politisch gesetzt. Und die politische Wertung ist: Eure Lebensarbeit ist nicht so viel wert wie die eines Wessis.

Es geht nicht so sehr um knallharte Realitäten. Es geht viel um Symbolik. Die Zone wurde nicht in die BRD integriert, sie wurde einverleibt. DDR-Biografien wurden nichtig. Letztens mit einer Mittzwanzigerin diskutiert, die politisch durchaus wach, engagiert ist: Die wußte mit dem Namen „Wolf Biermann“ nichts anzufangen! So wenig Geschichte der DDR wird bei uns im Westen unterrichtet, alles uninteressant! (Sie kannte auch Hannes Wader, Konstantin Wecker, Reinhard Mey nicht. Muß sie nicht. Darum geht es mir nicht. Aber die Ausbürgerung Biermanns und die Folgen sind nun mal eines der wichtigsten Einschnitte in der Vor-Wende-DDR. Was übrigens auch mit dem AfD-Erfolg zu tun hat: Wer sich als Kopf in einer alternativ-grünen Szene im Osten etablierte, der wurde ausgesiedelt. Da gibt es kein tradierten alternatives Establishment.)
 
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Alubehütet

Well-Known Member
Dann würde sich das Problem ja irgendwann aus biologischen Gründen erledigen.
Nein, wie das?

Wenn Grün-Alternative rübermachen in den Westen, dann werden sie ihre Kinder mit alternativen Wertvorstellungen im Westen erziehen. Und wenn im Osten die Fußlahmen und Dumpfbacken übrig bleiben, dann werden die Kinder von Dumpfbacken dumpfbackig erzogen im Osten.

Sehr plakativ, überspitzt.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich habe noch ein ganz anderes Mosaikstein. Nicht so wichtig, aber erklärt auch was.

These I:
  • Der Antifaschismus der DDR war von oben verordnet.
  • Der Antifaschismus der BRD wurde von unten errungen.
Die BRD war von Anfang an ein „Schwamm drüber“, ein nichts-mehr-wissen-wollen und nie-gewußt-haben.

"Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen!"

Franz-Josef Strauß, und das schon 1969
Erst die Frankfurter Ausschwitz-Prozesse, von einem einzelnen mutigen Staatsanwalt durchgesetzt, und Peter Weiss’ „Ermittlung“ darüber erzwangen Diskussionen. Die 68er gruben dann in den Bibliotheken aus, was ihre Profs dreißig Jahre zuvor so gelehrt hatten.

Antifaschismus war im Osten von oben verordnet, im Westen dissident. Wer im Osten opponieren wollte gegen „das System“, der opponiert schnell auch gegen den vorgegebenen Antifaschismus.



These II:
  • Der Antifaschismus der DDR war, auch aus dem Erleben der von der KPD geprägten Elite heraus, ein vollständiger Antifaschismus. „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ meinte: Nie wieder Buchenwald!
  • Der Antifaschismus der BRD hatte viel mehr den einzigartigen Kulturbruch im Blick, der nun wirklich nicht zu verdrängen/verleugnen war. Nie wieder Ausschwitz!
Faschismus, ja, meine Güte, da war Deutschland wirklich nicht alleine. Keine andere Nation geht deswegen so in Sack und Asche Buße.
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Nein, wie das?

Wenn Grün-Alternative rübermachen in den Westen, dann werden sie ihre Kinder mit alternativen Wertvorstellungen im Westen erziehen. Und wenn im Osten die Fußlahmen und Dumpfbacken übrig bleiben, dann werden die Kinder von Dumpfbacken dumpfbackig erzogen im Osten.

Sehr plakativ, überspitzt.
Wenn man sich mal die Demos oder Veranstaltungen der AfD oder Pegida ansieht, dann sind das zum großen Teil "alte" Leute. Das meine ich mit biologischer Lösung. Klar, haben sie bis dahin wohl auch ein paar junge Leute angesteckt, aber das sind nicht so viele und die könnte man noch zu einer anderen Meinung bringen.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Du scheinst zu glauben das irgendein Arbeitgeber die Lebenshaltungskosten eines Bundeslandes oder Ortes in dem er ansässig ist in seine Überlegungen wie viel Gehalt er zahlt, einbezieht. Er orientiert sich maximal an dem was vergleichbare Unternehmen in ihrem Umkreis ihren Mitarbeitern zahlen. Nicht mehr und nicht weniger.
Mit den Lebenshaltungskosten hat das Null zu tun. Denn diese orientieren sich an den finanziellen Möglichkeiten der Einwohner. Für Friseure, Bäcker usw. macht es wenig Sinn Preise zu verlangen, die niemand bezahlen kann. Sie würden auf ihrer Ware und Leistungen sitzen bleiben.

In den drei neuen Bundesländern waren die Löhne von Anfang an viel niedriger als in vergleichbaren Unternehmen in Westdeutschland und kein Unternehmer sah und sieht sich bemüßigt daran etwas zu ändern. Logisch, es sind Unternehmer und keine Sozialarbeiter und der Sozialismus ist lange vorbei.
Ich habe von Rentnern geschrieben, sowie vom Unterschied im Westen was Stadt und Land angeht.

Allein was du in Frankfurt für einen Friseurbesuch bezahlst, dafür würde in den ländlichen Gebieten keiner hingehen. Das ist locker das doppelt oder dreifache in Frankfurt.

Den Friseuren mache ich da auch keinen Vorwurf, wenn ich mir die Miete für die Läden ansehen um einen Grund zu nennen.

Und jetzt zu den Rentnern, der in Frankfurt bekommt genau die selbe Rente wie der auf dem Land, bei Berufs Gleichheit.

Und in Frankfurt zahlt man auch mehr für einen Besuch im Restaurant, beim Bäcker und....und...und.

Die Lohnungleichheit ist ungerecht....das streite ich nicht ab, aber bitte auch immer die Lebenshaltungskosten im Auge behalten.
Und du kannst gern mal die in dem verlinkten Beitrag erwähnten Orte besuchen, dazu hatte ich auch schon mal was geschrieben......übrigens.

Straßen, Anbindung an den ÖPNV, andere Infrastruktur. Da sieht es im Westen nicht gut aus.
 

Bintje

Well-Known Member
(...)Faschismus, ja, meine Güte, da war Deutschland wirklich nicht alleine. Keine andere Nation geht deswegen so in Sack und Asche Buße.

Keine andere Nation hat den industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen, Oppositionellen, Andersdenkenden, -wählenden und -liebenden, Kindern wie Erwachsenen, Alten wie Jungen, Behinderten und Neinsagern zu verantworten. Keine andere Nation hat zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen. Das ist Grund genug, die Geschichte nie, niemals zu vergessen und nie einen Schlussstrich zu ziehen!
 

Alubehütet

Well-Known Member
Keine andere Nation hat den industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen, Oppositionellen, Andersdenkenden, -wählenden und -liebenden, Kindern wie Erwachsenen, Alten wie Jungen, Behinderten und Neinsagern zu verantworten. Keine andere Nation hat zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen. Das ist Grund genug, die Geschichte nie, niemals zu vergessen und nie einen Schlussstrich zu ziehen!
Genau das meine ich ja. Das ist, was der westdeutsche Antifaschismus sich erarbeitet hat. Für die DDR war das nur die extreme Spitze. Deswegen gibt es in Westdeutschland ein ganz anderes No-Go. Im Osten denkt man sich eher, na, Hitler hat wohl ziemlich übertrieben, besonders das mit den Juden hat nicht sein müssen, aber es war auch nicht alles schlecht, und einiges könnte man durchaus wieder machen.

Der Horizont des westdeutschen Antifaschismus, das ist meine These, ist Ausschwitz. Der des ostdeutschen Buchenwald.
 
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