LGBTI Pride 2015 in Istanbul durch Polizeieinsatz aufgelöst.

aleynanaz1

Well-Known Member
Mit fehlt die türkische Sichtweise der Dinge und somit die Vergleichsmöglichkeiten.
Das fehlt nicht nur dir und das ist schade,denn die türkische wird einfach ausgeblendet,obwohl auch diese wichtig ist.
Du und noch einige hier macht es euch nur mit einer Sichtweise (deutsche Medien'') zu einfach,aber das stört euch nicht,so lange die TR unterstützt von der ''einen'' deutschen Sichtweise durch den Kakao gezogen werden kann.
 

Tanrısız56

Well-Known Member
Etwas amüsiert verfolgte ich kürzlich einen Artikel auf der DTN, wonach seit einiger Zeit im jährlichen Zyklus eine Schwulenparade in Istanbul stattfindet.

"Amüsiert" - na ja. So amüsant scheint es für die Teilnehmenden dieses Jahr ja nicht gewesen zu sein. Und wer sich gern über abseits der Heteronormativität lebende Menschen amüsiert, sich lustig zu machen glaubt, dem kann vielleicht damit gedient sein, sich zu vergegenwärtigen, dass bei der sog. "Schwulenparade" vor allem seit den Gezi-Protesten jede Menge "heterosexually correct" lebender Menschen aus Solidarität mit dabei sind.

Um eine "Schwulenparade" handelt es sich im Übrigen nicht. Gibt auch Frauen auf dieser Welt und auch auf dieser Parade (sonst noch: "Mann oder Frau - wer weiß es so genau"). Deniz Yücel, der von der "Jungle World" zur "taz" und jetzt zu Springers "Welt" gegangen ist (immerhin ohne dass er nun "konservativer" schreiben würde), porträtiert eine nicht-schwule Teilnehmerin der Parade: die offen lesbisch lebende Istanbuler CHP-Bezirksabgeordnete Sedef Cakmak.

http://www.welt.de/vermischtes/article143204797/Der-lesbische-Marsch-durch-die-Institutionen.html

Zitat aus dem Artikel:

"Haben es Lesben einfacher als Schwule und Transsexuelle? 'Mir sieht man es nicht an, dass ich lesbisch bin; Lesben werden nicht wie die Transsexuellen zur Prostitution gezwungen und reihenweise ermordet. Andererseits ist es für einen heimlichen Schwulen einfacher, seine Sexualität auszuleben. Ein schwuler Ehemann kann abends das Haus verlassen; eine lesbische Ehefrau in solchen Verhältnissen kaum.' Tatsächlich gibt es in Istanbul etliche Schwulenklubs, schicke Diskotheken ebenso wie Kaschemmen in Arme-Leute-Gegenden. Demgegenüber steht ein einziger lesbischer Klub."

Möglicherweise kann das Verhalten der Gesellschaft gegenüber Homosexuellen als Indikator für die allgemeine Toleranz einer Gesellschaft hergenommen werden; Vielleicht auch oder\und Regierung.

Dafür spricht einiges. Wobei ich denke, dass auf Dauer die eigenständige Kategorie "Homosexueller" entfallen könnte. Aufgrund allumfassender und bis in die feinsten gesellschaftlichen Verästelungen reichender Heteronormativität, die allenthalben gefordert und gefördert wird, ist da aktuell zwar überhaupt nicht dran zu denken. Aber grundsätzlich scheint es doch so zu sein: Die meisten Menschen neigen entweder eher dem anderen (die meisten) oder dem eigenen Geschlecht zu. "Echte" (= fifty-fifty) Bisexuelle sind selten. Wohl aber finden sich bei Untersuchungen dann immer wieder messbare sexuelle Reaktionen, die nicht ins vorgegebene Muster passen wollen. Auch wenn diese Reaktionen nur gering ausfallen. Aber das Bild: Hier "Heterosexuelle", die nie irgendwie "homosexuell" empfinden dürften, dort "Homosexuelle", die allen heterosexuellen Anwandlungen gegenüber abhold sein müssen, scheint zu grob gepinselt zu sein. Dagegen sprechen bei den "Heterosexuellen" diverse Phänomene (z. B. die sog. "men having sex with men") und bei den "Homosexuellen" die vielen heterosexuell verheirateten Mitbürger, die ihre Kinder auf herkömmliche Weise zeugen, sich aber mann-männlicher Fleischesakte keinesfalls enthalten. Nichtsdestoweniger gibt es natürlich auch Menschen, die ausschließlich "heterosexuell" oder "homosexuell" sind. Aber: Denkmöglich wären immerhin gesellschaftliche Zustände, in denen solchen Unterscheidungen kein solches Gewicht zukommt, dass daran eine Identität geknüpft werden müsste ...

Ich finde es auch nicht zu tolerieren, wenn fastende nicht fastende Menschen angehen. Wer fasten möchte kann das gerne machen, es gibt ja auch keinen Zwang. Ich hatte hier einst geschrieben, dass man einem Freund fast Prügel angedroht hat, nur weil er zur Fastenzeit eine Zigarette geraucht hatte.

Auf der anekdotischen Ebene kann ich da einen (atheistischen) Almancı-Freund beisteuern, der mir als Taxifahrer immer davon berichtet, dass zwischen "gäubigen" und "säkularen" Kollegen aus islamisch geprägten Ländern solche Aspekte für permanenten Zündstoff sorgen. Und zwar in dem Sinne, dass die gläubigen die nicht- oder mindergläubigen Taxifahrer-Kollegen anhalten bzw. damit nerven, gefälligst auch den Ramadan zu halten, freitags in die Moschee zu gehen, kein Feierabendbier zu trinken und dergleichen mehr. Demgegenüber ist mir, der ich in einer früher sehr stark katholisch geprägten Stadt lebe, aufgefallen, dass auch immer mehr "irgendwie praktizierende" Katholik_innen in ihrer Fastenzeit Einladungen zum Essen aussprechen, (selbstgebackenen) Kuchen und Süßigkeiten anbieten, mitbringen usw. ...

der Juni ist der traditionalle gay pride month.
wurde sicher nicht extra ausgesucht, weil das mit Ramadan kollidiert...

Die Parade findet seit 2003 unabhängig vom beweglichen Ramazan statt, hat im letzten Jahr ebenfalls zur Ramazan-Zeit stattgefunden. Hintergrund für die weltweit und seit 2003 eben auch in Istanbul stattfindenden Paraden ist ein Aufstand am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street (deshalb: "Christopher Street Day"), der sich in den weltweiten Aufbruch rund um das Jahr 1968 einordnen lässt. Zum ersten Mal hatten sich Menschen, die nicht im Sinne der heteronormativen Matrix lebten, gegen Polizeiübergriffe, Razzien, Mafia-Kontrolle usw. zur Wehr gesetzt (übrigens nicht nur gewaltfrei).

Ich möchte keine Homosexuelle, die am Heiligabend durch öffentliche Straßen ziehen

Soll auch schon Homosexuelle gegeben haben, die am Heiligabend durch die Straßen gezogen sind, um per Weihnachtsbaum entfachte Wohnungsbrände zu löschen. Das "durch die Straßen ziehen" machen diese Homosexuellen dann mit Feuerwehrautos, in denen sie vorgefahren kommen. Wenn die gerade nicht durch die Straßen ziehen oder Brände löschen, treffen sich einige von denen gern bei den "feuerwehr gays - Arbeitskreis schwuler Feuerwehrleute" ... :)

Putin würde solche Paraden erst gar nicht zulassen und die Teilnehmer in die Arbeitslager nach Sibirien verfrachten.

Das ist richtig! Gut, mit den Arbeitslagern - das ist m. W. noch nicht passiert. Aber das Verbieten und polizeigewaltsame Auseinandertreiben versuchter Christopher-Street-Day-Demos ist in Russland gängige Praxis.

Wer weiß, was da gerade im Hintergrund läuft und die AKP hat ja allen Grund wieder auf Stimmenfang zu gehen.

Das sehe ich auch so. Wobei es auch Dünnhäutigkeit sein könnte - angesichts der verlorenen Wahlen und des wachsenden Zuspruchs (zum ersten Mal wurde die Parade von lokalen CHP-geführten Bezirken offiziell unterstützt) , den die Parade (evtl. auch als eine Art "Gezi-Gedenken"?) inzwischen findet.

Mit fehlt die türkische Sichtweise der Dinge

Was ist denn eine "türkische Sichtweise". Die letzten Wahlen haben doch gezeigt, wie gespalten das Land ist. Da dürften die Sichtweisen durchaus unterschiedlich ausfallen ...
 

Leo_69

Well-Known Member
Ist putin auch Moslem und will eine Islamisierung?

Erdogan will keine Islamisierung als Ziel. Erdogan benutz sie damit die Leute beschäftigt sind. Dumm gehalten werden(nach seinen Vorstellungen) Arbeiten-Beten-Schnauze halten.(keine Zeit zum demonstrieren oder nachdenken)
ERdogan gefällt Putins Herrschaftsmodell ....
Er will doch auch so gerne Diktator sein.
 

Almancali

Well-Known Member
"Amüsiert" - na ja. So amüsant scheint es für die Teilnehmenden dieses Jahr ja nicht gewesen zu sein. Und wer sich gern über abseits der Heteronormativität lebende Menschen amüsiert, sich lustig zu machen glaubt, dem kann vielleicht damit gedient sein, sich zu vergegenwärtigen, dass bei der sog. "Schwulenparade" vor allem seit den Gezi-Protesten jede Menge "heterosexually correct" lebender Menschen aus Solidarität mit dabei sind.
Das "Amüsiert"-Sein bezog sich auf den ersten Link. Als die Teilnehmer mit Wasserwerfern und Tränengas angegriffen wurden, war ich natürlich alles Andere als "amüsiert".
 
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