Türkei 2017: Referendum

Msane

Well-Known Member
Man hat über Jahrzehnte nicht genug investiert. Deutschland behandelt seine türkeistämmigen Dauereinwohner schlechter als seine autochtone Bevölkerung und auch schlechter als andere Einwanderergruppen. Genauso wie die Diskriminierung von Menschen mit türkisch klingenden Namen auf dem Wohnungs-und Arbeitsmarkt und im täglichen Leben irrational ist, so ist es irrational, dass zwei Drittel der türkischen Wähler in Deutschland einen autoritären Führer ermächtigen, in ihrem Traumland die Demokratie abzuschaffen. Wenn es sich dort wirklich besser leben ließe, wwürden ja viel mehr Menschen dorthin umsiedeln als Rentner und einige 1000 Hochqualifizierte, die dort bessere Jobs fanden als hier.
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Die Evetwähler in Deutschland handeln eigentlich sehr rational.
Hat es für sie Konsequenzen den Autokraten zu wählen? Nein.
Also picken sie sich die aus ihrer Sicht schönsten Sachen raus bzw. Nationalismus und Sehnsucht nach einem starken Führer mit dem Evet ausleben, und gleichzeitig alle Vorzüge des liberalen Deutschland genießen.

Deutschland kriegt jetzt halt die Rechnung dafür präsentiert jahrezehntelang keine Integration gefordert zu haben.
Insbesondere SPD/Grüne haben das zu verantworten.
Es ist noch garnicht solange her, da wurde jede Meinung die nach mehr Integration rief, in die rechte Schmuddelecke gestellt.


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EnRetard

Well-Known Member
Bis Ende der 1980er Jahre wollten die Deutschen nicht wahrhaben, dass die Gastarbeiter Einwanderer waren und für immer hier bleiben würden. Integration wurde nicht gefördert. Irgendwann dämmerte das den Deutschen und dann verlangten sie Integration und wollten aber die Einwanderer nicht gleichberechtigen. Sie haben also ihren Anteil nicht erfüllt. Und ein großer Teil der Einwanderer auch nicht. Viele begriffen ja nicht, dass sie für immer hier bleiben würden und wenn nicht sie, dann ihre Kinder und Enkel. Die 90er verstrichen und nichts passierte, bis dann die Schröder-Regierung kam und immerhin das Staatsbürgerschaftsrecht modernisierte. Nur war es da schon sehr spät. Aufnehmende Gesellschaft und Migranten-Communities hatten sich in weitgehend getrennten Welten eingerichtet. Jetzt ist der Schaden angerichtet - und die Fehler werden anscheinend mit den Geflüchteten der letzten Jahre wiederholt.

Wir müssen endlich ehrlich sein und akzeptieren, dass wir Anpassung verlangen dürfen, aber Bürgerrechte bieten müssen. Wir müssen unsere Werte positiv präsentieren, so wie Kanada das macht. Und gleichzeitig klar machen, dass Rosinenpickerei für keine Seite akzeptiert wird.
 

beren

Well-Known Member
90'er:

Meine Schwester fühlte sich das erste mal in ihrem Leben "anders" und diskriminiert, als sie damals bei der Anmeldung zum Studium zum akademischen Auslandsamt musste und ihre Klassenkameraden gleich ins NC Studium kamen, obwohl sie den besseren Durchschnitt hatte. Denn sie kam in die Ausländerquote rein und da hatten richtige Auslandsausländer sogar Vorrang vor ihr. Sie mit einem deutschen Abitur war praktisch drittklassig, weil sie nur Türkin war. Das war parallel zu der Zeit, wo ich uns beide einbürgern ließ, weil bei meinem Studiengang am Ende die Deutsche eh wichtig war für später. Mein Abiturdurchschnitt war nicht besonders gut. Ich kam infolge eines Widerspruchs und Fehlers dann durch ein Losverfahren rein, weil die sich verrechnet hatten und zu wenige zugelassen hatten. Also musste ich auch nicht warten. Glück muss man haben. :) Meine Schwester musste drei Semester was anderes studieren, weil leider die Einbürgerung bei ihr länger dauerte. Ihre Unterlagen wurden durch das Konsulat verschlampt oder ähnliches. Ich musste echt hier in Berlin diverse Telefonate tätiges lassen, bis Ankara reagiert hat und ihre Ausbürgerung "vollbrachte".

Das habe ich hier schon mal irgendwo geschrieben. Ich merke schon, ich wiederhole mich.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Allerdings sehe ich auch das Problem der Ungleichbehandlung. Bürger aus EU-Staaten und die Menschen aus Staaten, die ihrer Bürger niemals aus der Staatsbürgerschaft entlassen (z.B. Marokko,Tunesien, Iran, Syrien) dürfen ihre Staatsbürgerschaft behalten. Türken, Russen und anderer GUSler, Serben, Kosovaren und Mazedonier hingegen nicht. Das ist unfair und führt das Argument der Loyalität ad absurdum.

Ich sehe da kein Problem, denn die Staatsbürger, die von ihrem Heimatland nicht ausgebürgert werden(können), können nichts dafür, warum also ihnen jene verweigern? Was die EU-Staaten angeht, ist es ebenfalls etwas anderes als wenn man von Drittstaaten kommt, denn obwohl diese Union politisch noch sehr unvollkommen ist, ist doch das letztendliche Ziel eine Föderation bzw Konföderation mit einer Staatsbürgerschaft. Insofern ist auch die Loyalitätsfrage bei EU-Bürgern irrelevant, denn auch jetzt kann ich loyaler Bayer sein und in Berlin leben, mit allen kulturellen Schwierigkeiten, aber dennoch loyal zu Deutschland sein.
 
G

Gıyasettin

Guest
Rosinenpickerei finde ich gut und legitim.

Ihr kauft doch auch bei Kik Made-in-Pakistan-Ware, weil sie billiger ist als Made in Germany.
 

EnRetard

Well-Known Member
@Skeptiker Die doppelte Staatsbürgerschaft wird mit dem Argument abgelehnt, dass man keinen zwei Herren dienen könne. Wenn man diese Meinung teilt, ist es nicht zu akzeptieren, dass ausgerechnet bei Staaten, die ihre Bürger nicht aus der Staatsbürgerschaft entlassen, weil sie deren Loyalität mit Gewalt erzwingen, eine Ausnahme gemacht wird. Nehmen wir Marokko: Marokko verweigert nicht nur die Ausbürgerung, es verlangt auch, dass Marokkaner bzw. Doppelstaatler, deren zweite Staatsangeehörigkeit es ignoriert, entweder in Marokko oder in einem Konsulat islamisch heiraten, damit deren Ehe in Marokko anerkannt wird. Marokko stellt damit seine Diaspora vor die Wahl, entweder mit Marokko völlig zu brechen, oder sich dieser Regelung zu fügen.
Abenteuerlich finde ich deine Aussage, die Loyalitätsfrage sei bei EU-Angehörigen irrelevant. Angesichts des aktuellen Zerfalls der EU - GB tritt aus - und der schroffen-EU-Feindlichkeit Polens, Ungarns, kann ich irgendwelchen Optimismus hinsichtlich einer weiteren Annäherung, ganz zu schweigen von einer EU-Staatsbürgerschaft, ganz und gar nicht teilen.
 
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