Türkei 2017: Referendum

Mendelssohn

Well-Known Member
Mich irritieren die Rechnungen rund um die Evetwähler in Deutschland. Schön gerechnet sollen nur 15% der in Deutschland lebenden Türken ein Evet befürwortet haben. Die Rechnung geht so, daß alle Nicht-Wähler dem Hayir-Lager zugerechnet werden ebenso wie die Türken, die bloß über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen und deshalb nicht wahlberechtigt sind. Hochrechnungen gehen anders!
Wenn wir uns die Wahlergebnisse in den Niederlanden, Belgien und Österreich anschauen, kommt die Bundesrepublik noch ganz gut weg - wenn auch und gerade nicht in absoluten Zahlen.
Die Frage ist nun: war Erdogan so gut, oder sind unsere Bildungseinrichtungen so grottenschlecht, daß es für Demokratieunterricht nicht reicht? Ich denke gerade an Unterrichtskonzepte, die unter der Überschrift "Demokratisches Sprechen" stehen. Das beginnt damit, daß man sich im Unterricht beim Sprechen nicht den Rücken zukehrt und endet in der Überprüfung der Schlüssigkeit der eigenen Argumente (Ablegen von Vorurteilen).
 

eruvaer

Well-Known Member
Die Rechnung geht so, daß alle Nicht-Wähler dem Hayir-Lager zugerechnet werden ebenso wie die Türken, die bloß über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen und deshalb nicht wahlberechtigt sind.
Ich hab das bisher immer so verstanden, dass die die nicht Evet gewählt haben in die Gruppe derer, die nicht Evet gewählt haben gepackt wurden.

Das betrifft alle die zu blöd waren den Zettel gültig zu stempeln.
Alle die sich im Datum geirrt haben uns erst nächste Woche wählen gehen wollten.
Alle die lieber Ostereier gegessen haben.
Alle die nicht wussten, dass sie sich irgendwo hätten anmelden mussten.
Alle denen einfach der Weg zu weit war.
Alle die Hayir gewählt haben.
Alle die gar nicht wussten, dass sie hätten wählen können.
Alle die einfach nie irgendwas wählen möchten....

In der Kiste der Evetwähler sind nur die Evetwähler.
In der Kiste der Hayirwähler nur die Hayirwähler.
Das ist ja grade heute Abend mein Problem mit deinen Zahlen...Die meisten haben einfach gar nicht verraten wo sie ihr Stempelchen hingedrückt hätten, wenn sie gemusst hätten...sonst hätten sie auch wählen gehen können....
 

Msane

Well-Known Member
Die Frage ist nun: war Erdogan so gut, oder sind unsere Bildungseinrichtungen so grottenschlecht, daß es für Demokratieunterricht nicht reicht? Ich denke gerade an Unterrichtskonzepte, die unter der Überschrift "Demokratisches Sprechen" stehen. Das beginnt damit, daß man sich im Unterricht beim Sprechen nicht den Rücken zukehrt und endet in der Überprüfung der Schlüssigkeit der eigenen Argumente (Ablegen von Vorurteilen).


Man kann nur Leute integrieren die das auch wollen, wenn die nicht wollen geht das nicht egal wieviel man da investiert.


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EnRetard

Well-Known Member
Man hat über Jahrzehnte nicht genug investiert. Deutschland behandelt seine türkeistämmigen Dauereinwohner schlechter als seine autochtone Bevölkerung und auch schlechter als andere Einwanderergruppen. Genauso wie die Diskriminierung von Menschen mit türkisch klingenden Namen auf dem Wohnungs-und Arbeitsmarkt und im täglichen Leben irrational ist, so ist es irrational, dass zwei Drittel der türkischen Wähler in Deutschland einen autoritären Führer ermächtigen, in ihrem Traumland die Demokratie abzuschaffen. Wenn es sich dort wirklich besser leben ließe, wwürden ja viel mehr Menschen dorthin umsiedeln als Rentner und einige 1000 Hochqualifizierte, die dort bessere Jobs fanden als hier.
Ich bin dafür, dass Deutschland sich viel stärker als Bürgergesellschaft definiert statt als christlich-jüdisches ("jüdisches", welche beschämende Anmaßung) Abendland. Dann könnte es sich nämlich auch leisten, mit etwas Nachdruck die Zahl der Nichtbürger zu verringern, in dem es Daueraufenthaltstitel für Ausländer streicht und z.B. die Gründung eines Unternehmens an den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft bindet.
Konkret: Unter den gleichen Voraussetzungen, nach denen bisher der Titel Niederlassungserlaubnis erteilt wird, sollte die deutsche Staatsbürgerschaft erworben werden können. Das ist bisher schon beinahe so. Nur, dass es die Niederlassungserlaubnis nicht mehr geben würde und die Betroffenen zu einer Entscheidung für Deutschland gedrängt würden.

Und nein, @Alubehütet . Das ist keine Zwangsgermanisierung, denn weder sollen sie getauft werden, noch sollen türkisch, kurdisch, zazakisch, aramäisch etc. verboten werden. Und abgeschoben werden soll auch niemand.
 

beren

Well-Known Member
Mich irritieren die Rechnungen rund um die Evetwähler in Deutschland. Schön gerechnet sollen nur 15% der in Deutschland lebenden Türken ein Evet befürwortet haben. Die Rechnung geht so, daß alle Nicht-Wähler dem Hayir-Lager zugerechnet werden ebenso wie die Türken, die bloß über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen und deshalb nicht wahlberechtigt sind. Hochrechnungen gehen anders!
Wenn wir uns die Wahlergebnisse in den Niederlanden, Belgien und Österreich anschauen, kommt die Bundesrepublik noch ganz gut weg - wenn auch und gerade nicht in absoluten Zahlen.
Die Frage ist nun: war Erdogan so gut, oder sind unsere Bildungseinrichtungen so grottenschlecht, daß es für Demokratieunterricht nicht reicht? Ich denke gerade an Unterrichtskonzepte, die unter der Überschrift "Demokratisches Sprechen" stehen. Das beginnt damit, daß man sich im Unterricht beim Sprechen nicht den Rücken zukehrt und endet in der Überprüfung der Schlüssigkeit der eigenen Argumente (Ablegen von Vorurteilen).


Vielleicht ist es bei vielen so, aber bei Türken zumindest sehr auffällig, dass die Kinder bei den Meinungen oft in die Fußstapfen der Eltern treten. Außerdem sind viele sehr argumentresistent.
 

sommersonne

Well-Known Member
Wenn es so ist wie Du schreibst und ich zweifle da auch nicht dran, dann müßte wohl eher etwas in den Köpfen der "Urdeutschen" verändert werden, damit die alltägliche Diskriminierung bei den aufgezählten Dingen aufhört. Der Staat behandelt sie aber nicht schlechter. Sie bekommen doch alle Leistungen, die ihnen laut Gesetz zustehen. Ausnahmen gibt es aber vielleicht auch .

Aber leider hat sich in den Köpfen vieler Urdeutschen durch die vielen Flüchtlinge und "Flüchtlinge" gerade wieder die Abneigung verhärtet. Jetzt noch das Gefühl - die Türken hassen uns sowieso, sonst würden sie nicht ... .
Es wird wohl nun noch länger dauern bis alle hier zufrieden sein können.

Vor Jahrzehnten, noch vor der Wende war ich sehr empört als ich hörte das die in Bulgarien lebenden Türken ihren türkischen Familiennamen ablegen mußten und bulgarisch klingende Namen annehmen mußten.
Heute denke ich es war vielleicht auch ein Versuch so die Ablehnung der Bulgaren aufzuweichen. In einigen Jahrzehnten würde sich keiner mehr an die richtigen Namen erinnern. Zumal die meisten Bulgaren ja auch schwarzhaarig sind und so rein äußerlich kaum ein Unterschied ist. Geklappt hat das nicht.
Es war vielleicht gut gemeint (neben anderen Gründen) würde aber hier ebenso wenig klappen. Ich dachte kurz daran das dann vielleicht Wohnungssuche oder Bewerbung (na ja vielleicht auch nur bis zum persönlichen Gespräch) erleichtert wäre. Aber nein.
 

eruvaer

Well-Known Member
@EnRetard
die Bezeichnung "christlich jüdisches Abendland" kenne ich ehrlich gesagt nur von pegida, afd und Konsorten...was es nur umso zynischer macht...

Davor kannte ich lediglich "christliches Abendland" und hab mich bei dem Begriff schon immer gefragt, warum sich eine Region so schimpft, die eigentlich auf Religionsfreiheit stolz ist. das passt für mich nicht zusammen.
 

Ottoman

Well-Known Member
„Sie würden nicht eine Woche in der Türkei leben können“

Mit scharfen Worten hat Kabarettist Serdar Somuncu die Türken in Deutschland kritisiert, die beim Verfassungsreferendum mit „Ja“ gestimmt haben.

...weil ihnen dann elementare Freiheiten fehlen würden“, sagte Somuncu in der Sendung „Stern-TV“.

...solange sie hier seien, auf der anderen Seite jedoch den Leuten in ihrem Heimatland vorschreiben, sich einer Diktatur unterzuordnen. Solche Leute hätten ihren „Platz hier verloren“, sagt er.

Quelle: WELT.de



Bei einem Auftritt sagte er: „Die Türken demonstrieren in Köln und schreien ,Demokratie und Menschenrechte’. Demokratie und Menschenrechte gibt es hier in Deutschland. Gehe mal mit deiner großen Schnauze in die Türkei und sag‘ mal was gegen den Strich. Dann bist du Gülen-Befürworter und landest im Knast.“


RECHT HAT ER !!!
 

sommersonne

Well-Known Member
Ist zwar OT, aber hier ist eine Spiegel-Reportage von 1989 über die Vertreibung der Turko-Bulgaren.
Es war wohl ein wenig anders, @sommersonne
(zumal man alteingesessene Volksgruppen nicht mit Migranten der letzten 55 Jahre vergleichen kann)

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496251.html

Schon klar, ich habe ja auch nicht gemeint daß das nur gut gemeint war. Es war wohl eher ein Wunschdenken meinerseits das es auch gute Gründe gehabt haben könnte.

Ich habe von meinen bulgarischen Freunden nie so etwas gehört wie in dem Artikel, Moslems gleich Würmer.
 
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