P
pauline09
Guest
Dazu muss man gegenhalten, dass wir das als "Normal" angesehen hatten. Wir kannten es ja nicht anders. Also wie sollte man einen Vergleich anstellen. Meine Mutter verharmloste das immer indem Sie sagte "Alle Eltern hauen ihren Kindern ab und zu eine runter" (so ähnlich). Ich bin immer davon ausgegangen, dass es in anderen Familien nicht anders zuging. (....)
Ich wusste, dass es in anderen Familien anders zuging (meine Mutter war sehr, sehr schwierig), habe u.a. dadurch gelernt und es bewusst völlig anders gehandhabt. Mit Liebe, viel Liebe und unendlich vielen Gesprächen. In der Pubertät stellte ich dann fest, dass mein nicht grad auf den Kopf gefallener Sohn definitiv nix ausließ, was dazu angetan war, mir ein ums andere Mal einen Heidenschreck einzujagen, sich ein Image als "bad boy" zuzulegen und ganz viel dafür tat, sich mit aller Macht vom Muttertier loszumachen. Na logo .... !
Theoretisch hätte ich in den Jahren auch mit einem Hydranten oder Feuermelder diskutieren können; die wären genau so flexibel gewesen. Und nein, angeblich fand er auch nichts weiter dabei, mitten in der Nacht mit völlig zerschlagenem Gesicht von der Polizei nach Hause gebracht zu werden. Aber okay, das passierte mit 15, 16, noch nicht mit 14. Trotzdem, seinerzeit war ich manchmal fix und foxi.
Es gab ein paar Dinge, die ich ihm ungeachtet seiner rebellischen Phasen erfolgreich vermitteln konnte, zum Beispiel:
a) Respekt voreinander bewahren, auch wenn man einander im Streit richtig anblökt und/oder alles abblockt (muss auch mal sein), b) möglichst ruhig, sachlich und zügig zur Tagesordnung übergehen, wenn der Dampf raus ist, c) immer im Gespräch bleiben, egal, was los ist. Dinge wie Süßigkeiten oder Internet waren an sich nicht das Thema. Nach Süßigkeiten hilft gründliches Zähneputzen, und das Internet interessierte ihn nur anfangs. Er nutzte und nutzt es, aber da er meist mit Freunden verabredet oder beim Sport ist, war das nie ein größeres Problem.
Was die ersten Zigaretten betraf: ich fand raus, dass er mir welche klaute. Aber nicht daheim, sondern im Urlaub. Und zwar erwischte ich ihn in flagranti, wie er sich abends mit einer stibitzten Zigarette an den Strand schleichen wollte. Da habe ich ihm gesagt: wenn er das schon täte, solle er sich doch besser hier und jetzt mit mir auf die Terrasse setzen und sie in meiner Gegenwart rauchen. Ganz entspannt. Er fand das aber gar nicht entspannt, es war ihm - wie geahnt und fieserweise auch von mir beabsichtigt - höllisch peinlich. *g* Jedenfalls ist das Thema inzwischen auch durch. Er hat später ein paar Jahre geraucht, aber nie viel, und als er merkte, dass seine Kondition beim Sport und insbesondere beim Thaiboxen darunter litt, hat er es sich ganz, ganz schnell abgewöhnt. Was ich klasse finde!!
Insgesamt hat sich inzwischen zum Glück alles ausgewachsen, was noch vor Jahren ein Problem war. Wirklich alles. Rückblickend weiß ich echt nicht, wie wir das geschafft haben, aber andere hatten mit ihren Kindern ähnliche oder noch derbere Sorgen, und was mir auch oft geholfen hat: mich daran zu erinnern, wie ich selbst in dem Alter gewesen bin. Voll mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn die Tür daneben sperrangelweit offen stand. So ist das halt. Da muss man durch. Es wächst sich aus. Als Elternteil kann man nur mitwachsen.