Liebe Leute, jetzt tut doch bitte nicht so, wie wenn die Welt erst erschaffen wurde, als ihr zu twittern begonnen habt...
Schon in den 50er Jahren gab es zur Wiedereinführung der Bundeswehr eine intensive öffentliche Debatte, die offenlegte, wie viel nationaler Militarismus trotz der gründlichen Entnazifizierung im Westen verblieben war. Übrigens wurde zur selben Zeit in direkter Nachbarschaft meines jetzigen Wohnorts auf der Schwäbischen Alb ein von Sinti und Roma bewohntes Haus von einer hasserfüllten Meute abgefackelt, mit den Leuten darin. Und obwohl es heißt, dass das halbe Dorf jubelnd um das Feuer stand, konnte wohl kein Brandstifter ermittelt werden.
In den Sechzigern hat die Studentenbewegung so einiges von dem "Muff aus Tausend Jahren" aufgedeckt und etwa zur selben Zeit schaffte es die NPD erstmals, in regionalen Wahlen die 5-Prozenthürde zu knacken. In den Siebzigern war ich gerade mitten in der Pubertät, als plötzlich auf Brückenpfeilern und Unterführungen Schmierereien wie Türken Raus die Runde machten und ich in der Schule von Mitschülern, mit denen ich teilweise seit der ersten Klasse zusammen war, plötzlich mit "Scheißtürke" oder "Ausländer Raus"-Pöbeleien begrüßt wurde.
In den Achtzigern hatten wir einen Innenminister Zimmermann, der sich sogar bereit erklärte, den Türken einen Teil ihrer Rente im voraus auszubezahlen, wenn sie das Land für immer verließen. Für diejenigen, denen das noch nicht genug Ausländerhetze war, gab es noch den einen Huber mit seinen sehr popülären Republikanern damals. Und unser Bundeskanzler Helmut Kohl hielt es für ein sehr genröses Entgegenkommen, dass die Gastarbeiter doch bitte ab jetzt "ausländische Mitbürger" genannt werden, zwar immer noch mit einer eigenen ausgrenzenden Bezeichnung, aber immerhin.
Kurz nach der Wende brannte und klirrte es im Land gewaltig: Plattenbauten in Hoyerswerda, in denen Asylanten und Ausländer untergebracht waren, Türkenhäuser in Solingen und Mölln. So manche kleine Kristallnacht gab es damals, als innerhalb von wenigen Wochen hunderte Schaufenster türkischer Läden zu Bruch gingen. Huntingtons Clash of Civilzation machte damals die Runde und fand quer über alle Parteien interessierte bis begeisterte Leser.
Tja, und dann kam 9/11. 20 Idioten waren Grund genug dafür, eine Milliarde Moslems und sogar noch ihre völlig unreligiöse Sippschaft und Nachkommen an den Pranger zu stellen, eine ganze Weltregion derart in Chaos und Kriege zu stürzen, dass sie selbst nach 2 Jahrzehnten noch nicht zur Ruhe kommen und unter anderem für große Wanderschaften sorgen. Ich war damals Wissenschaftlicher Mitarbeiter und wurde eines Tages von meinem Insitutsleiter zu einem vertraulichen Gespräch herbeizitiert; er meinte, ich könne mich darüber freuen, dass meine Überprüfung ergebnislos eingestellt worden sei. Ich, der ich in diesem Land geboren war und schon als neunjähriger Grundschüler entschlossen hatte, nicht mehr an Gott zu glauben, der in seiner Jugend von ALtersgenossen gehänselt wurde, weil er nicht einmal das eine Mal im Jahr zu Bayram zu beten wusste, dafür aber die Judenbuche gelesen hatte und sich erinnerte, wie im Dritten Reich Generationen von Vorfahren durchforstet wurden, um irgendwelche jüdischen Einflüsse auszumachen, der war ohne sein Wissen gründlich darauf überprüft worden, ob er nicht irgendwie in die cihadistische Weltverschwörung verwickelt sei.
Und kann es einen dann wirklich überraschen, wenn kurz darauf ein Sozialdemokrat namens Sarrazin mit seinen kruden Thesen über die genetische Überlegenheit des weißen Mannes einen Bestseller landet?
Wer bei so einer Vorgeschichte behauptet, der seit Kriegsende sich immer mehr erholende und wiederbelebende und im neoliberalen Sozialdarwinismus neu beheimatete Rechtsextremismus hätte seine Ursache in irgendeinem Vorgang der letzten Jahre, dem wurde offenbar so gehörig ins Gehirn geschissen, dass diese braune Brühe ihn blind für das große Braune macht.
Schon in den 50er Jahren gab es zur Wiedereinführung der Bundeswehr eine intensive öffentliche Debatte, die offenlegte, wie viel nationaler Militarismus trotz der gründlichen Entnazifizierung im Westen verblieben war. Übrigens wurde zur selben Zeit in direkter Nachbarschaft meines jetzigen Wohnorts auf der Schwäbischen Alb ein von Sinti und Roma bewohntes Haus von einer hasserfüllten Meute abgefackelt, mit den Leuten darin. Und obwohl es heißt, dass das halbe Dorf jubelnd um das Feuer stand, konnte wohl kein Brandstifter ermittelt werden.
In den Sechzigern hat die Studentenbewegung so einiges von dem "Muff aus Tausend Jahren" aufgedeckt und etwa zur selben Zeit schaffte es die NPD erstmals, in regionalen Wahlen die 5-Prozenthürde zu knacken. In den Siebzigern war ich gerade mitten in der Pubertät, als plötzlich auf Brückenpfeilern und Unterführungen Schmierereien wie Türken Raus die Runde machten und ich in der Schule von Mitschülern, mit denen ich teilweise seit der ersten Klasse zusammen war, plötzlich mit "Scheißtürke" oder "Ausländer Raus"-Pöbeleien begrüßt wurde.
In den Achtzigern hatten wir einen Innenminister Zimmermann, der sich sogar bereit erklärte, den Türken einen Teil ihrer Rente im voraus auszubezahlen, wenn sie das Land für immer verließen. Für diejenigen, denen das noch nicht genug Ausländerhetze war, gab es noch den einen Huber mit seinen sehr popülären Republikanern damals. Und unser Bundeskanzler Helmut Kohl hielt es für ein sehr genröses Entgegenkommen, dass die Gastarbeiter doch bitte ab jetzt "ausländische Mitbürger" genannt werden, zwar immer noch mit einer eigenen ausgrenzenden Bezeichnung, aber immerhin.
Kurz nach der Wende brannte und klirrte es im Land gewaltig: Plattenbauten in Hoyerswerda, in denen Asylanten und Ausländer untergebracht waren, Türkenhäuser in Solingen und Mölln. So manche kleine Kristallnacht gab es damals, als innerhalb von wenigen Wochen hunderte Schaufenster türkischer Läden zu Bruch gingen. Huntingtons Clash of Civilzation machte damals die Runde und fand quer über alle Parteien interessierte bis begeisterte Leser.
Tja, und dann kam 9/11. 20 Idioten waren Grund genug dafür, eine Milliarde Moslems und sogar noch ihre völlig unreligiöse Sippschaft und Nachkommen an den Pranger zu stellen, eine ganze Weltregion derart in Chaos und Kriege zu stürzen, dass sie selbst nach 2 Jahrzehnten noch nicht zur Ruhe kommen und unter anderem für große Wanderschaften sorgen. Ich war damals Wissenschaftlicher Mitarbeiter und wurde eines Tages von meinem Insitutsleiter zu einem vertraulichen Gespräch herbeizitiert; er meinte, ich könne mich darüber freuen, dass meine Überprüfung ergebnislos eingestellt worden sei. Ich, der ich in diesem Land geboren war und schon als neunjähriger Grundschüler entschlossen hatte, nicht mehr an Gott zu glauben, der in seiner Jugend von ALtersgenossen gehänselt wurde, weil er nicht einmal das eine Mal im Jahr zu Bayram zu beten wusste, dafür aber die Judenbuche gelesen hatte und sich erinnerte, wie im Dritten Reich Generationen von Vorfahren durchforstet wurden, um irgendwelche jüdischen Einflüsse auszumachen, der war ohne sein Wissen gründlich darauf überprüft worden, ob er nicht irgendwie in die cihadistische Weltverschwörung verwickelt sei.
Und kann es einen dann wirklich überraschen, wenn kurz darauf ein Sozialdemokrat namens Sarrazin mit seinen kruden Thesen über die genetische Überlegenheit des weißen Mannes einen Bestseller landet?
Wer bei so einer Vorgeschichte behauptet, der seit Kriegsende sich immer mehr erholende und wiederbelebende und im neoliberalen Sozialdarwinismus neu beheimatete Rechtsextremismus hätte seine Ursache in irgendeinem Vorgang der letzten Jahre, dem wurde offenbar so gehörig ins Gehirn geschissen, dass diese braune Brühe ihn blind für das große Braune macht.