AW: Mord an Arzu Ö. - Prozessauftakt
Im Fall Arzu Özmen ist mir so einiges noch nicht klar. Vor allem kann ich der Mordthese nur unter der Voraussetzung folgen, dass die Eltern die Tat in Auftrag gegeben haben (Bringt sie um und lasst sie verschwinden!). Sollte es keinen ausdrücklichen Mordauftrag durch die Eltern gegeben haben, neige ich zu der Ansicht, dass die Entführung aus dem Ruder gelaufen ist.
Gegen den Vater läuft noch ein separates Verfahren; er gilt bei der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter, ist in der neuesten "Spiegel"-Ausgabe zu lesen. Leider ist die Geschichte noch nicht online bzw. zurzeit nur für Abonnenten abrufbar, aber sie ist lesenswert.
Was den Mordauftrag betrifft, gibt es demnach mehrere Indizien u.a. anhand von Telefonmitschnitten, die in die Richtung deuten, sowie Angaben von Zeugen vom Hörensagen. Einem davon soll sich einer der Brüder in der Untersuchungshaft anvertraut und ihm erzählt haben, die Familie habe Anrufe aus der Türkei bekommen: die Sache müsse geklärt werden. Als sich rausgestellt habe, dass Arzu bei ihrem Freund war, habe der Vater mit einer Waffe in der Hand gesagt, er werde es jetzt klären, worauf Geschwister und Mutter versucht hätten, ihn davon abzubringen. Darauf soll der Vater gesagt haben: Dann müsst ihr das machen. Sie sollten ihm Arzu aber nicht nach Hause bringen; er wolle sie gar nicht sehen.
Der als glaubwürdig eingestufte Zeuge, ein Mithäftling von Arzus Bruder Elvis, hat seine Angaben im Prozess aber widerrufen und gesagt, er habe sich das alles ausgedacht. (Kein Wunder, ist es doch eine recht verbreitete Masche von Strafgefangenen, sich mit Stories über Mithäftlinge Hafterleichterungen zu verschaffen, was natürlich auch Richter wissen.) Und der Bruder selbst hat als einziger der Angeklagten vor Gericht geschwiegen. Da kann man nix machen; das ist dann so. Mag unbefriedigend sein, aber so ist es.