lieber Zerd

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Pit 63

Guest
Ganz Deiner Meinung. Bei all dem grassierenden Hedonismus, der Reizüberflutung und der vermeintlichen Wissensexplosion gibt es doch nicht schöneres (und leider auch nichts selteneres zZt) als einen gut durchdachten sauber ausformulierten orginellen Gedanken. Ich weiss das sehr zu schätzen, wenn sich außer mir noch Jemand auf dieses undankbare Unterfangen einlässt, auch und gerade, wenn es nicht mit meinen Ansichten übereinstimmt: widersprechen und diskutieren ist doch viel anspruchsvoller und ergiebiger als einfach nur Kopfnicken und Likeklicken. Lass Dich also bitte nicht irritieren, lieber Pit....

Hast Du übrigens den da schon gelesen? Polyamourie und Hedonismus passt meines Erachtens auch in seine Prognose sehr gut hinein...
Vor langer Zeit "Also sprach Zarathustra" und später mal einen Nietzscheabriss in einem Buch über die Philosophie. (Seitdem bin ich der Meinung, Philosophie sollte Pflichtfach an den Schulen sein). Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich Deinem Link sicherlich einmal nachgehen. Nietzsche liest sich ja bei aller Gelehrtheit sehr unterhaltsam.
 

Zerd

Well-Known Member
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Lieber GS, da Deine Beiträge immer noch diese Diskussion schmücken, gehe ich davon aus, dass meinem Wunsch, diese sinnfreien Beiträge doch bitte an einen dafür etwas geeigneteren Ort zu verschieben, von der Forenadministration nicht entsprochen wird.

Das ist kein Problem. Du bist beileibe nicht der erste in den vergangenen zehn Jahren, der meint, dem lieben Zerd jetzt auf den Zahn fühlen zu müssen. Ich werde es auch mit Dir so halten, wie mit all Deinen anderen Gesinnungsgenossen. Ich werde Dir meine Meinung sagen und mich dann in Geduld üben, denn erstaunlicher Weise dauerte es bei all Deinen Vorgängern nie allzu lange, bis das "Active Member" unter ihrem Namen verschwand und durch ein "Guest" ersetzt wurde. Ich habe Zeit, ich werde auch Dich abwarten können, bevor ich an dieser Diskussion, die Du hier beendet haben möchtest, wieder teilnehmen werde, während Du Dich schon längst wieder an anderer Stelle oder unter anderem Namen als Troll versuchst.

Also, ich mag es nicht, wenn
- Personen statt Inhalte thematisiert werden
- mir Jemand in seinem Avatar den Stinkefinger entgegenstreckt
- mir den Mund verbieten möchte

(Und eigentlich entspricht das auch nicht den Forenregeln, aber die sind ja wie überall Auslegungssache)

Hab noch viel Spass und Tschüss...
 

Zerd

Well-Known Member
Vor langer Zeit "Also sprach Zarathustra" und später mal einen Nietzscheabriss in einem Buch über die Philosophie. (Seitdem bin ich der Meinung, Philosophie sollte Pflichtfach an den Schulen sein). Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich Deinem Link sicherlich einmal nachgehen. Nietzsche liest sich ja bei aller Gelehrtheit sehr unterhaltsam.
Mit dem Zarathustra hast Du Dir einen ziemlichen Brocken für den Anfang ausgesucht. Es hilft für das Verständnis ungemein, davor oder gleichzeitig dazu Jenseits von Gut und Böse zu lesen, wo die Ideen etwas weiter ausgeführt sind.

Mein erster Zugang war allerdings die Biografie von Curt Paul Janz, kann ich sehr empfehlen. Als Sekundärliteratur hat mir Walter Kaufmanns Buch sehr zugesagt. Durch Jaspers und Heideggers Sekundärwerke habe ich mich s3lbst auch noch nicht durchgekämpft, sie sind wesentl7ch schwieriger zu lesen nach meinem Empfinden.

Ich weiss nicht, ob Philosophie in der Schule wirklich eine so gute Idee ist. Deutsch und Mathe haben ihre Berechtigung für die Förderung von allgemeinem Textverständnis und Logik, mit Ethik und Logik sollten Heranwachsende schon früh in Berührung kommen, aber für den angemessenen Umgang mit weiterführenden Inhalten sollte zumindest die Pubertät schon überwunden sein, meinst Du nicht auch?
 

Majnomon

Well-Known Member
Noch ein Artikel zum Thema. Ich sehe das ja bekanntlich ähnlich....

"Ich glaube eher an das Teilen von Gegenständen und Gütern als den friedlichen Austausch von LebenspartnerInnen. Aber vor 50 Jahren konnte sich auch keiner vorstellen, dass die Einflugschneise von Verkehrsflugzeugen von Drohnen gefährdet werden. Soweit zum Thema menschliche Intelligenz, die vielleicht nie für die Verwirklichung großer Utopien reichen wird."

VIELLEICHT ist Bergs Pessimismus aber auch eher Ausdruck eines Mangels ihrer (emotionalen) Intelligenz, die sich literarisch vorzugsweise in Zynismus und Sarkasmus erschöpft. Obwohl ich ihren Erstling mit einem gewissen Genuss gelesen habe...

Insofern gebe ich auf ihre persönliche Meinung (!) nicht allzu viel... Wenn sie diese auch noch für allgemeingültig erklärt, zeigt sich m.E. viel eher, wer sein Ego in Wirklichkeit zu wichtig nimmt und wer nicht (--->"Trotzdem glauben wir zurecht eher an das Teilen von Gegenständen und Gütern als an den friedlichen Austausch von LebenspartnerInnen.")
 
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Pit 63

Guest
Im Zusammenhang mit dem Thema Liebe bzw. menschliches Miteinander stören mich im verlinkten Beitrag grundlegend die Begriffe Teilen und Tauschen. Wenn ich mit mehreren platonischen Freunden befreundet bin, die auch miteinander befreundet sind, ist das idealiter eine win-win Situation für alle. Da tauscht oder teilt niemand etwas. Solche Freundschaftsbeziehungen können sehr tief sein, ein Leben lang halten und trotzdem noch offen für andere Menschen sein. Natürlich gibt es quantitative Grenzen aber da die Beitzansprüche anders definiert sind, gibt es dem freundschaftlichen Selbstverständnis nach immer auch eine gewisse Offenheit und Entgrenztheit. (Entsprechende Einstellung vorausgesetzt)

Wäre nun Sex nicht ein Tun, dass traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist und erst in der exklusiven Mann-Frau-Beziehung mit Zeugungsabsicht Absolution erhält, könnte das im Prizip für polyamouröse Beziehungen ebenso gelten. Ich halte das letztlich für eine Frage der Konditionierung und der Erfahrung.
Mal ganz pragmatisch forumuliert: Kleingruppen und ihre Wechselwirkungen können sicherlich ebenso tief, qualitativ hochwertig, erfüllend und stabil sein wie Paare. Das können sich mangels Erfahrung vielleicht nur wenige vorstellen, weil die Vorstellung so unüblich ist und der herrschenden sozialmoralischen Denkweise widerspricht.
 

Zerd

Well-Known Member
Majnomon, ich fürchte, Du tust der guten Frau Berg Unrecht, wenn Du behauptest, sie würde für ihre Ansicht Allgemeingültigkeit beanspruchen, gerade dieser Artikel enthält für ihre Verhältnisse ein besonders großes Maß an Selbstzweifel. Nicht zuletzt auch in dem von Dir zitierten Abschnitt.

Und um ehrlich zu sein, bin ich mir auch gar nicht so sicher, ob sie wirklich etwas gegen das Sharen von Sex-Partnern hätte, denn gerade darum geht es in diesem Artikel ja nicht. Es geht um Lebenspartner, es geht um Familie als das Bindeglied zwischen privatem und öffentlichen Raum, dem Individuum und dem sozialen Wesen. Das sind die beiden Ausprägungen unserer Existenz, damit müssen wir leben.

Vor kurzem hat ein User in einer anderen Diskussion zu den Zielen des Lebens darüber doziert, wie groß und unendlich doch das Universum sei und das menschliche Leben nicht einmal ein Wimpernschlag in diesem Rahmen. Meine Güte, war ich versucht zu antworten, das ist die Perspektive eines Gottes, der das gesamte Universum mitsamt seiner Entstehung und seinem Ende überblickt. Wir aber sind doch Menschen, unser Wimpernschlag dauert doch wenige Sekunden und unserer Leben umfasst ein Vielfaches davon. Wie sinnvoll kann es da sein, dieses Leben mir der Perspektive eines alles überblickenden Gottes anzugehen.

Ganz ähnlich verhält es sich auch bei diesem Thema. Aufgrund der Beschaffenheit unserer Existenz bietet sich so eine Kleingruppe eben tatsächlich als Bindeglied dieser beiden Ausprägungen an mit genau den Werten, die auch Frau Berg anführt. Und ich bin überzeugt, wenn wir diese Werte zu schätzen wissen, dann hat das hedonistische Bedürfnis nach selbsverwirklichendem Sex mit möglichst vielen Partner auch bald nicht mehr so große Anziehungskraft.
 

Zerd

Well-Known Member
Wäre nun Sex nicht ein Tun, dass traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist und erst in der exklusiven Mann-Frau-Beziehung mit Zeugungsabsicht Absolution erhält, könnte das im Prizip für polyamouröse Beziehungen ebenso gelten. Ich halte das letztlich für eine Frage der Konditionierung und der Erfahrung.

Ein schöner Ansatz. Lass uns doch hier zunächst ein Stückchen weiterdenken: warum ist wohl "Sex ein Tun, das traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist und erst in der exklusiven Mann-Frau-Beziehung mit Zeugungsabsicht Absolution erhält"?

Schritt für Schritt: Sex ist also ein Tun, das traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist, etwa wie das Töten oder das Stehlen. Ganz offensichtlich hat sich diese Tradition ja aus bestimmten Gründen entwickeln und verbreiten können und wenn wir bestrebt sind, solche Konditionierungen aufzuheben, sollten wir mindestens ebenso gute Gründe dafür haben, nicht wahr? Welche sind jene und welche sind diese?

Es ist eine komplizierte Angelegenheit mit der Entwicklung von Kultur. Einerseits soll sie gerade Überwindung bringen, andererseits sind wir aber auch immer versucht, auf bereits Überwundenes wieder zurückzugreifen, etwa wenn Degenerationseffekte auftreten. In diesem Zusammenhang müssen wir also überlegen, ob die Kultur der Monogamie eher ein solcher Degenerationseffekt ist oder unser Verlangen nach ständig wehselnden Reizen oder das Bestreben, dem inneren Verlangen bei jedem Auftreten nachzugeben?
 
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Pit 63

Guest
Ein schöner Ansatz. Lass uns doch hier zunächst ein Stückchen weiterdenken: warum ist wohl "Sex ein Tun, das traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist und erst in der exklusiven Mann-Frau-Beziehung mit Zeugungsabsicht Absolution erhält"?

Schritt für Schritt: Sex ist also ein Tun, das traditionell mit dem Makel der Sünde behaftet ist, etwa wie das Töten oder das Stehlen. Ganz offensichtlich hat sich diese Tradition ja aus bestimmten Gründen entwickeln und verbreiten können und wenn wir bestrebt sind, solche Konditionierungen aufzuheben, sollten wir mindestens ebenso gute Gründe dafür haben, nicht wahr? Welche sind jene und welche sind diese?

Es ist eine komplizierte Angelegenheit mit der Entwicklung von Kultur. Einerseits soll sie gerade Überwindung bringen, andererseits sind wir aber auch immer versucht, auf bereits Überwundenes wieder zurückzugreifen, etwa wenn Degenerationseffekte auftreten. In diesem Zusammenhang müssen wir also überlegen, ob die Kultur der Monogamie eher ein solcher Degenerationseffekt ist oder unser Verlangen nach ständig wehselnden Reizen oder das Bestreben, dem inneren Verlangen bei jedem Auftreten nachzugeben?

Das Sexualverhalten ist biologisch mit dem Revierverhalten verknüpft. MaW: Es geht um den Platz in der sozialen Hierarchie aufgrund der Stärke/Macht des Individuums.
Das entspricht auch den tradierten sozialen Gepflogenheiten, dass mächtigen/reichen Männern und Frauen weniger sexuelle Beschränkungen auferlegt waren als Armen/Mittellosen (Bsp. Harem) und das die Männer als das stärkere Geschlecht idR promiskuöser waren als die Frauen.
Sexualität ist ursprünglich immer auch Ausdruck der gesellschaftlichen Machtverhältnisse.
 

Majnomon

Well-Known Member
Die Tabuisierung der Sexualität/Libido folgt letztlich aus ihrer ganz ursprünglichen Verwundbarkeit und der daraus folgenden Traumatisierung bei frühkindlichem Liebesentzug, archetypisch beschrieben im Mythos vom Wolfskind (z.B. Romulus als Gründer des Gewaltimperiums Rom)

Wer nun nicht gewillt oder in der Lage ist, seine Wunden zu heilen, hält natürlich am Tabu fest. Bisweilen macht das auch Sinn, um den eigenen Seelenhaushalt nicht zu überfordern.

Weil eine geheilte Sexualität bwz. Libido aber so eng mit der Liebe an sich verknüpft sind, folgt aus einer dogmatisch eingepferchten Libido in aller Regel ein Mangel an Liebe, der wiederrum ursächlich für jede(s) menschliche Fehlverhalten/Störung im Sinne Alfred Adlers ist.

So bedingt das Eine das Andere.
 
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