Wie könnte man die gegenwärtige Entwicklung der Menschheit am ehesten deuten: versinken wir gerade in Irrationalität oder verbreitet sich vielmehr eine durchaus rationale im Sinne von kalkulierter Unmenschlichkeit? Für die erste Sichtweise spricht, dass es immer weniger um rationale Argumente, um solche Begriffe wie Wahrheit und Wirklichkeit oder um so etwas wie Nachhaltigkeit zu gehen scheint. Für die Zweite, dass die verbliebenen kurzsichtigen Ziele zBsp. der Unternehmensmanager, der politischen Strategen, der Medien- und Werbewirtschaft doch in der Regel sehr effizient erreicht werden, was ohne angemessenes Kalkül und Rationalität wohl kaum möglich wäre.
Als nostalgischer Anhänger und Verfechter von Aufklärung und Humanismus komme ich mir jedenfalls immer verlorener vor in unserer Zeit, eine Art Anachronismus, für den sich viele Vorgänge zwar recht gut modellieren lassen, aber immer weniger Sinn ergeben. Es ist doch im gewissen Sinne ein Armutszeugnis, dass unsere Lösungen zunehmend für einen immer kleineren Kreis gültig sind, im besten Falle noch innerhalb mehr oder weniger beliebig gezogener Grenzen, die noch dazu mit hohen Mauern gegen fremde Eindringlinge bewehrt werden, im schlimmsten Fall bezieht sich die Lösung nur noch auf die eigene Nasenspitze.
Es wäre so schön und wertvoll, wenn es einen Weg gäbe, diesen Trend zu verändern, ohne dass wir den Karren erst gegen die Wand fahren, etwas fürchterliches geschieht und wir wieder einmal erst durch Schaden klug werden.