Dem
@Barispasa korrekt zu antworten war letzte Nacht sehr schwer, da er sehr impulsiv und stellenweise vollkommen aus dem Kontext gerissen geantwortet hat. Auch die ständigen Vergleiche mit anderen Nationen und Ländern, welche vermutlich als Argumentationsgrundlage und Rechtertigung dienten, waren nicht hilfreich.
Zusammenfassend kann ich nur folgendes antworten:
Jedes Land hat mit Allerweltsprobleme zu kämpfen. Diese Allerweltsprobleme können Themen wie Flüchtlinge, Asyl, Wirtschaftswachstum, Arbeitslosigkeit usw. betreffen. Ich möchte mich jetzt nicht auf ein konkretes Thema fixieren. Ob diese konkreten Allerweltsthemen von der Nation A besser oder schlechter gelöst werden als von der Nation B, ist alles ein Thema über das man reden kann. Worum es hier in diesem Thread geht, sind Machtambitionen einer Einzelperson, die nicht zum Wohle des Gesamtvolkes dienen.
Auch wenn in Europa und besonders die BRD nicht in allen Bereichen ein Vorbild darstellt, so kann ich mich als Bürger dennoch sicher und wohl fühlen. Ich kann die Lobby von Politik in der BRD mitgestalten, ich kann wählen gehen und das Ergebnis was am Ende rauskommt (egal ob gut oder schlecht) kann man akzeptieren. Ob die Politik in der BRD nun in allen Belangen eine gute Arbeit leistet oder halt nicht, ist halt ein Thema für sich. Allerdings gibt es hier keinerlei Machtambitionen von Einzelpersonen, die ihre Ziele zum Nachteil und auf Kosten anderer Menschen, durchsetzen. Ich kann immer noch auf die Straße gehen und meine Meinung äußern, ohne dafür unverhältnismäßig harte Repressialien fürchten zu müssen. Hier in der BRD sind Twitter, Youtube weiterhin zugängig und die Zeitungen schmeissen täglich einen Rotz nach dem Anderen heraus. Auch dürfen Journalisten am Abend wieder bei ihren Familien sein.
Ich höre und lese in den vergangenen Jahren viel vom Wirtschaftsboom der Türkei und alles wird irgendwie immer mit AKP und Erdogan gleichgesetzt bzw. dieser Gruppe oder Person zugeordnet. In zahlreicher Literatur türkischer Politikgeschichte wird darauf hingewiesen, dass die Vorgängerregierungen vor der AKP die Wegbereiter der gegenwärtigen Erfolgsserie waren, dessen Lorbeeren und Erfolg nun der AKP und damit dem Erdogan zugeordnet werden. Sicherlich ist einiges davon wirklich der AKP zuzuordnen, das will niemand bestreiten.
Ich lese in vielen Kommentaren auf einschlägigen News-Seiten (mit Trollbereich: Kommentrfunktion), wie derbe toll es war, dass der Erdogan den Israelis paroli geboten hat. Ja, das hat er. Macht ihn das zum Übermenschen ? bzw. rechtfertigt dies die gegenwärtigen Machtambitionen ?
Die Türkei hat im Rahmen der Flüchtlingsflut 2 mio syrischen Flüchtlingen einen Hafen geboten. Ja aber doch letztendlich die Türkei als Staat und nicht eine Einzelperson. Als Politiker ist man letztendlich auch nur ein Volksvertreter bzw. wahrt die Interessen der Bürger des hiesigen Landes.
Die AKP (und sicherlich auch Erdogan) haben in den Jahren einen nennenswerten Beitrag für den Wohlstand der Türkei geleistet. All dies geschah unter den Augen der Welt und all das geschah nach dem in der Türkei vorherrschendem Verständnis von Demokratie. Jedes Land sieht Demokratie halt etwas anders. Jeder hat ein differenziertes Verständnis von Kultur, Werte, Moral, Ethik usw.. Nehmen wir das einfach mal hin.
Aber rechtfertigt dies weitere Machtambtionen ? Wo soll der türkische Bürger denn die Grenze sehen ? Wo ist die Grenze zwischen Politik, Volksvertreter und Alleinherrscher ? Man muss ja als Bürger die Möglichkeit haben zu sagen "Danke für deine ehrenhaften Leistungen, aber bis hier und nicht weiter".
Es werden dann Vergleiche gezogen mit der türkischen Militärdiktatur. Mag sein! Allerdings stellt sich die Frage, ob man ein Unrecht mit einem neuen Unrecht vergelten soll. Nur weil die Militärdiktaturen falsch waren, heisst es ja noch lange nicht, dass man nun dankbar auf ein milderes Übel (Machtambitionen) sein soll. Ich schrieb diesen Satz bereits vor einigen Monaten in ähnlicher Form zu einem anderen Thread.
Nochmals auf das Thema "Vergleiche" zu kommen. Länder mögen alle ihre Probleme haben. Die EU hat ihre Probleme. Es passieren täglich eigenartige Dinge. Aber wichtig ist doch, dass man frei sein kann und sich ohne Bauchschmerzen und ohne Furcht vor Repressalien (wegen seiner Meinung und Ansichten) im eigenen Land frei bewegen darf.
Auch dieses HDP dieses und HDP jenes. Meine Güte, gibt den Leuten doch mal eine Chance. Hier wird bereits Erde verbrannt, bevor überhaupt irgendwelche politischen Entscheidungen getroffen werden.