"Uns gehts gut"

noname75

Well-Known Member
@noname75: Ich habe mir überlegt, wie ich jemandem, dem diese Problematik gänzlich unbekannt ist, das vernünftig zu vermitteln. Dabei geht es nicht ums "Jammern auf hohem Niveau", sondern um bittere Realität.

Wach mal auf.

Die BRD hat in den letzten 20 Jahren eine unglaubliche Wandlung hingenommen. Und es gibt immer noch Leute die sagen "uns geht's gut". Das ist wie mit dem Billigkaffee im Discounter. Man wird auf "Scheisskaffee" getrimmt, bis einem der gute Kaffee nicht mehr schmeckt. Neuerdings sogar mit extra Maltodextren, damit du zum gleichen Preis, noch weiter verarscht wirst.

Woher willst du wissen, dass mir die Problematik nicht bekannt ist. Vielleicht bin ich nur ein Mensch der eine andere Einstellung hat und sehr dankbar war als er Geld vom Staat bekam.
Ich bin sehr froh das wir so ein soziales Netz haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Manche scheinen das aber so sehen.
 

Almancali

Well-Known Member
Trotzdem Leben viele Millionen Menschen in Deutschland, ohne Einkommen in einer Wohnung, mit fliesend Wasser, Krankenversicherung, genug zu essen, Kleidung.

In Zahlen ausgedrückt:

0 € Einkommen
0 € für Miete (gut, kann bei den Eltern leben)
0 € für Wasser (wo bitte)
0 € für Krankenversicherung ? Der unterste Sozialsatz liegt bei 135€ mtl.
0 € für Essen. Ok kann Diebstahl oder Containern sein. Selbst bei den Tafeln muss man seine Bedürftigkeit nachweisen und ggf. 2-3€ mtl. ablatzen.
0 € für Kleidung. Das stell ich jetzt einfach in den Raum.

Alleine des Umstandes der Krankenversicherung, macht ein 0 € Einkommen undenkbar. Um den niedrigen KV Satz zu zahlen muss man entweder beim Jobcenter gemeldet sein, oder du musst jeden Monat bei der KV nachweisen, dass du keine Kohle hast (... um den billigeren Tarif zu bekommen).
 

alterali

Well-Known Member
Das ist doch was ich schrieb. Es Leben welche auf der Straße und jeder einzelne ist zuviel.
Trotzdem Leben viele Millionen Menschen in Deutschland, ohne Einkommen in einer Wohnung, mit fliesend Wasser, Krankenversicherung, genug zu essen, Kleidung.
Davon können viele 100 Millionen nur träumen. Den meisten scheint die größenkatogarie überhaupt nicht bewußt.
Klar gibt es Probleme, die gibt es immer

Also die Welt als Bezug zu nehmen, klar da ging es uns wohl in den letzten hunderten von Jahren gut.
Kein Grund zur Klage?

Vor allem ging es uns besser als den Menschen in Bhutan, die sich doch einreden die glücklichsten Menschen der Welt zu sein.

Wenn man über Armut in Deutschland/Europa spricht, macht es wenig Sinn von Nordkorea zu sprechen oder von einer Villa auf Schwanenwerder zu träumen.
 

Almancali

Well-Known Member
Ich bin sehr froh das wir so ein soziales Netz haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Manche scheinen das aber so sehen.
Es geht mir hier um etwas anderers.

Mir geht's nicht per se um Sozialleistungen. Sondern um den Umstand, dass sich die Lebensbedingungen in der BRD zunehmends verschlechtern und wir (du) es immer noch als "mir/uns geht's gut" abtust. Das schrieb ich in meinem Eingangspost. Klar geht es uns noch gut. Aber dennoch geht's der Wirtschaft und der allgemeinen Lebensumständen in der BRD genauso bergab wie in Spanien, Italien, Griechenland. Nur sind hier die Auswirkungen nicht so dramatisch wie dort.

Auch ist das jetzige Sozialssystem in der BRD alles andere als gut. Gemessen an das damalige Sozialamt sogar schlechter. Holland, Schweden und Dänemark gehen ganz anders mit den Arbeitslosen um, als z.b. die BRD.

Klar sind Sozialleistungen erstmal eine gute Sache. Allerdings geknüpft mit menschenverachtenden Erfordernissen wie, das man eine Ortsabwesenheit haben darf, dass du sanktioniert werden kannst (obwohl du schon ganz unten bist) usw.. Weiterhin wird dein Fall beim Jobcenter zunehmends von inkompetenten und in regelmäßigen Abständen fluktuierenden Personal bearbeitet. Was immer wieder zu Spannungen, Missverständnissen und falschen Verwaltungsakten führt. Es gibt einen Sozialapparat, der ist aber vollends kaputt.
 

noname75

Well-Known Member
Also die Welt als Bezug zu nehmen, klar da ging es uns wohl in den letzten hunderten von Jahren gut.
Kein Grund zur Klage?

Vor allem ging es uns besser als den Menschen in Bhutan, die sich doch einreden die glücklichsten Menschen der Welt zu sein.

Wenn man über Armut in Deutschland/Europa spricht, macht es wenig Sinn von Nordkorea zu sprechen oder von einer Villa auf Schwanenwerder zu träumen.

Doch, dass macht sehr wohl Sinn. Armut ist relativ. Was hier als Arm duchgeht, wäre woanders Luxus. Es sind Lebensbedingungen die eigentlich überall vorherrschen müssten. Um zu verstehen wie gut es uns geht, ist es sogar sehr wichtig andere ins Boot zu holen.
Sonst könnte man ja sagen, hier herrscht Demokratie und da drüben Diktatur. Aber egal ist ja ein anderes Land. Macht kein Sinn das zu vergleichen.
Es ist überall das gleiche. Es wird ständig verglichen. In ausnahmslos allen Bereichen. Pro Kopf einkommen, Wirtschaftsleistung, Freiheit, Armut usw. Muss auch so sein.
 

Almancali

Well-Known Member
So funktioniert es nunmal.

2€ pro Tag in China sind eine Menge Geld - relativ betrachtet. Der Wert des Geldes dahinten ist halt höher. Mit diesen 2€ kannst du dort sicherlich alles zum Leben kaufen.

Du musst das Einkommen in Relation zu der Kaufkraft des Geldes und den Ausgaben setzen.

Mit 399€ HartzIV kannst du sicherlich wie Gott leben in China oder in Teilen von Indien. Selbst in der TR müsste dafür schon einer richtig klotzen am Tag.

In Griechenland z.B. ist das totale Chaos ausgebrochen. Die Troika diktierte den Totalgau, was zu Massenentlassungen führte und dies folglich zum Wirtschaftszusammenbruch. Da kommste daher mit den 399€ keine 2 Wochen hin. Alleine das Diktat, die Gehälter zu halbieren (vermutlich auf deutsches Niveau) brachte einen Kollaps. Vor Jahren hat 1 Liter Kuhmilch (Ja das Zeug im Tetrapack) in Griechenland beim Discounter noch 2.50€ gekostet. Hier in der BRD liegen wir momentan bei 0,60-0,70€ für 1 Liter H-Milch. Die Kohle hat dort einen anderen Wert, was folglich auf die Kaufkraft auswirkt.
 

noname75

Well-Known Member
Es geht mir hier um etwas anderers.

Mir geht's nicht per se um Sozialleistungen. Sondern um den Umstand, dass sich die Lebensbedingungen in der BRD zunehmends verschlechtern und wir (du) es immer noch als "mir/uns geht's gut" abtust. Das schrieb ich in meinem Eingangspost. Klar geht es uns noch gut. Aber dennoch geht's der Wirtschaft und der allgemeinen Lebensumständen in der BRD genauso bergab wie in Spanien, Italien, Griechenland. Nur sind hier die Auswirkungen nicht so dramatisch wie dort.

Auch ist das jetzige Sozialssystem in der BRD alles andere als gut. Gemessen an das damalige Sozialamt sogar schlechter. Holland, Schweden und Dänemark gehen ganz anders mit den Arbeitslosen um, als z.b. die BRD.

Klar sind Sozialleistungen erstmal eine gute Sache. Allerdings geknüpft mit menschenverachtenden Erfordernissen wie, das man eine Ortsabwesenheit haben darf, dass du sanktioniert werden kannst (obwohl du schon ganz unten bist) usw.. Weiterhin wird dein Fall beim Jobcenter zunehmends von inkompetenten und in regelmäßigen Abständen fluktuierenden Personal bearbeitet. Was immer wieder zu Spannungen, Missverständnissen und falschen Verwaltungsakten führt. Es gibt einen Sozialapparat, der ist aber vollends kaputt.

Das verstehe ich ja.
So funktioniert es nunmal.

2€ pro Tag in China sind eine Menge Geld - relativ betrachtet. Der Wert des Geldes dahinten ist halt höher. Mit diesen 2€ kannst du dort sicherlich alles zum Leben kaufen.

Du musst das Einkommen in Relation zu der Kaufkraft des Geldes und den Ausgaben setzen.

Mit 399€ HartzIV kannst du sicherlich wie Gott leben in China oder in Teilen von Indien. Selbst in der TR müsste dafür schon einer richtig klotzen am Tag.

In Griechenland z.B. ist das totale Chaos ausgebrochen. Die Troika diktierte den Totalgau, was zu Massenentlassungen führte und dies folglich zum Wirtschaftszusammenbruch. Da kommste daher mit den 399€ keine 2 Wochen hin. Alleine das Diktat, die Gehälter zu halbieren (vermutlich auf deutsches Niveau) brachte einen Kollaps. Vor Jahren hat 1 Liter Kuhmilch (Ja das Zeug im Tetrapack) in Griechenland beim Discounter noch 2.50€ gekostet. Hier in der BRD liegen wir momentan bei 0,60-0,70€ für 1 Liter H-Milch. Die Kohle hat dort einen anderen Wert, was folglich auf die Kaufkraft auswirkt.

Also die Welt als Bezug zu nehmen, klar da ging es uns wohl in den letzten hunderten von Jahren gut.
Kein Grund zur Klage?

Vor allem ging es uns besser als den Menschen in Bhutan, die sich doch einreden die glücklichsten Menschen der Welt zu sein.

Wenn man über Armut in Deutschland/Europa spricht, macht es wenig Sinn von Nordkorea zu sprechen oder von einer Villa auf Schwanenwerder zu träumen.


Ihr zwei macht einen Fehler. Es geht hier nicht um Geld. Wieviel 300 in Timbuktu wert sind. Es geht um den Lebensstandard den jeder Bürger in Deutschland genießt. Sprich: Zugang zu sanitären Einrichtungen, Kleidung, Essen, Bildungseinrichtungen, medizinische Versorgung etc.
Das sind Dinge die relevant sind. Und wer da meint, es gehe uns schlecht, dem geht es wohl schlecht :D. Ob man die anderen Länder berücksichtigt oder nicht. Wir haben einen sehr hohen Standard.
Die angeführten Beispiele dienten nur dazu, zu verdeutlichen, dass die Dinge, die für uns ca 82 Millionen bundesbürger selbstverständlich sind, wo andere nur von träumen.

Und bitte nicht immer nur ein, zwei Worte von mir zitieren. Das sieht ein wenig nach selektiertem lesen aus. Nehme wenigstens das was zusammengehört, damit der Kontext bestehen bleibt.

Sonst steht da nur wieder 1/5 aus dem Zusammenhang geriessen.

Danke schön
 
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Skeptiker

Well-Known Member
Es geht mir hier um etwas anderers.

Mir geht's nicht per se um Sozialleistungen. Sondern um den Umstand, dass sich die Lebensbedingungen in der BRD zunehmends verschlechtern und wir (du) es immer noch als "mir/uns geht's gut" abtust. Das schrieb ich in meinem Eingangspost. Klar geht es uns noch gut. Aber dennoch geht's der Wirtschaft und der allgemeinen Lebensumständen in der BRD genauso bergab wie in Spanien, Italien, Griechenland. Nur sind hier die Auswirkungen nicht so dramatisch wie dort.

Auch ist das jetzige Sozialssystem in der BRD alles andere als gut. Gemessen an das damalige Sozialamt sogar schlechter. Holland, Schweden und Dänemark gehen ganz anders mit den Arbeitslosen um, als z.b. die BRD.

Klar sind Sozialleistungen erstmal eine gute Sache. Allerdings geknüpft mit menschenverachtenden Erfordernissen wie, das man eine Ortsabwesenheit haben darf, dass du sanktioniert werden kannst (obwohl du schon ganz unten bist) usw.. Weiterhin wird dein Fall beim Jobcenter zunehmends von inkompetenten und in regelmäßigen Abständen fluktuierenden Personal bearbeitet. Was immer wieder zu Spannungen, Missverständnissen und falschen Verwaltungsakten führt. Es gibt einen Sozialapparat, der ist aber vollends kaputt.


Stimmt! Es ist schon eine Unverschämtheit von einem Hatz IV-Empfänger zu erwarten, sich Arbeit zu suchen. Wenn du von anderen Ländern sprichst, dann solltest du dich vllt. mal über die anderen Länder informieren (zum Beispiel beklagst du den sich lockernden Kündigungsschutz und gibst dann ein Land als Beispiel, welches faktisch keinen hat).

Was die prekären Arbeitsverhältnisse angeht bin ich bei dir und der Mindestlohn ist dabei schon ein richtiger Schritt (obwohl €8.50 in einigen Regionen zu wenig sind), aber bei Hartz IV sind und bleiben wir verschiedener Meinung. Das Einzige was ich da bemängele ist, daß jemand der 20 Jahre lang gearbeitet hat gleichbehandelt wird wie jemand, der nur 2 Jahre gearbeitet hat. Ansonsten ist es ausreichend!
 

Almancali

Well-Known Member
Stimmt! Es ist schon eine Unverschämtheit von einem Hatz IV-Empfänger zu erwarten, sich Arbeit zu suchen.
Die Leute, die HartzIV bekommen (ALG2), haben bereits einen gewissen Leidensweg hinter sich bzw. haben sich doch bereits auf unendlich viele Stellen *erfolglos* beworben. Die Erfolgslosigkeit rührt nicht unbedingt von mangelnden Qualifikationen zurück (nur um das mal als Randnotiz zu bemerken). Andernfalls wären sie durch hochkompetentes Personal aus dem ALG1 Bereich bereits aufgefangen worden :)

Jemand der ALG2 bezieht, hat in der Regel auch eine Eingliederungsvereinbarung abgeschlossen (einfach ausgedrückt), aus der eine gewisse Anzahl Eigenbemühungen für Arbeitsplatzbeschaffung hervorgeht. Von Seiten der Arbeitgeber sieht das aber alles ganz anders aus. Jemand der aus dem ALG2 Bezug kommt, wird in der Regel ganz anders betrachtet als jemand der aus einer Anstellung sich bewirbt oder gerade erst im ALG1 Bezug sich befindet. Da kommen schnell kuriose Konstrukte wie 2-4 Wochen kostenlose Probearbeit auf den Tisch (wo danach dann der Nächste 2-4 Wochen kostenlos arbeiten kann). Ist nur ein Beispiel.

Wenn du von anderen Ländern sprichst, dann solltest du dich vllt. mal über die anderen Länder informieren (zum Beispiel beklagst du den sich lockernden Kündigungsschutz und gibst dann ein Land als Beispiel, welches faktisch keinen hat).
... und deswegen müssen wir unseren Kündigungsschutz lockern bzw. ganz abschaffen :)

Das Einzige was ich da bemängele ist, daß jemand der 20 Jahre lang gearbeitet hat gleichbehandelt wird wie jemand, der nur 2 Jahre gearbeitet hat.
... klingt nach einem Anzeichen, dass mit dem Sozialsystem etwas nicht stimmt.

... laut meiner o.g. Beispielrechnung reicht es leider vorne und hinten nicht (z.B. bei der Bemessung von Stromkosten). Es fängt ja schon bei den "bezahlbaren" Wohnräumen an, die faktisch auf Grund der immensen Nachfrage einfach nicht vorhanden ist. Länder und Kommunen fehlt es oftmals an Wohn- und Mietkonzepten für Bedürftige Menschen.

[1] Wohnpauschalen
[2] Angemessene Wohnungen
 
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