AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?
Ich werde mal ein wenig in meine Vergangenheit tauchen, vielleicht ist es auch ein wenig interessant und danke für die Antworten von
mar, du findest immer die passenden Wörter die ich manchmal suche, ich würde mich über noch längere texte von dir freuen.
Papatya, wie du schon schreibst, es liegt am Karakter und an der Erziehung des jeweiligen, ich gebe dir da recht.
cassandra, wir hatten mal einen Geschäftspartner im Unternehmen, dieser kam auch aus der Ex-DDR, manchmal unterhielten wir uns, und er versuchte mir zu erklären, wir aus dem Osten sind ein wenig anders, wir haben unsere eigenen Produkte die wir immer noch benutzen (Fit Spülmittel, Rotkäppchen Sekt usw.), wir können uns schwer von diesen Produkten trennen. Wenn wir uns begrüßen, dann machen wir keinen großen Abstand zum gegenüberstehenden usw..War sehr interessant..
DameTr, wenn ich deine Kommentare lese, tauche ich wieder in meine Vergangenheit und habe ein lächeln im Gesicht.
…Vergangenheit ist zwar eine Zeit die vergangen ist, aber die Zukunft eines Menschen sagt manchmal die Vergangenheit…
Ich bin selbst in einer binationalen Beziehung aufgewachsen, demnach mein Vater ist Deutsch und meine Mutter Türkin. Ich persönlich kann von meinen Eltern ausgehen, das ich noch NIE solch eine Partnerschaft, weder in Märchen, noch in der Realität gesehen oder erlebt habe..Eine Zweisamkeit die eins geworden ist…
…Meine Mutter lebte damals in Istanbul und ist auch dort aufgewachsen. Einige Verwandte, demnach ihr Onkel lebte in Hamburg und war im türkischen Konsulat beschäftigt. Meine türkische Oma, ist sehr schwer damit bewaffnet das die Familie immer zusammen ist und wenn jemand (ihr Bruder) in der Ferne ist, zerreiste es ihr Herz. So lud der Onkel, meine Mutter und Oma nach Deutschland zum besuch ein. So verbrachten sie ein paar Wochen in Deutschland, und es kamen die letzten Tage, bald musste meine Mutter wieder abreisen. Meine Mutter wollte noch ein paar Besorgungen tätigen und ging in einen Supermarkt (Edeka damals) und dort geschah es, zwischen den ganzen Lebensmitteln drehte sie sich um und sah meinen Vater und schaute ihm in die Augen. Mein Vater und sie sollen dort erst mal 10 min stillschweigend gestanden haben, wie sollte es auch anders sein, mein Vater konnte kein Wort türkisch und meine Mutter kein Deutsch. Das einzigste was mein Vater ihr in diesem Moment sagte war; Willst du mit mir heiraten?“, mit Händen und Füssen versuchte er ihr diesen Satz zu erklären, malte mit den Fingern einen Ring und zeigte auf den Ringfinger, meine Mutter verstand…Sie war nicht entsetzt, oder fing an zu lachen, sie wusste von diesem Augenblick an, er ist es..! Sie versuchte vergebens zu erklären, das sie in den nächsten Tagen wieder nach Istanbul zurück fliegen würde, und das sie dort lebt,..und schrieb auf einen Zettel ihren Namen und die große Stadt Istanbul auf und ging fort. Sie konnte meiner Oma, ihrer Mutter nichts erzählen, sie hätte sich wohl tot gestellt, das aus solch einer Beziehung niemals etwas werden könnte, es muss ein Türke sein, so flog sie stillschweigend wieder zurück.
Es vergingen Wochen, kein Lebenszeichen von dem Deutschen der ihr einen Heiratsantrag machte, wie den auch, er hatte nur einen Namen und wusste sie lebt in Istanbul. Aber meine Mutter wollte das Gefühl nicht los werden das er eines Tages kommen würde und wartete. In der Zeit wo sie wartete, war mein Vater mit seinem Visum beschäftigt. Es kam der Tag und mein Vater stand eines Tages zum ersten Mal im Leben, auf türkischem Boden und in Istanbul, so ganz alleine ohne Sprachkenntnisse, suchte sich ein Hotel aus und unterhielt sich mit dem Inhaber auf Englisch, was die türkische Kultur so alles beinhaltet und wie er am besten zu meiner Mutter gelangen würde.
Der Inhaber machte ihm sofort klar, das er Deutsch ist und aufpassen müsste von den Müttern, am besten er suche die beste Gelegenheit aus wo meine Mutter alleine ist, und macht es auf ganz türkischer Weise: “Schnapp sie dir und gehe sofort zum Standesamt, das ist die beste Lösung, wenn du keine Kopfschmerzen haben möchtest“. Mein Vater war ein sehr selbstbewusster Mann und hatte immer sehr viel Mut. Er war fasziniert von den Türken, wie verrückt sie sind und wie laut sie manchmal werden können, ganz nach seinem Geschmack. So stieg er eines Tages in ein Taxi und wartete vor ihrer Haustür. Nach langem warten, konnte er sie endlich sehen, er stieg aus und umarmte sie, meine Mutter weint noch heute wenn sie zurück denkt und erzählt, da stand dein Vater in einem langen beigen Mantel und mit einem rosa farbigen Hemd, er ist auch ziemlich groß mit 1,90 cm, im Gegensatz zu meiner Mama die gerade mal 1,58 cm ist.
Sie wusste das er kam und war überglücklich. Schnell steigte sie mit ihm ins Taxi und sie gingen zum Pierre Lotti, meine Mutter rufte ihren anderen Onkel an, das er schnell dahin kommen solle. Ihr anderer Onkel konnte Deutsch und war auch schnell anwesend. Sie erzählte ihm die ganze Geschichte und er spielte den Dolmetscher. Ihr Onkel bestellte Raki für meinen Vater und ihm und berichtete: „Deine zukünftige Schwiegermutter, ist der Chef in unserer Familie, sie ist wie ein Löwe und hält die Familie zusammen, wehe jemand widerspricht ihr, du wirst es nicht leicht haben“. Mein Vater und ihr Onkel unterhielten sich stundenlang und meine Mutter betrachtete ganz ruhig meinen Vater und malte sich die schönsten Bilder aus, in Gedanken. Meinem Vater wurde klar gemacht, das wichtigste ist du musst ganz dringend die SPRACHE lernen, sonst verstehst du die Flüche deiner Schwiegermutter nicht, wirst dich immer ausgeschlossen fühlen, du musst einen Job haben um heiraten zu können, dann könnt ihr nach Deutschland zurückreisen…
Halt!.. soll mein Vater gesagt haben, ich werde alles machen, aber nach Deutschland zurückreisen kommt nicht in Frage ich habe mich in diese Stadt in diesen Land verliebt in dessen Frau und in die Menschen..
Mein Vater fand arbeit, mietete sich eine Wohnung und man glaubt es kaum, in wenigen Wochen konnte er türkisch, baute sich seinen Freundeskreis und liebte die Türkei und wusste hier würde er den Rest seines Lebens verbringen. Telefonierte mit seiner Familie in Deutschland und sagte; Mutti, ich habe die schönste Sprache der Welt kennengelernt und die schönste Frau, ich werde heiraten und in Istanbul leben. Meine deutsche Oma sagte nur am Anfang „Ok“ und legte auf. Für meinen Vater war es typisch…
Der Tag kam als mein Vater mit einem großen Blumenstrauß vor ihrer Tür stand, es öffnete meine Oma die Tür und schaute meinen Vater entsetzt an. „Merhaba“, das erste Wort fiel, meine Oma ist eine anständige Frau und bittete ihn rein. Sie ahnte auch schon was passieren würde, man denkt ja immer, Mütter bekommen nix mit, aber die wissen meistens mehr als man glaubt. Als mein Vater den ersten Satz gerade mal aussprach, er möchte mit meiner Mutter heiraten, genauso schnell landete er wieder vor der Tür.. Vergebens, meine Oma zu beeinflussen oder sie zu überreden, ist wie als wenn man gegen eine Betonwand redet. Mein Vater und aufgeben niemals, er rufte den Onkel an und erzählte das er wenigstens einen Satz aus dem Mund bekommen hatte. Der Onkel versuchte auch mit meiner Oma zu reden, aber es hieß ausdrücklich „Nein“ ein Deutscher? Niemals!!!
Es gab nur noch die letzte Lösung, einfach zum Standesamt! Meine Mutter war schon volljährig und beide bereiteten ihre Papiere vor, was für eine Warterei, wochenlang hatte es gedauert, meine Eltern waren Stammgäste im Standesamt und hatten sich schon mit den Beamten angefreundet. Jeden Tag heirateten viele Paare im Standesamt und meine Eltern warteten und warteten (im Standesamt konnte man damals einfach als Außenstehender die jenigen die sich das „Ja“ Wort sagten mit beobachten und sich einfach dazu setzen, das machten sie jedesmal wo sie auf den Beamten warteten)
Es kam der Tag als sie sich endlich das „JA“ Wort sagen durften, alle sahen meinen Vater an, ein unbekannter heiratet mit einer Türkin, für die Türken damals sehr aufregend. Jetzt fehlten nur noch die Trauzeugen, ihr Onkel kam, aber einer fehlte noch, ihr Onkel schnappte sich draussen irgendeinen Türken und somit war alles komplett. Die Menschen draussen drängelten sich rein um meinen Eltern zuzuschauen, der Raum füllte sich innerhalb von Minuten bis der letzte kein Platz mehr bekam…. Das Wort „JA“ fiel und alle klatschten…