Türken in Deutschland "dümmer" ?

HeyÖzgürlük

Well-Known Member
Man kann sicherlich viel Nachlesen, stimmt. Aber nicht alles was gelesen werden kann, muss auch stimmen. Sorry, dass ich dich enttäusche. Wenn ich eine zuverlässige Quelle finde, werde ich meine Aussage näher ausführen.

Du enttäuschst mich nicht. Ich kenne dich ja nicht, um mir ein Urteil über dich erlauben zu können - um daraufhin enttäuscht zu sein.

Ich hätte nur gedacht, dass zumindest du was diese Thematik betrifft besser informiert bist.


Aber warum den gängigen Quellen glauben wenn man auch nach einer Quelle suchen kann, die eher dem eigenen Weltbild/ Wunschbild entspricht.

Ich störe mich vielmehr an anderen Eigenschaften der Aleviten. Aber das ist nicht das Thema.
 

HeyÖzgürlük

Well-Known Member
Wenn du über den Dersim-Aufstand schreibst, dann spürt man deine Emotionen in jeder Zeile, so ,als hätte der Aufstand erst gestern stattgefunden und du warst mitten drin. Aber der Aufstand hat vor 78 Jahren stattgefunden, und wahrscheinlich nicht mal deine Eltern haben jene Zeit erlebt.

Deshalb frage ich dich nach deinen Erfahrungen als Alevitin in der Türkei bzw. mit Türken.

Ich kann nur sagen (was meine Familie betrifft), dass meine Großmutter, Tochter einer Alevitin, (und wahrscheinlich fühlte sie sich auch selbst als solche) grundsätzlich kein Kopftuch getragen hat, keine Moschee besucht hat und sehr laizistisch eingestellt war; ihre Verwandten, die uns manchmal besuchten, waren ebenfalls Aleviten und streng kemalistisch eingestellt, dessen Ordnung sie als Garanten für ihre individuelle Freiheit sahen.

Ihre Söhne (mein Vater + seine Brüder) folgten hingegen dem Großvater und waren Sunniten und ich bin auch sunnitisch - da wir aber alle streng weltlich eingestellt sind(waren), spielte die religiöse Zugehörigkeit nie eine Rolle.

Seit der AKP Regierung breitet sich in meiner Familie und eben besonders unter den alevitischen Verwandten ein großes Unbehagen aus. Sollte sich die Türkei wirklich in Richtung Islamische Republik entwickeln, befürchten viele eine Verschlechterung ihrer persönlichen Freiheiten.


Was die historische Einschätzung des Dersim-Aufstandes betrifft, bleiben wir wohl geteilter Meinung.

Ich verstehe nicht was deine Intention ist und worauf du hinaus willst. Was versuchst du zu erreichen? Das geht alles (vielleicht auch durch mich ausgelöst) am Thema vorbei.

Einigen wir uns doch darauf, dass wir uns uneinig sind :)
 

Dogan 1

Well-Known Member
In Dersim wurde keiner getötet weil er Alevite ist. Das ist eine Lüge die verbreitet wird. Den Aleviten ist das klar und deswegen Lieben die meisten Aleviten auch Atatürk.

Sunnitische Muslime in der Türkei machen sich auch oft darüber lustig und meinen die Kemalisten bestehen eh nur aus ungläubigen Aleviten.

In Dersim gab es einen Aufstand das sich gegen die Republik und seine Säkulare Einstellung gestellt hat, die sogar vermutlich von den Emperyalisten aus dem ersten Weltkrieg gestartet wurde und dieser Aufstand wurde mit Militärischer Gewalt niedergestreckt.

Da wurde keiner getötet weil er Alevite ist.

Schließlich geht es um diese Aussage; und man kann ihr zustimmen oder diese auch ablehnen.

Stimmt man ihr zu, dann deshalb, weil der Konflikt die Integrität des jungen Staates Türkei berührte.

Man kann diese Meinung auch ablehnen und behaupten, dass sich im Dersim-Aufstand nur die bereits im osmanischen Reich stattgefundene Alevitenverfolgung unter anderem Vorzeichen wiederholt hat.
 

Dogan 1

Well-Known Member
Das Selbstbestimmungsrecht nach dem Völkerrecht räumt dem Staat ein durch seine Staatsgewalt, das gesamte Staatsvolk zu repräsentieren.
Für sich hat eine ethnische Gruppe nicht automatisch das Recht auf Sezession. Das ist ein Irrtum. Nur in dem Fall einer dauerhaften Ausschließung dieser ganzen Gruppe vom staatlichen Leben (und einer Diskriminierung in fundamentaler Weise) , ist diese nach Ansicht mancher Völkerrechtler von der Treuepflicht an den Staat entbunden.
Zudem gibt es Völkerrechtler, die das sog. Selbstbestimmungsrecht der Völker komplett ablehnen.
 

Zerd

Well-Known Member
Es gibt noch viele solcher "strittigen" Themen in der Türkei, wo zu ein und demselben Ereignis zwei oder mehrere historische Erzählungen kursieren. Und auch eine Quellenrecherche wird da kaum weiterhelfen, da es zu allen Varianten ausreichend Quellen geben wird und man bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

Hilfreich kann es sein, ein wenig über den Tellerrand zu blicken und dabei seinen eigenen Verstand zu benutzen: Wie ist es denn bspw abgelaufen, wenn irgendwo anders auf der Welt tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche von oben angeordnet stattgefunden haben? Etwa im Russland nach Lenin oder bei der Einführung des Kommunismus in den Ostblockstaaten? Beim aufkommenden Faschismus in Deutschland, Italien oder Spanien?

Da lief doch auch vieles nach vergleichbaren Mustern ab: Geschichte wurde umgeschrieben, Schulbücher wurden neu konzipiert, kritische Stimmen wurden unterdrückt und eliminiert und Greueltaten wurde irgendwie in eine Legende gekleidet, die sie vor der Bevölkerung legitimieren oder sie ihr schmackhaft machen sollten.

Wieso sollte das alles bei diesem ebenso tiefgreifenden Umbruch, den die Türkei nach der Republikgründung erlebt hat, nicht genauso gewesen sein? Es gibt doch so viele ganz offensichtliche Hinweise dafür: die lange EInparteindiktatur, die Hinrichtung des ersten "frei" gewählten Ministerpräsidenten, drei Machtübernahmen des Militärs innerhalb von 20 Jahren, jahrzehntelanger Bürgerkrieg in Ostanatolien. Meine Güte, bis vor nicht allzu langer Zeit durfte man in der Türkei noch nicht einmal behaupten, dass es Kurden gibt, das waren die "Bergtürken" nach offizieller Sprachregelung.

Umso trauriger ist es doch, dass heute knapp 100 Jahre nach dieser Revolution gegen das Volk und obwohl sie seit 15 Jahren endgültig allmählich überwunden zu werden scheint, immer noch so viele die Legenden von damals auftischen. Einfach mal umsehen, vergleichbares ist auch anderswo passiert. Zum Beispiel gab es in der ehemaligen DDR im Osten Deutschlands auch die PDS, die einfach nicht ablassen wollten von der guten alten Zeit. Aber auch sie musste sich neu erfinden.
 
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