Ich quäle mein Kind oder andere Kinder/ Erwachsene nicht mit solchen Horrorgeschichten. Warum jetzt 90% der Weltbevölkerung an lustigen Geschichten aus der Vorzeit festhalten? Weil es bequemer ist, weil sie es nicht anders kennen, weil sie von Kindesbeinen darauf abgerichtet wurden (geht es nicht genau darum in diesem Thread) und religiöse Gesellschaften gern dazu neigen Abweichler zu bestrafen oder ihnen zumindest fürchterliche Strafen androhen?
Das mag ja alles sein, aber ich hatte eigentlich angeregt, über "positive" Gründe und Motivationen nachzudenken. Bist Du wirklich noch nie religiösen Menschen begegnet, denen es nicht vornehmlich auf Bequemlichkeit ankam, die nicht ihrer kindlichen Vorkonditionierung erlegen sind und die sie nicht vornehmlich vor der Strafe Gottes oder der Menschen fürchten? Das kann ich mir kaum vorstellen.
Genausowenig ist für mich nachvollziehbar, dass Du die prinzipielle Ähnlichkeit Deiner Argumentation zu denen der Fundamentalreligiösen nicht anerkennen willst bzw. sie Dich überhaupt nicht zu stören scheint. Es ist im Prinzip (von der Beurteilung her) doch dieselbe Schwarz-Weiss-Malerei, nur von verschiedenen Seiten der Farbgrenze aus betrachtet.
Worauf begründen sich denn viele religiöse "Werte" die ja nicht unbedingt universell galten, sondern nur für eigene Glaubensgemeinschaft? Es ging doch oft nur darum, für die eigene Gruppe Regeln zu schaffen, um diese Gruppe "bei Laune" zu halten. Und Regelverstöße wurden mit drakonischen Strafen belegt, was ja schon bei Adam und Eva angefangen hat.
Ich denke, das hängt ganz davon ab, wie Du Religion und religöse Werte begreifst. Und auch hier zeigt sich wieder eine Verwandschaft zu den Fundamentalreligiösen, die sich wie scheinbar Du auch sehr gerne am konkreten Wort und konkreten Handlungsvorgaben der Schriften und Gelehrten orientieren als vielmehr am etwas abstrakteren Geist und der Vorstellung, die ihnen zugrunde liegt.
Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dürfte bei den meisten Religionsgemeinschaften nicht unbedingt für viel Jubel sorgen.
Leute, die ihren Glauben als eine ganz persönliche Orientierung und einen Teil ihres Selbstverständnisses begreifen - und das sind eben bei weitem die allermeisten, auch wenn Du sie nur allzu gerne übersiehst zugunsten der ganz wenigen Lautesten - und eben nicht als politisches oder sonstiges Instrument, um ihren Willen über andere durchzusetzen (was in den meisten Fällen ohnehin im Widerspruch zur Religion selbst steht, weil dort die Bestrafung von Gott persönlich vorgesehen und ihm vorbehalten ist); diese Leute haben nicht das geringste Problem mit Art 18, im Gegenteil, sind dankbar, dass es ihn gibt, und leiden furchtbar darunter, wenn dieses Menschenrecht mißachtet wird. Aber auch dieser Artikel bildet einen direkten Bezug zu den religiösen Wurzeln dieser Menschenrechte.
Ohne Schöpfer keine Menschenwürde? AUf welchem Kirchtag hat man dir das erzählt?
Na gut, dann führ Du doch bei Gelegenheit einmal aus, wie Du die Würde des Menschen aus sich selbst heraus begründest, wenn es dabei nicht um die Achtung, den Respekt und den Schutz der Schöpfung gehen soll.
Goethe sagt im Faust: "Was Du geerbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!". Das beherzige ich in der Regel und begründe meine Ansichten entsprechend, ganz gleich, ob ich sie vorher woanders schon mal gelesen oder erzählt bekommen habe. Btw, ich war noch nie weder auf einem Kirchentag noch zum Gebet in einer Kirche oder Moscheeoder Synagoge. Und bislang noch nicht einmal zu Besuch in einem buddhistischen Kloster, was ich gerne irgendwann noch nachholen würde. Aber angefangen von Gilgamesch bis hin zu Serien wie Star-Trek oder Pretender oder den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Neurophysiologie haben mich alle spannenden und unterhaltsamen Geschichten um den Menschen und die Menschheit immer schon interessiert und in jeder bewährten unter diesen Geschichten (bewährt in dem Sinne, dass sie über Generationen hinweg von einer größeren Anzahl von Menschen erzählt und weitererzählt wurden) fand ich eine ganze Menge von positiven Gründen und Motivationen, die einen Menschen dabei unterstützen können, sein ganz eigenes in sich geschlossenes intaktes Bild von dieser Welt zu zimmern.