Was denkt Ihr gerade? (38)

Farina

Well-Known Member
Ja solche Sendungen gibt es zur Genüge und wird vornehmlich von der älteren Generation angeschaut. Wir haben ja nichts gehalten von unseren Künstlern, z.B. die Puhdys betraf das auch. Wir wollten "Westmusik" hören. Aber so ein, zwei Jahre nach der Wende hatten die plötzlich ein Comeback bei der ehemaligen DDR-Bevölkerung, aber nur bei den mittelalten Leuten.

Ich denke gerade an Karat, die sogar Auftritte im Westen hatten.

Und eine Reihe von SchauspielerInnen, die ich gern sehe oder gesehen habe.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich denke gerade an Karat, die sogar Auftritte im Westen hatten.
Die wurden bei uns bekannt, als Peter Maffay ihr „Über sieben Brücken mußt Du gehen“ coverte. Daher kriegten wir den Schwanenkönig und die Nachfolge-LP zu hören. Daß es da noch Puhdys, City und andere gab, kriegten wir gleichwohl kaum mit. „Wenn ein Mensch lebt“ geistert mir durch die Erinnerung.
 

Burebista

Well-Known Member
@Burebista Vielleicht eine interessante Referenz: So klingt die US-Hymne konventionell, seriös auf E-Gitarre.


(Wobei meinereiner zu hören glaubt, was er da im Ohr hat und sich gerade verkneift :D)
Das klingt mir bekannt. :)
Aber würde nie dort leben wollen.
Meine Cousine lebt dort seit etwa 10 Jahren. Hat dunklere Farbe, weil sie die Dobrudja-Vorfahren diesbezüglich geerbt hat. Ich habe die Bukowina-Vorfahren, was die Hautfarbe betrifft, geerbt und bin weiß.
Die Cousine wird ständig als hispanisch diskriminiert. Sie ist aber nicht hispanisch, sondern hat türkische Farbe aus der Dobrudja, um es so brutal auszudrücken.
 

sommersonne

Well-Known Member
Ich würde auch nicht eine rumänische klein- Flagge kaufen. Und auch keine grosse auf dem Haus hängen!
Warum nicht?
Als ich Kind war hängten meine Eltern zum 1. Mai eine Fahne aus dem Fenster. Ich weiß nicht ob es Vorschrift war oder Angst die Nachbarn könnten sich aufregen wenn sie es nicht taten. Irgendwann haben sie es dann nicht mehr gemacht. Keine Ahnung ob sie vielleicht mutiger wurden, kann nicht mehr fragen.
 

Burebista

Well-Known Member
Warum nicht?
Als ich Kind war hängten meine Eltern zum 1. Mai eine Fahne aus dem Fenster. Ich weiß nicht ob es Vorschrift war oder Angst die Nachbarn könnten sich aufregen wenn sie es nicht taten. Irgendwann haben sie es dann nicht mehr gemacht. Keine Ahnung ob sie vielleicht mutiger wurden, kann nicht mehr fragen.
Gute Frage, aber auch schwer zu beantworten...
Auf dem alten Haus, wo ich bis 2017 wohnte, konnte man 2 Flaggen hissen oder hängen: die rote Partei-Flagge und die rum. Nationalflagge.
Nach der Wende, als wir das Haus renoviert haben, gab es diese Möglichkeit nicht mehr. Keine Flaggen mehr! Auch wenn man wollte, könnte man das nicht mehr!
Ich weiss, es gibt Nationen, die Flaggen sehr lieben. Schweizer hängen ihre Flaggen überall und auch auf Messern. Die Amis sowieso. Franzosen auch.
In Rumänien ist es fast wie in Deutschland. Wir hatten einen Nationalkommunismus und die Leute wurden satt. Der Nationalismus wurde zwar nicht mehr geliebt, so auch die Flaggen nicht mehr, aber die alten Genossen aus der Politik konnten sich noch durchsetzen. Nicht lange Zeit, aber doch.

Am Nationalfeiertag ist was bes0nders. Man hängt die rum. Flagge, falls man das Haus nicht renoviert hat :)

Ich liebe Flaggen oder Fahnen gar nicht. Und das meiste, was mich stört, wenn ich Viktor Orban ansehe, ist das, dass er vor einer langen Reihe ungarischen Fahnen spricht (und dabei keine EU-Flagge steht). Sogar die Rumänienungarn sind damit einverstanden.

Was kann ich noch sagen?

Alle hier finden Flaggen normal. Nur ich nicht...

PS. ich glaube, dass man patriotisch ist, wenn man seine Arbeit anständig tut und der Gesellschaft dient. Man muss keine Flaggen hängen, um sich damit patriotisch zu geben und da mit etwas zu beweisen zu wollen.
 

Zerd

Well-Known Member
Einst hieß es:

Wir sind die Herrenrasse.
Wir haben die besten Gene.
Wir brauchen Land zum Leben.
Wenn dabei andere Völker zugrunde gehen
und auch unser Volk so manches Opfer bringen muss,
dann muss das eben so sein.

Heute heißt es:

Wir sind das Unternehmen.
Wir haben die besten Produkte.
Wir brauchen den Profit.
Wenn dabei einige Konkurrenten zugrunde gehen
und auch die eigene Belegschaft einige Opfer bringen muss,
dann muss das eben so sein.

Von der Haltung, der Form, der Denke her sind das fast identische Aussagen. Nur dass es heutzutage politisch korrekt ist, bei der ersten igittigitt auszurufen und das Gesicht zu verziehen, während man bei der zweiten sofort glänzende Augen und Lust auf Shopping, den nächsten Kurzurlaub und das nächste Überraschungspaket von Amorelie bekommt. Nicht zu vergessen das starke Bedürfnis nach viel viel Klopapier.

Gestern abend lief auf zdfinfo wieder einmal eine Doku über Wohnraum- und Mietpreisentwicklung in Großstädtem, wo einerseits zwar in ein zwei Jahrzehnten zwei Drittel aller Menschen leben werden sollen, andererseits aber heute schon ein Normalverdiener kaum noch bezahlbaren Wohnraum findet.

Übrigens scheint bezahlbarer Wohnraum inzwischen auch kein politisch korrekter Begriff mehr zu sein, in der Doku sprachen sie überwiegend von "leistbarem Wohnraum", was immer das auch heißen soll. Ich denke bei solch neuartigen Wortschöpfungen inzwischen nur noch reflexartig daran, welch unangenehmer Umstand wohl diesmal wieder politisch korrekt umschrieben und relativiert werden soll. Und hier scheint es eindeutig zu sein; es geht um nichts anderes als den unsäglichen Mietwucher, der, tatsächlich beim Namen genannt, eigentlich sogar verboten ist, aber sich durch zahlreiche legale Schlupflöcher und politisch korrekte Wortschöpfungen ungehindert ausbreiten und sein Unwesen treiben darf.

In der Doku gab es eine wunderbare Szene, die mir so bald wohl nicht aus dem Kopf gehen wird. Und zwar wurde kurz vorher von einer neuen großen Wohnanlage in London erzählt, wo das billigste Apartment noch über 50 Millionen Pfund kosten würde. Später zeigten sie in Großaufnahme eine Obdachlose, die in gebückter Haltung und einer grellblauen improvisierten Regenjacke einen Einkaufswagen mit ihrem ebenfalls grellbunten Hab und Gut auf einem Gehweg etwas abwesend wirkend vor sich herschob. Dann zoomte die Kamera heraus und man erkannte allmählich, dass die Frau gerade vor der besagten riesigen grauschwarzen Wohnanlage außerhalb eines unüberwindbar wirkenden grauschwarzen Zauns drumherum ganz alleine einen grauen Gehweg entlang einer unbefahrenen grauen Straße entlang ging und dabei natürlich während des Zoomvorgangs zu einem immer kleineren bunten Punkt inmitten dieses immer mehr alles einnehmenden Graus wurde.

Ich weiß nicht mehr, ob und was der Sprecher dabei gerade erzählte, aber mich brüllte dieses Bild geradezu an, dass hier etwas unmöglich zusammenpasst und unweigerlich entweder das Grau oder dieser bunte Fleck ein für alle Mal verschwinden muss. Dass es dafür einfach keine politisch korrekte Wortschöpfung geben kann und darf.

Über München haben sie auch erzählt, dass die Stadt wie ein Magnet die Menschen anziehen würde, die üblichen qm-Preise bei Mietwohnungen inzwischen 15 bis 25 Euro betrügen und der aktuelle Leerstand gerade einmal 0,2% wäre. Beim Leerstand musste ich an den Londoner Makler denken, der einige Minuten vorher durch eine mehrere hundert qm große Luxiswohnung in Westminster führte (11,5 Mio Pfund), die einem britschen Paar gehört, das überwiegend in Südfrankreich lebt und in mehreren Städten rund um den Globus solche Wohnungen hätte, die sie lediglich ein paar Tage im Jahr bewohnten. Diese Wohnungen werden natürlich nicht zum Leerstand mitgezählt - sie sind ja bewohnt.

Übrigens kam gestern auch meine jährliche Renteninformation an, in der steht, dass der Durchschnittsverdienst aller Versicherten zur Zeit 40.551 EUR beträgt. Kurz mal nachrechnen: ein Drittel davon ab für Steuern und Sozialabgaben, ein weiteres Drittel für die Miete und, wenn wir den Gürtel enger schnallen und einige Opfer bringen (siehe ganz oben!), ein Zehntel für die übrigen Lebenshaltungskosten. Den Rest spart er sich auf für ein Apartment am Hyde-Park; in spätestens 5.000 Jahren ist es dann soweit!

So lange wird es ungefähr wohl noch dauern, bis wir die meisten der ökologischen, ökonomischen, militärischen und moralischen Sünden und Versäumnisse allein der letzten hundert Jahre wieder gut gemacht haben - wenn wir heute anfangen würden!
 

sommersonne

Well-Known Member
Alles richtig. Aber wie könnte das verändert werden? Sozialismus oder gar Kommunismus möchten selbst die nicht, die unter diesen Verhältnissen leiden müssen.
 

Burebista

Well-Known Member
Falls ich mein Haus und meine Wohnung aus Mediasch verkaufen könnte, hätte ich nicht das Geld, ein Haus in Hermannstadt/Sibiu zu kaufen. So sind die Preise
Habe das Halbe Haus hier mit 20.000 Euro gekauft. Dann noch etwa 40.000 € für Renovierung ausgegeben. Nur in diesem Sommer habe ich 12.000 € bezahlt. In Hermannstadt würde alles mehr als das Doppelte kosten. Ich bin müde zu rechnen. Viele haben es besser, viele schlechter... Aber Millionen Menschen haben kaum Essen.
 
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