lieber Zerd

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Zerd

Well-Known Member
Pit, ich sehe das so. Wir sind beide sehr pessimistisch im Hinblick auf den gerade herrschenden Zeitgeist. Während ich aber diesen Pessimismus wirklich auf unsere Zeit beschränke und den Menschen an sich außen vor lasse, ziehst Du den Menschen in Deinen Pessimismus mit ein, was Dich dann zu Beurteilungen und Lösungsansätzen führt, die in meinen Ohren einfach weltfremd oder bestenfalls sarkastisch klingen.

He, Menschen können sich irren, auch eine ganze Generation kann sich irren, wenn erst einmal eine Gruppendynamik in die falsche Richtung in Gang gekommen ist. Aber allein schon der Mechanismus der Pubertät, in der alle Jugendlichen gegen ihre Elterngeneration revoltieren, sorgt da für ein gewisses Regulat und dass Fehler eben nicht ungehindert vererbt werden.

Vielleicht missverstehen wir uns ja auch nur. Vielleicht meint ihr mit eurer Polyamourie ja auch nur, dass Menschen nur liebevoll und freundlich und höflich und solidarisch miteinander umgehen sollten, was für mich eigentlich selbstverständlich ist. Nur muss ich dafür eben nicht jedem Mitmenschen zwischen die Beine fassen, wenn mir gerade danach ist.

Der Mensch ist ein Ganzes und ist gleichzeitig auch Teil des Ganzen. Aus dieser dualen Ausprägung seiner Existenz ergeben sich auch zwei Lebensbereiche, das Private und das Öffentliche. Jeder Versuch, diese zwei Bereiche miteinander zu vermischen oder gar zu vereinen, geht auf Kosten einer dieser Ausprägungen und wir erhalten entweder das asoziale egozentrische Individuum oder eine Marionette gesellschaftlicher Strömungen und Erwartungen (sieh Dich um!). Das kann doch nun wirklich nicht der ersehnte Lebensentwurf sein.

Den Übergangsbereich zwischen dem einsamen Individuum und der anonymen Masse bildet eben die Kleingruppe, in der sich zwei oder höchstens wenige Individuen zusammentun, ihre Lebenspläne gemeinsam zu verwirklichen, sich auf sich einzulassen, füreinander da zu sein, sich nicht gleichgültig zu sein. Bei diesen polyamourösen oder Kommunenkonzepten sehe ich eben das Problem der Gleichgültigkeit, die allzugerne blumig mit Freiheit und Toleranz bezeichnet wird. In meinen Augen ist das die Kultivierung einer für unsere Zeit leider allzu typischen LMAA-Haltung. Und wenn ihr dann auch noch darauf besteht, das "Liebe" zu nennen, dann kann ich wirklich nur bedauern, dass ihr offensichtlich noch nie von diesem Gefühl heimgesucht worden seid.
 

Majnomon

Well-Known Member
Vielleicht missverstehen wir uns ja auch nur. Vielleicht meint ihr mit eurer Polyamourie ja auch nur, dass Menschen nur liebevoll und freundlich und höflich und solidarisch miteinander umgehen sollten, was für mich eigentlich selbstverständlich ist. Nur muss ich dafür eben nicht jedem Mitmenschen zwischen die Beine fassen, wenn mir gerade danach ist.



Den Übergangsbereich zwischen dem einsamen Individuum und der anonymen Masse bildet eben die Kleingruppe, in der sich zwei oder höchstens wenige Individuen zusammentun, ihre Lebenspläne gemeinsam zu verwirklichen, sich auf sich einzulassen, füreinander da zu sein, sich nicht gleichgültig zu sein. Bei diesen polyamourösen oder Kommunenkonzepten sehe ich eben das Problem der Gleichgültigkeit, die allzugerne blumig mit Freiheit und Toleranz bezeichnet wird. In meinen Augen ist das die Kultivierung einer für unsere Zeit leider allzu typischen LMAA-Haltung. Und wenn ihr dann auch noch darauf besteht, das "Liebe" zu nennen, dann kann ich wirklich nur bedauern, dass ihr offensichtlich noch nie von diesem Gefühl heimgesucht worden seid.

Es wird hier sehr deutlich, dass Du die Geisteshaltung hinter der Polyamorie nicht mal ansatzweise erfasst hast... ich erspare mir weitere Mühen der Erklärung.
 

Majnomon

Well-Known Member
Ach, eins noch: in den entsprechenden geschlossenen Facebook-Gruppen zu "Polyamorie" und "Beziehungsanarchie" tummelt sich auch das ein oder andere Wesen, das sich selbst als asexuell bezeichnet...Anscheinend fühlen die sich dort recht wohl und nehmen gerne an den weitgehend freundschaftlichen Diskussionen teil. Woran mag das wohl liegen?
 
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Skeptiker

Well-Known Member
Nur um das noch mal klarzustellen: Es geht mir nicht um die Abschaffung der Monogamie aber ein sowohl als auch iSv leben und leben lassen sollte doch erlaubt sein und könnte durchaus einen positiven gesellschaftlichen Entwicklungsschub bewirken, wenn das Miteinander sich eben nicht nur in oberflächlichem Hedonismus erschöpft.

Ist das denn nicht schon gang und gäbe?
 

Zerd

Well-Known Member
So, meine zwei Wochen Ferien vom Alltag sind mal wieder vorbei. Falls ich in nächster Zeit nicht ganz so oft aufschlagen sollte wie zuletzt, denkt euch bitte nichts dabei und werdet trotzdem glücklich, jeder nach seiner Facon...

Ich habe die Gespräche jedenfalls sehr genossen, bedanke mich ganz herzlich bei allen Teilnehmern und die nächste Pause kommt ganz bestimmt. Dann sind wir übrigens auch der besprochenen Zukunft wieder einen Schritt näher gekommen, schöne Aussichten also...
 

Skeptiker

Well-Known Member
Wenn ich an die noch weit verbreitete Homophobie denke, muss ich sagen - leider ist es das nicht.

Die wird es immer geben. Finde ich auch nicht schlimm solange daraus keine Diskriminierung folgt. Das ist das wichtigste, finde ich.

In vielen Bereichen bleibt die vermeintliche Toleranz eher .oberflächlich, so wie die vermeintlichen sexuellen Freiheiten eher in der Beliebigkeit stecken bleiben...

Toleranz ist immer oberflächlich. Ich finde etwas zwar absolut falsch und shice, toleriere aber, daß Andere es anders sehen.

Was du mit den sexuellen Freiheiten und Beliebigkeit meinst, entschließt sich mir aber.
 
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