Was denkt Ihr gerade? (38)

Skeptiker

Well-Known Member
Moin, ich habe eins gelesen und wer darin nicht geschrieben sieht das es um "weißer Mann bringt den Wilden Zivilisation näher" geht der hat sie nicht verstanden und sollte mal in sich selbst schauen.
Ich finde es immer wieder interessant wenn weiße woke SJWs Rassismus und kulturelle Aneignung im Namen der jeweiligen ethnischen/kulturellen Gruppe erkennen wollen, ohne überhaupt die Empfindungen oder Meinungen dieser Gruppe eruiert zu haben. Das nenne ich Rassismus und kulturelle Anmaßung!
 

Bintje

Well-Known Member
romantisierende Phantasie-Darstellungen von Leben und Kultur Indigener werden heute schlicht als beleidigend empfunden. Der Skandal ist, dass der Ravensburger Verlag das zunächst aus Geldgier übersah.
Übersehen haben sie es sicherlich nicht, auch wenn es, wie Du schriebst, ganz sicher nur um Merchandising ging. Aber so weit, so legitim, und dem Begleitbuch zum Film (ob man beides nun haben muss, sei dahingestellt, zumindest beim Buch ist es ja nun nicht mehr möglich) hatten sie vorsorglich vorangestellt: "Der Film und seine Nacherzählungen sind in Anlehnung an die von Karl May erfundene Welt rund um die Apachen entstanden. Die Handlung ist daher fiktional. Alle Namen und Szenen sind frei erfunden und zeichnen kein authentisches Bild der tatsächlichen Lebensweise indigener Völker in Nordamerika."

Das finde ich sehr deutlich. Karl May ist ein Märchenonkel, eigentlich weiß das jeder, und unabhängig von den zum Fremdschämen kitischigen Inhalten: Hat mal irgendjemand darüber nachgedacht, dass die feierlich besiegelte Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand tatsächlich alles andere als rassistisch ist? Rechtsradikalen Ethnopluralisten müssten sich dabei die Fußnägel hochrollen - abgesehen davon, dass die gruseligen Klischees vom "edlen Wilden" natürlich alles bedienen, was die Vorurteilskiste hergibt ... aua ...

Egal, irgendjemand meinte, es nochmal verfilmen zu müssen, und Bücher dazu aus dem Handel zu nehmen und einzustampfen, finde ich übers Ziel hinausgeschossen. Schlechte Kritiken hätten es so oder so erledigt.
 

Bintje

Well-Known Member
Das stimmt so nicht. Er hat später Amerika und die Orte seiner Geschichten bereist.
Das hat er geschrieben. Vielleicht überlesen? ;- )

angesichts der Tatsache, dass Karl May die Gegenden, über die er schrieb, erst Jahre nach der Veröffentlichung der Bücher bereiste.
Wie auch immer: Karl May wusste es beim Schreiben nicht besser und trotz späterer Reisen sicherlich auch nicht.

Und ich finde es generell so wohlfeil wie problematisch, mit heutigem "aufgeklärten" Blick alles in die Tonne zu stopfen, was vermeintlich nicht reinpasst. Was Rassismus ist, erschließt sich nebenbei auch durch die Lektüre von altbackenen Romanen wie "Onkel Toms Hütte" (von Mitte des 19. Jahrhunderts) und etlichen anderen Machwerken. Sollen beispielsweise Literaturwissenschaftler oder auch Kinder/Jugendliche sich nicht mehr kritisch darüber und über andere Bücher hermachen dürfen, weil es natürlich Gefühle und heutige Werte verletzen könnte? Ernsthaft?

"Kulturelle Aneignung" ist auch so'n dehnbarer und meines Erachtens total ausgelutschter Begriff. Wenn Menschen mit weißer Hautfarbe bei Verfilmungen etc. keine Schwarzen oder Indigenen spielen sollen: Wie stehen wir eigentlich dazu, dass Künstler wie Lang-Lang öffentlich Mozart aufführen? "Darf" er das mit seiner anderen Herkunft? Ja, natürlich! Hätte die niederländische Übersetzerin, die ursprünglich vorgesehen war, "The Hill we climb" von Amanda Gorman zu übersetzen, das aufgrund ihrer weißen Hautfarbe gedurft? Ja, natürlich! Die Autorin war sogar einverstanden, bis Twitterer mit cultural appropriation um die Ecke kamen, die Debatte flugs dominierten und durchsetzten, dass die ausgeguckte Übersetzerin "freiwillig" einen Rückzieher machte und durch ein m.E. weniger glückliches Trio ersetzt wurde. Aber Hauptsache, politisch korrekt. Um das Gedicht ging es dabei anscheinend nicht mehr. In seiner englischen Originalfassung ist es übrigens weitaus kraftvoller als in seiner deutschen, für meinen Geschmack sehr viel schwächeren Übersetzung. Das kam dabei heraus. Pfff ... ganz zu schweigen von "Skandalen" um Dreadlocks und so weiter.

Egal, back to Wildwest. Den Film werde ich mir ganz sicher nicht geben, auf das Buch hätte ich natürlich genauso verzichtet. Nun wurde das alles so hoch gehängt, dass schon die Verfilmung sich rechnen dürfte. Wie auch immer. Kann man machen, ist aber shice. Im Endeffekt bestärkt der Rückzug des Verlags nur die "Mimimi-man-darf-ja-gar-nix-mehr-sagen"-Fraktion, aber es ungerührt weiter zu verkaufen, als wäre nix, hätte es auch nicht verbessert.
 
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sommersonne

Well-Known Member
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Lesenswerter Thread.
Das Buch hat er natürlich im damaligen Zeitgeist geschrieben von dem er selbstverständlich beeinflußt war. Er benutzte seine Phantasie und hatte im Gefängnis allerhand Bücher gelesen aus denen er sich mittels seiner Phantasie seine "Reisebeschreibungen" zusammenstellte.

Warum willst du aus ihm unbedingt einen Rassisten machen und Albert Schweitzer gleich mit? Soweit ich weiß hat der vor dem Nationalsozialismus gewarnt und seine Frau war Jüdin.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Albert Schweitzer ist mit Sicherheit kein Rassist. „Ich bin Dein Bruder.“ Gleichwohl ist seine wie Mays Haltung sehr gönnerhaft. „Aber ich bin Dein älterer Bruder.“ Wie @EnRetard sagt, wir bringen denen Zivilisation, Technik. Ein Überlegenheitsgestus ist da schon. – Nur muß man bei Albert Schweitzer ja auch zubilligen: Nicht ganz zu Unrecht. Er HAT den Menschen ja viel Gutes getan, mit sogar vergleichsweise schlichter Medizin viel Leiden gelindert, Leben gerettet.
 
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