Was ärgert Euch gerade (3)

sommersonne

Well-Known Member
So ist es im realen Leben. Man kann schon ewig den deutschen Pass haben, aber die Eltern waren nicht deutsch oder sogar die Großeltern, dann ist man nicht wirklich deutsch, sondern nur eingekauft.
Das lässt sich auch schön in vielen Dörfern beobachten. Neue Einwohner gehören nicht dazu, auch wenn sie urdeutsch sind. Diese Ablehnung gilt für alles Fremde.
Das funktioniert schon Jahrhunderte und es wird sich wenig ändern. Die meisten Menschen lassen Veränderungen nur sehr schwer zu oder lehnen sie ganz ab.
Das ist beim Polizisten oder Behördenangestellten genauso wie beim Bürger ohne "Amt".

Besonders deutlich wird das in deutschsprachigen Ländern, Schweiz, Österreich, Deutschland. Obwohl Frankreich und Italien auch so ihre Probleme haben.
 

Msane

Well-Known Member
Mürrische Opas die im Dorf über Zugezogene schimpfen - sind meistens auch dieselben welche mit Kissen im Fenster
Nummernschilder von Autofahrern notieren, über ballspielende Kinder schimpfen oder zu Silvester
Böllerverbote fordern :)


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Berfin1980

Well-Known Member

Bintje

Well-Known Member
Es geht um den Übertrag einer Niederlassungserlaubnis wegen eines neuen Passes. Selbstgänger, sollte man meinen, kein Ding.
Der vor längerem bei der ABH gebuchte Termin konnte nicht stattfinden und wurde storniert, weil die Frau noch mit echter Grippe zu Bett lag.
Ein auf ihr Bitten hin mit meiner Unterstützung kurzfristig ermöglichter und rückbestätigter Ersatztermin - der erstaunlicherweise bereits morgen über die Bühne gehen sollte, ein Wunder - wurde dann plötzlich vom Ordnungsamt wieder gecancelt und auf heute verschoben:

8.30 Uhr, Wartenummer so-und-so, Ausländerbehörde, Erdgeschoss. Alles per Mail vom Amt bestätigt. Okay. Die Dame war überpünktlich da. Ihre systemseitig ausgegebene und per Mail bestätigte Wartenummer wurde nicht aufgerufen.
Auf mehrmalige Nachfrage hieß es, den Termin gebe es nicht, auch die Wartenummer nicht. Sie müsse einen neuen Termin vereinbaren.

So weit, so ärgerlich - passierte mir in Deutschlands Digitalwüste beziehungsweise bei unserer Stadtverwaltung aber auch schon mal.
Ich also nachträglich die Wogen beruhigt und in der ABH angerufen. Wunder No. 2: Die einzige Leitung für Terminvereinbarungen war mit einem lebenden Menschen besetzt! Der bedauerte den Vorgang, fand ihn unerklärlich: Der heutige Termin, sagte er, sei vermerkt und rückbestätigt (klar).
Nur fand der vor mehr als zwei Stunden nicht statt, weil er angeblich im Computer der ABH nicht aufzufinden war. Egal, shit happens.
Nächstmöglicher neuer Termin: Anfang Mai dann-und-dann. Die dazugehörige Mail kam sofort. Natürlich gleich rückbestätigt.

20 Minuten später, pünktlich um 10.05 Uhr, wieder eine Mail von der Ausländerbehörde: Der neue Termin könne "aufgrund eines weiteren für Sie vereinbarten Termins leider nicht nicht für Sie reserviert werden. Ihr Termin ist am 23.03.2023 um 8.30 Uhr."

Ähm, ja. Das war heute. Die Dame war da. Sie hat sich bemerkbar gemacht und hatte alle Unterlagen mit. Angeblich existierte der behördlich zugeteilte Termin gar nicht. Sie wurde wieder weggeschickt, obwohl sie die ausgedruckte Mail mit der Terminbestätigung dabei hatte.
Anderthalb Stunden später nach Rückfrage schriftlich mitzuteilen, wegen angeblicher Doppelbuchung (mutmaßlich, weil der heute geplatzte Termin noch im System hing) könne sie nix vereinbaren, lässt bestenfalls darauf schließen, dass es irgendwo mit der Software klemmt und/oder deren unfallfreier Bedienung. Oder im Oberstübchen?

Nun, weil online gar nichts ging, versuchte ich also den lebenden Menschen (siehe oben) erneut zu erreichen. Bloß hatte der sein Fon inzwischen auf die Zentrale umgestellt. Der in der Zentrale sofort: "Oh, Ausländerbehörde? Ja, da sind Sie nicht die Einzige, ich-sag-mal-so, das System spinnt, das mit den Terminen kommt alle Naselang vor, keine Ahnung, warum die das nicht abstellen, kriegen die nicht hin, alle rufen bei mir an ....!"
D
ann zog er minutenlang mit einem Wortschwall vom Leder, dass ich dachte: - seufz, ok, der muss sich offenbar mal auskotzen.
Am Ende seiner informativen Tirade, bei der ich nicht mehr zu Wort kam, aber u.a. erfuhr, dass man sich zum Beispiel in Rumänien angeblich sogar schon online scheiden lassen kann, weil es da da, wie er bei einer Radtour erfahren habe, überall elektronische Säulen zur blitzschnellen Erledigung von Behördenangelegenheiten gebe, was er ganz toll fand, erhielt ich zur Belohnung: Eine interne Notnummer der Stadtverwaltung. Traraa! Für das "kleine Eskalationsteam", wie mein aufgebrachter Beschwerdeführer es nannte. "Die sitzen ganz oben, die können was bewirken!"

Nur wollte ich nicht eskalieren, sondern einfach nur einen neuen Termin für die türkische Bekannte, die des Deutschen unzureichend mächtig ist.
Niedrigschwellig. Gar nicht kompliziert. Mein Beschwerdeführer wünschte uns Glück. Danke.

Onlinebuchung: Nichts zu wollen, gar nichts. Der Terminservice (genau eine Stunde erreichbar): Dauerbesetzt. Während ich auf Wahlwiederholung schaltete, ersann ich hilfsweise eine kleine Eskalation, aber anders. Plan B ist immer gut. Und während ich noch darüber nachdachte und fand, der Aufwand sei es wert, war die Leitung beim Terminservice - oh Wunder!! - plötzlich frei.
Da ich mir die Namen von Menschen, mit denen ich telefoniere, gewöhnlich merke und notfalls nochmal nachfrage, ging mir sofort auf: Am anderen Ende der Strippe war zufällig die Tante, die den heutigen Ersatztermin vergeben hatte. Das ergab sich aus dem Header der Mail. Auch sie erinnerte sich an den vorherigen Schriftwechsel oder tat so und bedauerte vielmals: Irgendwas sei leider-leider schiefgegangen. So lange sei sie aber noch nicht in dem Bereich, alles kompliziert, mimimi etc. - ja. Genau so hatte ich mir das schon gedacht. Da hat sie nochmal Glück gehabt. Plan B versank in der Schublade.

Jetzt gibt es einen neuen Termin: Tatsächlich der heute morgen telefonisch vereinbarte im Mai. Mit derselben Wartenummer wie der, der nicht stattfand.
Ob ich dem Braten trauen sollte .... ? Abwarten.
Das nächste Mal gehe ich am besten mit zur ABH. Du bist Deutschland. Also auch ich, ob es einem passt oder nicht.

ps Was ich unterdessen zum Ansturm von Ukrainer:innen zu hören bekam, geht auf keine Kuhhaut.
 
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Bintje

Well-Known Member
Was für ein dreistes Pack.
Die Betroffene ist viel zu nett.
Ja, sie ist zu nett. Ich hätte wirklich mitgehen müssen, hatte es ihr auch angeboten, aber sie sagte, sie käme selbst zurecht. Okay .. beim nächsten Termin stehe ich da aber mit auf der Matte! Und das sonstige Problem ist leider bekannt und seit vergangenem Sommer katastrophal. Die örtliche Zeitung hat sich der Zustände in der ABH auch schon verschiedentlich angenommen. Die sind da kolossal überlastet, weil unterbesetzt, wie fast alle Bereiche in der zusammengesparten Stadtverwaltung. Außerdem will kaum jemand in den tendenziell schwierigeren und konfliktbehafteten Bereichen wie Ausländerbehörde oder z.B. auch dem Jugendamt arbeiten. Aber sogar im Standesamt: Personalknappheit ohne Ende.
Die Grippesaison verschärft es noch. Und wer im ÖD auf alten Arbeitsverträgen hockt, kann nicht ohne Weiteres versetzt werden.
Im Ergebnis landen oft jüngere Unerfahrenere da und sehen zu, dass sie so schnell wieder möglich wieder wegkommen. ;)
 
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