Was ich Dir noch sagen wollte

Aylin2009

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AW: Was ich Dir noch sagen wollte

Ohne Worte.

Nun bist du also weg. Und ich möchte dir erzählen, wie es mir ergangen ist ohne dich. Möchte meine Geschichte mit dir teilen. Dich weithin an meinem Leben teilhaben lassen. Vielleicht sollte ich dich anrufen...

Ich könnte dir erzählen, dass es mit meinem Studium voran geht. Dass ich mich im neuen Job gut eingefunden habe.

Ich könnte dir von meinen Geldsorgen berichten. Oder von dem Urlaub, den ich dieses Jahr nicht nehmen werde. Dass ich stattdessen beruflich in die Türkei gehe.

Vielleicht erzähle ich dir lieber nicht von dem jungen Mann, mit dem ich mir schreibe. Oder dass ich in ein Sportstudio gehe und mein Körper sich wieder zu formen beginnt. Stattdessen könnte ich dir erzählen, dass meine Haut wieder besser geworden ist. Ich hatte ja vermutet, es sei der Stress.

Sicherlich sollte ich auch erwähnen, wie sehr du mir fehlst.
Dass ich es noch immer nicht übers Herz gebracht habe, dir deine restlichen Sachen zu schicken. Sie liegen gut zusammengelegt und gebügelt im Schlafzimmer. Das erste was ich am Morgen sehe. Das letzte, bevor ich abends das Licht ausschalte. Noch ist der Moment nicht gekommen, dass ich dir das Paket schicke. Sollte ich dich vorwarnen, dass ich einen Spritzer meines Parfums, das du so liebst, drauf gesprüht habe?

Ich könnte auch erzählen, dass ich ein Buch gekauft habe, in türkischer Sprache. Weil ich der Meinung bin, du solltest es gelesen haben. Und wenn ich es unseren Kindern niemals vorlesen werde, so solltest du es deinen Kindern später nicht vorenthalten. Du sagtest doch immer, dass du hoffst ich werde die Mutter deiner Kinder sein, weil deine Kinder dann ein reines Herz haben würden. Mit diesem Buch bin ich groß geworden.

Ich sollte dir auch sagen, dass ich mir Sorgen um dich mache. Wenn nicht ich, wer sonst passt denn auf dich auf?

Und sicherlich würde ich dir erzählen, dass ich auf der Suche nach einer neuen Zukunft bin. Meine alte Zukunft hast du mit dir genommen. Sie wurde nicht alt. Und nun sitze ich da und bastel in Gedanken an einer neuen Zukunft. Sollte ich verschweigen, dass du immer wieder darin auftauchst? Dass ich dich einfach nicht rauskriege aus meiner Zukunft. Mal bist du Protagonist, mal nur Nebendarsteller. Aber ganz fehlen tust du nie. Das müsste ich wohl gestehen.

Wenigstens könnte ich dir erzählen, dass ich den Ring nun endlich abgelegt habe. Und dass meine Freundinnen mir alle ein Foto mitgebracht haben. Sie ersetzen nun dein Gesicht in allen Ecken der Wohnung.

Aber vielleicht sollte ich dir lieber etwas Positives erzählen. Dass das Wetter langsam besser wird. Und ich bereits die ersten Frühlingsblumen gekauft habe. Auch die Oster-Deko, habe ich schon hervor gekramt.

Ich könnte dir auch von meinen neuen Vorsätzen erzählen. Dass ich jeden Abend früh schlafen gehe und erst um 06:30 Uhr aufstehe. Arbeiten tue ich nun bis 19 Uhr. Es gibt keinen Grund mehr, früher nachhause zu kommen.

Auch sollte ich dir erzählen, dass ich jetzt auf meine Ernährung achte. Ich koche fast jeden Tag. Manchmal schmeckt es sogar.

Ich könnte dir davon berichten, wie ich mich gerade nur auf mich selbst konzentriere. Dass ich mich dadurch manchmal ein Gefühl großen Glücks überkommt.

Ich könnte dir erzählen, dass es mir gut geht. Oder aber, dass ich mich frage, warum ich mein Leben nicht schon vorher in den Griff bekommen habe. Wenn ich mein Leben im Griff gehabt hätte, vielleicht hätten wir unsere Liebe dann auch in den Griff bekommen.

Und ja, ich weiß, dass du genau das hören wollen würdest: ich könnte dir auch erzählen, dass ich auf Wohnungssuche bin. Deine Worte habe ich nicht vergessen. Blöd ist der, der ein Leben lang Miete zahlt. Gerne würde ich dir die Objekte meiner Begierde schicken, damit du mir deine Meinung sagst. Ja, es fällt mir noch immer schwer, ohne dich eine Entscheidung zu treffen. Nur dass du nicht mehr da bist, um meine Entscheidungen für mich zu treffen.
Und so müsste ich dir auch sagen, dass ich zwar lauter Vorsätze habe, aber wie gelähmt da sitze und überlege, was du dazu sagen würdest. Aber dann denke ich mir, wenn es um eine Wohnung gehst, würdest du immer deinen Segen geben. Deswegen werde ich einfach kaufen. Ich würde dir gerne erzählen, dass ich guter Dinge bin.

Ich würde dir wohl nicht erzählen, dass ich schon zweimal ausgegangen bin. Dass ich versucht habe Spaß zu haben. Weil ich es meinen Freundinnen versprochen habe.

Definitiv würde ich dir nicht sagen, dass die einzigen Typen, die mich dort angesprochen haben, ein Türke aus Istanbul und ein Albaner waren. Du würdest zu recht wütend werden, wenn ich dir das erzählte. Auch wenn ich dir wahrheitsgemäß beteuern würde, dass du für mich der einzige türkische Albaner bist und ich diese Gespräche eher als Zeichen von Oben gesehen habe, als als spaßige Ablenkung.

Auch dass das Paket, das du mir geschickt hast, nicht angekommen ist, sehe ich als Zeichen. Das würde ich dir sagen. Und ich würde dich gern fragen, ob du nicht auch erkennst, dass irgendetwas wohl nicht will, dass wir endgültig abschließen.

Es gibt so viel was ich dir erzählen könnte.

Dann ruf ich dich an. Du nimmst ab. Und ich sage….nichts. Ich höre deine Stimme und die Gefühle überwältigen mich. Alles was ich dir erzählen könnte erscheint unwichtig. Alles ist leer in mir. Ich sage nichts. Du wartest geduldig. Ich beiße mir auf die Lippe. Kneife die Augen zusammen. Ich möchte sprechen, aber alles ist weg. Schweigen, so lange bis ich platze und mein Schluchzen das Schweigen bricht. Einen Moment hältst du inne. Dann sagst du „Anladim Bebisim. Anladim.“
Dann fang ich an zu lachen. Und auch du fängst an zu lachen. Wir lachen gemeinsam. Tränen der Verzweiflung mischen sich mit Tränen des Glücks. Wir lachen noch einen weiteren gemeinsamen Augenblick. Dann bedanke und verabschiede ich mich. Ich lege auf mit dem Gefühl, das beste Gespräch meines Lebens geführt zu haben. Mit dem Gefühl, wortlos verstanden worden zu sein.
 

hilal74

Well-Known Member
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

Ich bewundere dich wirklich Aylin, dass du deine Gefühle so gut formulieren kannst.Du bist ein sehr gefühlvoller Mensch und ich wünsche dir, dass sich deine Zukunft so entwickelt wie du es dir wünschst.
 
J

Junimond

Guest
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

menno, nun kullern sie ganz von alleine......:oops:

edit: was ich noch dazu sagen möchte. ich finde es so schön liebe aylin, dass du diese gefühle in worte packen kannst und obendrein noch öffentlich machst. das ist mir mit 20 jahre lebenserfahrung MEHR verloren gegangen. ich könnte das gar nicht mehr....und an der stelle wünsche ich mir doch nochmal ein wenig unbedarftheit und jahre zurück!!! ja scheisse bonbon, weder in der apo noch bei kaisers konnten die mir weiterhelfen diesbezüglich :))))
 

schwarze Rose

Active Member
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

uhhhhhhhhh, mir ist schier die Luft weggeblieben, während ich das gelesen habe. Aylin, du kannst deine Stimmungslage super in Worte fassen :wink:
 

Dine

Well-Known Member
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

ich bin gespannt... wie es weitergeht... ich kann dich wirklich sehr sehr gut verstehen!!!

Diese waren damals von mir:


Es geht weiter, das Leben ohne dich,
ich mach meinen Weg, niemand steht mir im Licht.
Jeden Tag aufs neue kämpfe ich fürs Leben,
möchte noch so viel sehen und erleben.

Es geht mir gut, in meinem Leben ohne dich,
im Vordergrund stehst nicht mehr du, sondern ich.
Lebe als wäre ich der einzige Mensch auf Erden,
kann von nichts mehr ausgebremst werden.

Auch im Leben ohne dich habe ich mich gefunden,
alle Hindernisse und Hürden der Vergangenheit überwunden.
Vielleicht bin ich sogar glücklicher als je zuvor,
bin einfach nur da und öffne jeden Tag ein neues Tor.

Doch in diesem Leben ohne dich fehlt ein wichtiges Stück,
denn es fühlt sich doch nicht an wie das vollkommene Glück,
einst hatte ich dieses Gefühl von Vollkommenheit,
doch diese Gefühle sind vorbei, unendlich weit.

Ich lache, ich lebe - es geht mir gut,
doch zu lieben, dazu fehlt mir der Mut.
Mein Herz ist so verschlossen und lässt niemanden an sich ran,
denn nach all der Liebe, der Sehnsucht, den Verletzungen ist nun die Einsamkeit dran.

Ich weiss nicht ob es in diesem Leben ohne dich je wieder Liebe gibt,
oder mein Herz verschlossen bleibt und nicht mehr liebt.
Eine Berührung von dir würde es vielleicht wieder zum Leben erwecken,
aber ich möchte meine Gefühle lieber weiter verstecken...


______________________________________

Heute ist mal wieder so ein Tag...
Tausend Erinnerungen kommen hoch,
viele kleine Dinge mitten in meinem Herz,
welche gut tun, und doch so schmerzen.

An Tagen wie diesen,
weiss ich nicht woher ich die Kraft nehmen soll,
ohne dich zu leben,
weiterzugehen ohne deine Liebe.

Tage wie diese sind schwierig zu überstehen,
und doch zeigen sie mir dass ich noch lebe,
dass ich fühle und vermisse,
und nicht einfach nur vorhanden bin.

An Tagen wie diesen vermisse ich dich,
es sind nicht die grossen Gesten,
die romantischen Liebesbeweise,
oder die geschmückten Worte.

Was mir fehlt an diesen Tagen,
bist einfach nur du,
dein Blick wie du zu mir schaust während der Autofahrt,
wie wir einkaufen und über die Sorte der Tomate diskutieren.

An Tagen wie diesen wird mir bewusst,
dass du einfach ein Teil von mir warst,
wie natürlich es doch war deine Hand zu halten,
und mit dir durchs Leben zu gehen.

Heute ist so ein Tag,
ein Tag an dem das Herz leidet,
der Verstand bestraft,
und die Hoffnung nicht stirbt.
 
P

pauline09

Guest
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

Liebe Aylin, verzeih das offene Wort, aber ich glaube nicht, dass Du abschließen willst. Sonst beschweigt man die Sache in sich und vor allem auch dem anderen gegenüber, der sich von einem realen in ein imaginäres Du verwandelt und immer weiter entgleitet. Schreiben beschwört nur die Magie, die einer Liebe innewohnt und sie unverwechselbar macht. Es verlängert die Erinnerungen. Es konserviert und verstärkt alle Gefühle.

Es ist nicht so, dass ich Dich nicht verstünde. Auch ich bin einmal so umgegangen damit. Es ist ein dickes Manuskript geworden, ein ganzes Buch. Sobald ich es zur Hand nehme, springen die Jahre zurück. Ich nehme es nicht mehr zur Hand. Ich wollte abschließen und meinen Weg gehen. Ich bin ihn gegangen.

Es hat noch einmal einen kurzen und unvermittelt harten Riss im Herzen gegeben. Als ich hörte, er habe geheiratet. Seitdem hat sich das kleine Schweigen ins große gekehrt. Keine Träume mehr, keine Wünsche, keine imaginären Gespräche, kein Kummer. Gute Voraussetzungen, um glücklich zu sein. Glück ist: die Abwesenheit von Sehnsucht. Ich wünsche Dir, dass Du bald so weit sein wirst.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

Du denkst also noch an mich?
Weißt du was?
Mir kommt das Kotzen.

Denkst du also an mich, während du wieder in deinen Alltag zurück kehrst?
Drogen. Glücksspiel. Nutten.

Bist du also endlich wieder du selbst. Ein freier Mann? Frei von Zwängen? Ist das die Freiheit, nach der du dich gesehnt hast? Ist dein Leben wieder, wie du es dir wünschst? Endlich wieder lebenswert?

Denkst du dann an mich, wenn du in einer anderen drinsteckst? Jedes Wochenende in einer anderen? Und fluchst du danach immer noch, wie Frauen so dreckig sein können?

Wenn du am Freitag dein Gewissen rein gebetet hast? Fühlst du dich dann sauber, wenn du zu Hause bei Anne ihre wohlschmeckende Mahlzeit zu dir nimmst?

Und dann denkst du an mich. Und fühlst dich besser, wenn du dir sagst, eigentlich denkst du ja nur an mich.

Mir kommt das Kotzen.


Ich werde also immer in deinem Herzen bleiben?
Weißt du was?
Steck es dir sonst wohin.


Diese schleimenden Redewendungen. Ich kann es nicht mehr hören.
Oberflächlichkeit und schöner Schein. Das ist deine Welt.

Hat dich eines deiner schnulzen Lieder dazu inspiriert? Eines süffiger als das andere.

Oder hat der Held in einer deiner Seifenopern diesen Satz gesagt? Zu seiner großen Liebe, die ihm vergönnt war?

Oder hat es dir ein bekiffter Rapper in den Kopf gehämmert in einem dieser das-Leben-ist-so-hart- und-ich- bin-ein-elender-Hund-Songs?

Durften wir deswegen nicht glücklich sein? Weil du es nicht anders kennst? Weil es in deinem kleinkarierten Köpfchen nichts anderes gibt als Probleme und Leid?

Hast du jemals selbst einen Satz verfasst? Ist dort irgendwas in dir drin? Oder kannst du nichts als aufsaugen? Importieren?


Wirst du nun glücklich werden? Wenn du dir deine Aische importierst?

Die sich einen Scheißdreck für dich interessiert. Die ihr Ticket nach Europa mit ihrer ar***gefi**** Jungfräulichkeit bezahlt. Und dich eines Tages verfluchen wird. Wenn sie sieht was für ein erbärmliches Leben du hier führst.

Für was für einen Versager sie ihre Heimat verlassen hat. Das große Glück vor Augen.

Dann wirst du enden wie dein Vater. Im Hause deiner Mutter. Dann bist du es, der ihr das Essen kocht, während deine Frau dein Geld ausgibt und in der Welt rumerzählt, dass du das größte Unglück warst, das ihr passiert ist. wie deine Mutter.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ist es das wonach du dich sehnst? Deine Vorstellung von Glück? Weil du dann endlich tun und lassen kannst, was du willst. Dir keiner deine Erbärmlichkeit vor Augen führt? Weil man es nicht anders kennt aus dem Fernsehen, vom Gesang?


Ist das dein Happy End? Dein Turkish End.
Steck es dir sonst wohin.

Du liebst mich also noch?
Weißt du was?
Ich scheiße drauf.
 
E

Elena

Guest
AW: Was ich Dir noch sagen wollte

Ach Aylin, ich weiss, wie schwer es ist, diesen Typen zu vergessen. Aber versuche es zumindest. Irgendwie habe ich da Gefühl , dass du dich da immer tiefer reinsteigerst . Anstatt Abstand dazu zu bekommen.
Gibt es die Möglichkeit, den Kontakt ganz abzubrechen, ihn zu ignorieren ? Das erscheint mir die einzige Möglichkeit zu sein...
Tut mir sehr leid für dich...:|
 
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