Lifestylethema? Da vergeht mir schon gleich die Lust aufs Diskutieren.
Und eine unvoreingenommene Leserschaft wünsche ich nicht nur alterali.
Lieber Pit, in meinen Augen gibt es einen Unterschied zwischen philosophischer Ethik und Esoterik. Was hier im Zusammenhang mit der präferierten Ernährungsweise betrieben wird, ist allenfalls Esoterik. Ich verstehe ja, dass es voll im Trend liegt und politisch korrekt wirkt, sich für die armen Schlachttiere einzusetzen und auf seine Linie und auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Ich habe da als fleischfressender Raucher mit einem BMI weit über der Norm nicht das geringste dagegen und freue mich über jeden, dem es besser geht dadurch. Aber wenn mir das Jemand als eine ethische Notwendigkeit zu verkaufen, also durch die Blume zu erklären versucht, dass wir dadurch zu besseren Menschen werden, dann habe ich nicht das geringste Verständnis dafür.
Du sprichst davon, dass Du das Leben achtest? Warum achtest Du dann nicht alles Leben, warum scheint es Dir bei Menschen und höheren (Säugetieren) legitim, sie nicht zum Verzehr abzuschlachten, aber wie sieht es bei Insekten und Würmern aus, bei Kleinstlebewesen und Bakterien, bei pflanzlichem Leben? Wo ziehst Du da die Grenze und mit welcher Begründung?
Du achtest das Leben? Warum achtest Du dann nicht auch, was das Leben hervorgebracht und erhalten hat bis heute. Tatsache ist doch wohl, dass alles uns bekannte Leben auf organischer Nahrung basiert, dass also Leben sich weit gehend aus sich selbst hervorbringt, dass der Tod insofern genauso sehr zum Leben gehört.
Ethik ist eine kulturelle Errungenschaft, Kultur ist eine menschliche Errungenschaft. Es macht also durchaus Sinn, dass mit Ethik vornehmlich das menschliche Zusammenleben organisiert wird und sich auch darauf beschränkt. Auch die Vernunft ist eine menschliche Errungenschaft und mit der können wir dahingehend argumentieren, das außermenschliche Leben soweit zu achten und zu schützen, dass unsere eigene Lebensgrundlage erhalten wird. Aber alles, was darüber hinausgeht ist Science Fiction und Esoterik.
Es mag ja sein, dass Kühe und Hühner tatsächlich das Potential in sich tragen, in weiteren Jahrmillionen Evolution auch so etwas wie Sprache und Bewusstsein und Kultur zu entwickeln und unser Mitgefühl verdienen, das Einbezogensein in unsere Ethik und Gefühlswelt. Aber im Moment ist das lediglich ein Spleen derjenigen Menschen, denen es gut genug geht, sich ihre Nahrung ausschließlich im Supermarkt, dem Bioladen oder der Apotheke zu beschaffen und die ansonsten die Tierwelt nur im antiseptischen Umfeld ihrer modernen Lebenswelt als eine Art lebendiges Spielzeug kennen.
Das ist welt- und lebensfremd und hat mit der Achtung von Leben nicht das geringste zu tun, höchstens mit einer Scheinrechtfertigung der eigenen Lebensweise. Ich denke, wir haben noch genügend Hausaufgaben zu erledigen, allein die Achtung des menschlichen Lebens und Zusammenlebens in unsere Ethik zu integrieren. Und je weiter wir uns von der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen auf diesem Planeten entfernen, die nicht das Glück haben, in diesen Breitengraden aufgewachsen zu sein, umso schwieriger wird dieses Unterfangen. Das halte ich für ethisch sehr bedenklich, wenn nicht gar verwerflich.