In diesem thread bleiben grundlegende Faktoren im Zusammenhang mit der Sexualität unerwähnt.
1. Die sexuelle Prägung eines Menschen.
Dabei geht es nicht nur um Hetero- Homo- o Bisexualität und um Fetische oder Vorlieben aller Art, wie BdSM usw. sondern um den sexuellen Geschmack an sich, der auch in Details sehr unterschiedlich sein kann. Auch die Frage, inwieweit sexueller Genuss mit Liebe oder Zuneigung in Verbindung steht, hängt davon ab.
Manche mögen es bis zum Hatefuck distanziert, hart und dreckig, manche bevorzugen das eher zarte bis leidenschaftliche, andere das wilde Miteinander. Die Grenzen sind natürlich fliessend und die Geschmäcker nicht unbedingt einseitig aber jeder setzt seine Akzente individuell und unterschiedlich.
Hinzu kommt die Art der Verbindung zwischen dem seelischen und dem körperlichen Empfinden. Manche können sich nur richtig gehen lassen, wenn sie Liebe und gegenseitiges Vertrauen empfinden, andere fühlen sich erst im beziehungslosen Sex richtig frei.
2. Die Befindlichkeit eines Menschen an sich und die Rückwirkung dieser Befindlichkeit auf seine sexuellen Erfahrungen und ihre Interpratation.
Trotz sexueller Freiheit und vielfältiger Möglichkeiten, sich zu amüsieren, scheint auf sexuellem Gebiet bei vielen ein gewisses Mangelbewusstsein vorherrschend zu sein.
Mir fällt da spontan die altmodische Hausmannskost ein. Das ist natürlich jetzt stark vereinfacht und verallgemeinert aber dennoch: Konnte früher eine Frau in den Augen ihres Mannes gut kochen, war er ein Leben lang damit glücklich. Die Leute pflegten deshalb gerne zu sagen: Am besten schmeckt es zuhause. In gewissem Masse traf das auch auf Sex zu. Es gibt Paare, die hatten 50 Jahre lang mehr oder weniger regelmässig mit dem gleichen Partner Sex. Bei Affären hiess es grundsätzlich: Der Kavalier geniesst und schweigt.
Heute scheint es umgekehrt: Mit Hausmannskost ist kaum jemand mehr dauerhaft zufrieden und sexuellen Erlebnisse sind Mittel Nr.1 zur gesellschaftlichen Selbstdarstellung und Erhöhung des persönlichen Status.
Der offensichtlich heute weit verbreitete sexuelle Frust liegt mE nach weniger an den realen Möglichkeiten, als vielmehr an der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das Thema Sexualität ist in den allgegenwärtigen Medien und in der Gesellschaft zu einer überdimensionalen Projektionsfläche von Glück, Befriedigung und Selbstdarstellung geworden, was bei vielen ein permanentes Mangelbewusstsein erzeugt. Das Kreisen um das Thema Sexualität wird von vielen in übertriebener Weise kultiviert. Das führt zu abwegigen Denk- und Fühlgewohnheiten, im Extremfall zur Sucht nach immer mehr u/o immer besserem Sex mit immer neuen Partnern oder nach DEM perfekten Sex, der nie erreicht wird, weil da immer noch etwas ist, das noch besser hätte sein können oder sollen.
Menschen mit einer gewissen Profilneurose- und die ist heute mE nach nicht gerade selten- haben idR auch einen neurotischen Zugang zur Sexualiät.
Persönlich glaube ich übrigens, dass bei keinem Thema soviel (direkt oder indirekt) gelogen bzw etwas vorgemacht wird, wie bei der Sexualität- wer will schon der looser sein.
3. Das Rollenverständnis von Mann und Frau.
Hier wird ganz selbstverständlich das klassische Rollenverständnis von Mann und Frau übernommen. Der Mann muss es bringen, längen- oder umfangmässig, sexualtechnisch usw. dann ist die Frau befriedigt und alles ist gut.
Das halte ich für albern. Sexualität beruht auf Gegenseitigkeit und kann sich deshalb im Laufe einer Beziehung auch entwickeln- und das nicht nur zum schlechteren sondern auch zum besseren.