AW: Türkische Talente wandern ab
Haben aber auch diese Leute nicht zum Wirtschaftswunder beigetragen?
Sie gehen ja offensichtlich nicht ohne Grund. Wenn sie sich in Deutschland scheiße behandelt gefühlt haben, ja, warum sollten sie dann nicht Ihre Meinung kund tun dürfen?
Wer tritt eigentlich fies nach? Sprichst Du aus persönlicher Erfahrung, beziehst Du Dich auf den Artikel, oder eine allgemeine Aussage beruhend auf...?
Ein politischer "Zwischenruf" von Dilan T.Ceylan, aus der
traditionsreichen SPD Publikation VORWÄRTS:
Die SPD versteht sich als Partei der Migranten. Doch denen schadet es am meisten, wenn Integrationsprobleme schöngeredet werden.
Dunkle Augen, pechschwarzes Haar und ein verschmitztes Grinsen: Das ist Hasan. Mit seiner 8. Klasse erkundigt er sich im Berufsinformationszentrum nach Ausbildungsberufen.Ich bin seine Berufsberaterin. Hasan ist der Wortführer der Klasse. Die Kids hängen an seinen Lippen. Hasan flucht auf Türkisch über die hiesige Mehrheitsgesellschaft und boxt mit der Faust auf den Tisch. Reflexartig ziehe ich am rechten Ohr des Jungen und flüstere ihm in der Muttersprache seiner Eltern etwas zu. Er nickt kurz und verstummt. Offensichtlich habe ich instinktiv die richtige Ansprache gewählt.
Nur: Was ist die richtige Ansprache für Menschen mit Migrationsgeschichte? Im SPD-Parteiprogramm heißt es: „Einwanderung verlangt Integration. Sie ist eine gemeinsame Anstrengung. Dazu müssen beide Seiten bereit sein. Einwanderer müssen sich integrieren.“ Richtig. Aber das muss von der SPD auch eingefordert werden!
Das geht nicht, wenn man Migranten wie hilfsbedürftige Kinder behandelt, denen man alles hinterherträgt und nachsichtig über den Kopf streicht – auch wenn sie keine Anstrengung zur Integration unternehmen. Das ist falsch. Und wenig respektvoll.
Natürlich brauchen Zuwanderer Hilfe bei der Integration.
Aber zuerst brauchen sie den Willen dazu. Das ist ihre Bringschuld, nicht die Deutschlands. Die meisten Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sehen das im Übrigen genau so. Nur die SPD traut sich nicht, das klar auszusprechen.
Das ist ein Fehler.
Denn Schweigen und Nachsicht wird von jungen Migranten aus meinem türkisch-arabischen Kulturkreis, die in patriarchalischen Strukturen aufwachsen, oft als Schwäche missverstanden. Die SPD neigt jedoch dazu, Integrationsprobleme zu verschweigen oder schönzureden. Aus einem falsch verstandenen Schutzbedürfnis uns gegenüber. Nur hilft sie damit Zuwanderern nicht bei der Integration. Im Gegenteil.
Das Schweigen der Partei könnte aber auch taktisch motiviert sein. Denn Menschen mit Migrationsgeschichte sind eine wachsende Wählerschicht. Mit der will man es sich nicht verderben. Was die SPD dabei übersieht: Niemand sieht die Fehlentwicklungen klarer als die Migranten selbst. Niemand leidet mehr unter ihnen als sie.
Je offener die SPD daher die Integrationsprobleme anspricht, umso glaubwürdiger wird sie bei der Mehrheit der Zuwanderer. Und umso wählbarer.
Respekt vor Älteren ist für Jugendliche aus dem arabischen und türkischen Kulturkreis noch immer selbstverständlich. Den habe ich bei Hasan eingefordert. Diesen stolzen Jungen habe ich an seiner Ehre gepackt. Ich habe mir herausgenommen, Hasan die Frage zu stellen: „Wenn ‚Dein’ Land so viel besser ist, was suchst Du dann in der Fremde?“. Eine klare Ansprache. Selbst Hasan hat sie verstanden. Er ist nicht einmal 16 Jahre alt.
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