Schon wieder ein ganz interessanter
Artikel von Frau Berg. Ich glaube, ich sehe das wieder ganz ähnlich, und zwar ohne jeglichen Sarkasmus oder Ironie...
Bei jeder gesellschaftlichen historischen Entwicklung scheint es so etwas wie einen Schwellenpunkt zu geben, einen point of no return. Bis zu diesem Punkt ließe sich die Entwicklung durch demokratische oder diplomatische Bemühungen noch aufhalten und abändern, aber danach geht sie unaufhaltsam weiter bis zur Katastrophe und kann vielleicht höchstens noch hier und da etwas verlangsamt und verzögert werden.
Bei den Nazis war das vermutlich die Reichstagswahl, die die NSDAP mit einem Drittel der Stimmen an die Macht gebracht und Hitler zum Reichskanzler gemacht hat. Bis dahin wäre das Dritte Reich, der zweite Weltkrieg und der Holocaust wohl noch vermeidbar gewesen, aber nach dieser Wahl waren die Weichen gelegt und das Schicksal von 50 Millionen Menschen, die dabei draufgegangen sind, weit gehend besiegelt.
Im kalten Krieg kam man dem Schwellenpunkt in der Schweinebucht gefährlich nahe. Wären dort die Russen und die Amis aufeinander losgegangen, dann wäre der 3. Weltkrieg wohl auch beschlossene Sache und nur noch eine Frage der Zeit gewesen.
Bei der Islamisierung und dem Aufstieg des islamischen Terrors spielen drei Ereignisse eine wichtige Rolle, wobei ich mich nicht festlegen möchte, welche nun den Schwellenpunkt dargestellt hat: das waren zum Einen die Machtergreifung Khomeinis im Iran, die Bewaffnung der Afghanen im Krieg gegen die Russen und der vor allem von der Waffenlobby forcierte Aufbau der islamischen Welt zum neuen Feindbild nach dem Niedergang des Ostblocks.
Und was die Szenarien angeht, die Frau Berg in ihrem Artikel anspricht, scheint mir der Schwellenpunkt eben auch schon überschritten und die Katastrophe nicht mehr zu verhindern zu sein. Unser Wirtschaftssystem schleppt sich im Grunde nur noch von Krise zu Krise und verschärft dabei permanent den schwelenden Konflikt zwischen den immer weniger werdenden, die viel zu viel und immer mehr haben, und dem Rest, der sehen muss, wo er bleibt; keiner will wahrhaben und begreifen, dass Bodenschätze nur begrezt zur Verfügung stehen und wir gerade dabei sind, innerhalb von wenigen Generationen alles aufzubrauchen, was unsere Kinder und Kindeskinder auch sehr gut gebrauchen könnten; erst kürzlich wurde wieder berichtet, dass wir innerhalb von nur 40 Jahren den Fischbestand in den Weltmeeren halbiert haben usw. usf.
Es stellt sich vor diesem Hintergrund ernsthaft die Frage, ob man wirklich noch dafür einstehen sollte, diese Entwicklung in irgendeiner Weise zu verzögern, obwohl man weiß, dass das Finale gar nicht mehr zu verhindern ist. Wäre ein Ende mit Schrecken, das zweifellos eine chaotische Übergangsphase mit unendlich viel Leid und Elend bringen würde, aber eben möglichst frühzeitig die Chance böte, entgegenzusteuern und etwas Neues beständigeres und nachhaltigeres in Angriff zu nehmen, nicht einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen, in dem dieser Schnitt mit allen Mitteln hinausgezögert wird und den unvermeidbaren Wandel nur immer schwieriger macht?