Wir erzählen eine Geschichte.......

eruvaer

Well-Known Member
Sie drehte sich noch einmal in dem viel zu weichen Bett um, das grelle Licht strahlte ihr von der weißen Bettwäsche in die Augen.
Nein, nein, nein, mir tut alles weh! Fühlt sich so der Start ins Leben an? Oh, dieser Kopfschmerz!
"Ulrike!?" hört sie eine Stimme fragen. "Ulrike? Heute ist dein großer Tag."
Die Bettdecke noch einmal fester um sich schlingend dreht sie sich um und blinzelt der Stimme entgegen. Der junge Doktor steht an ihrem Bett und llächelt sie milde an. "Es ist alles gut verlaufen und wir können sie heute entlassen. Passend zur Bestattungsfeier."
Ulrike lächelt ihn müde an. Oh...dieser Kopfschmerz... Alles tut ihr weh.
Das wird ihr großer Tag, denn endlich ist sie ihn los Dietmar hat lange genug ihr leben versaut. Wie oft sie in der Schule verprügelt wurde wegen Dietmar. Die Jungs in ihrer Klasse sind ihr nach der Schule immer gefolgt, haben mit Steinen nach ihr geworfen, sie in den Park gejagt hinter die große Hecke am Brunnen und auf sie ein gedroschen. Auch die Mädchen konnten sie nicht leiden, weil sie auf Highheels so schnell rennen konnte, weil sie unheimlich geschickt war mit dem Nagellack und ohnehin die schönsten Nägel hatte - und ihre schönen blonden Locken...Jedes mal, wenn sie nach Hause kam waren sie zerstruwwelt und voll Dreck, ihre Schminke verschmiert von den Tränen, ihre Strümpfe zerrissen, die Absätze abgebrochen...Zuhause empfing ihre Großmutter sie immer schon an der Tür, nahm sie in den Arm und tröstete sie. Seit ihre Eltern verunglückt waren, war ihre Oma der Mittelpunkt ihrer Welt.
Trotz allem stand sie immer hinter ihr, unterstützte sie und bestärkte sie darin zu sein wie sie ist und sich nicht verbiegen zu lassen.
Ulrike! Endlich Ulrike bist du frei!
Sie hatte die Trauerfeier schon lange geplant. Es kommen nur wenige - Ihre Oma natürlich, ihr Geschichtslehrer der konservative Freigeist mit dem Spleen für Taschenuhren, der sie oft in den Pausen in der Lehrerbibliothek sitzen ließ, der fröhliche schwule Blumenverkäufer aus dem Nachbarort und natürlich der Doktor, der sie durch die schwere Zeit der Verwandlung begleitete.
"Ich freu mich schon auf die berüchtigten Torten ihrer Großmutter, Ulrike. Wir sehen uns heute Nachmittag! Alles weitere besprechen wir am Montag in der Sprechstunde."
Endlich würde sie Dietmar begraben. Für immer.
Nie wieder sollte er ihr das Leben schwer machen.
Egal, wie schmerzlich die Trennung von ihm nun auch ist - Ulrike ist nun endlich sie selbst! Dafür hat sie schon so viel in Kauf genommen, so viel gelitten - nun endlich können die Wunden verheilen und sie darf ihr wahres Ich ausleben.
Schon länger stand selbstgewählter Name im Ausweis.
Doch ab heute ist es endlich vollbracht ...wenn nur dieser stechende Kopfschmerz nicht wär...wie spät ist es!?
Sie steht auf, wackelt müde zum Spiegel hinüber, schaut sich lange an. Erst von oben nach unten, dann erneut von unten nach oben, schaut sich tief in die Augen, lächelt befreit und sagt:
"Byebye Dietmar! Endlich bist du eine echte Ulrike!"

Während sie sich langsam anzieht und ihre Sachen zusammen packt, fühlt sie noch einmal nach dem Verband in ihrem Schritt Fehlt nur noch der Ritter auf dem weißen Ross und ein Kind zum glücklich sein. ,denkt sie bei sich, während die Tür zu ihrem Krankenzimmer aufgeht....
 

Vaterlich

Well-Known Member
Ja ja, Herr Doktor, Sie haben Recht! Dieser Regen!... Hör auf! Aufhören ist ihm aber fremd. Ahh... Wenn ich wenigstens ein Schmerzmittel haette! Wie spaet ist es?
 

univers

Well-Known Member
hier wird ja richtig rum-gesponnen.
die letzten Seiten lesen sich wie ein Schreibwettbewerb, um nicht zu sagen Literaturwettbewerb, halt ein Wettbewerb.
Das in einem Wettbewerb die Rücksichtnahmen auf der Strecke bleibt, ist ja jedem von uns bekannt, thja und dann bleibt denn Lesern nur noch der Applaus.

Aber Geschichten sind dazu da um rätselhaftes, verschlungenes, mysteriöses, fast unerklärliches zu klären, ja dies ist die Pflicht eines Erzählers, wenn er was erzählt. Ansonsten wäre es Schinderei an den Leser.

Abeer, auch wenn ich nicht alle Beiträge gelesen hab, so reichten die ersten Beiträge, vor allem der Eingangsposting, dass es sich bei diesen Erzählung um eine Art von sich gehen lassen handelte, oder ist eines der Beiträge aus Widerfahrenem gewonnen?

Erzählen ist wie Musik, finde ich oder malen, also all jene Interaktionen, die jenseits der Sprache wirken, was eine Mühe benötigt und at last but not least, erzählen ist was persönliches.

Ein Beispiel;
kein Beispiel:), wäre ja geradezu lehrerhaft, doch schaut hier Skeptiker ab und ma rein und was meint er zu dem Verlauf des Threads?
 

univers

Well-Known Member
Ein Beispiel;
kein Beispiel:), wäre ja geradezu lehrerhaft,

Aber ein Versuch;

Es widerstrebte ihm die gut 1 Km Strecke bis zum Bauer zu laufen, um frische Milch zu kaufen, doch hatte er Tag zuvor mit der Bäuerin die Menge ausgemacht und dass er sie heute um Zehn Uhr abholen würde.
Einerseits war die Milch sehr von Nöten, denn machte er doch daraus Joghurt und einen Teil von reservierte er fürs trinken, wenn man bedenkt, dass die Milch frisch und aufgrund der weidenden Tiere schmackhafter als ein Fertigprodukt war.
Doch plagten ihn unerklärliche Zweifel und schon rechtfertigte er sich vor sich selbst. wieso er nicht gehen sollte.
Dieses Zwiespalt empfand er öfters und mit der Zeit hatte er gelernt, dass er die Quelle der Zweifel nicht ausmachen vermochte, sie also nicht abzuschalten waren, um zielorientierte zu handeln, aber er sich selbst widersetzen musste.

Also machte er sich ungewiss auf den Weg und am Bauernhof angekommen merkte er, dass alle Zweifel von ihm abgefallen waren, er fühlte sich erleichtert und unterhielt sich mi mit seiner Schiegermutternm den Menschen Vorort.
Da war Erdal mit seiner Schwiegermutter, seinen zwei Söhnen und seiner Frau aus der Hauptstadt zu Besuch bei seiner Mutter. Sein Vater verstarb ein Jahr zuvor und seitdem besuchen die Geschwister abwechselnd die alte Mutter, um ihr beizustehen. Die Mutter ist zwar alt, wohl über Siebzig, aber sie kommt genügt sich noch.
Und als ob Erdal meinen Gedankengang zu unterstreichen wollte, erzählte er von sich aus, dass so ein altes Bauernhaus schwer rein zu kriegen wäre und nicht wie eine Wohnung in der Stadt, während seine Frau mit Eimer und Lappen im Fenster sichtbar wurde.
Die Schwiegermutter sortierte wilden Thymian, den man aus der Einöde gesammelt hatte und beschwerte sich bei ihrer Tochter, als diese mal sich draußen ihr gesellte, darüber, dass es dicke Stängel drunter wären, die ihren Fingern weh taten..alle lachten daraufhin.

Unser Besucher interessierte sich für die Schwiegermutter, eine ebenso etwa Siebzigjährige, als diese auf seine Nachfrage woher sie stamme, Varto sagte, wobei zuerst sie gefragt hätte,woher die Einheimischen her wären.
Denn in dieser Gegend war es üblich, dass die Volksstämme irgendwann, hauptsächlich um die Zeit des 1. Weltkriegs aus/umwanderten, sei es aus freien Stücken oder durch staatlichen Zwang.
Aufgrund der geopolitische Situation in dieser Gegend vor und nach dem 1. Weltkrieg bewegten sich die Menschenmassen.
Die Armenier ins Ungewisse, die Zazas ins Umfeld von Dersim und bis an die äußerste Grenze der Türkei, sprich die Ägäis gesprengt, die Kurden in die Zentraltürkei, die Türken von Kaukasien und schwarzem Meer hierhin in die östliche Türkei und westlicher davon.
Soweit unserem Besucher bekannt war, waren die Ortsansässigen aus Dersim und so unterhielten sie sich über dieses Thema. wie ihre Leute erst nach Kars, die östlichste Stadt, dann wieder zurück bzw. sie sich über die ganz Türkei verstreut hätten.
Schließlich musste die alte Dame den Besucher ermahnen, dass die Milch, die die Bäuerin schon geliefert hatte, sich säuern würde, wenn er es nicht sobald kochen täte.
Er war so sehr in die Situation vertieft, dass nun der Rückweg ihm schwer fiel, doch gab er sich einen Ruck und bestätigte die alte Dame und verabschiedete sich von ihnen.

Womöglich erfreut er sich nun an eine Tasse aufgekochte warme Milch...
 

Vaterlich

Well-Known Member
Ja, richtig: Sanatorium! Ich muss auf die Uhr schauen. Ach, dieser Kopfschmerz... Wenn ich wenigstens ein Schmerzmittel hätte! Die Zeitgefühl habe ich nicht mehr.
 
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