Bintje
Well-Known Member
Keine Frage. Aber die ehemaligen Nazis durften Politiker, Lehrer, Manager sein, damals. Heute gibt es vor der Einstellung Untersuchungen ob jemand bei der Stasi war und die bekommen dann den Posten nicht. Das ist schon ein Unterschied.
Na ja, ganz so ist es nicht. Routinemäßig überprüft werden kann erst im gehobenem und höheren Dienst (wohlgemerkt: "kann" - was nach meiner Lesart nicht zwingend bedeuten muss, dass das immer gemacht wird, zumal es Fragebögen gibt), bei begründeten Verdachtsfällen auch bei niedrigeren Besoldungsstufen.
Und so weiter und so fort, das lässt sich hier nachlesen.
Das bezieht sich hauptsächlich auf Leute in öffentlichen Ämtern und leitenden Funktionen.
Eine Kassiererin im Supermarkt wird sicher ebenso wenig überprüft wie alle sonstigen Otto Normalverbraucher/innen. Wäre es grundsätzlich so, wie Du es skizzierst, dass das vor einer Einstellung routinemäßig gecheckt wird, hätte es eine Reihe von Fällen, in denen sich eine frühere Stasi-Tätigkeit erst nach langem zeitlichen Abstand herausstellte, gar nicht gegeben. Und dann fliegen die Leute auch nicht automatisch raus, entsprechende Urteile von Arbeitsgerichten gibt's etliche. ; )
Der Vergleich mit der Entnazifizierung hinkt für meine Begriffe auch insoweit, als dass das in den verschiedenen Besatzungszonen unterschiedlich gehandhabt wurde; die Alliierten hatten kein einheitliches Verfahren. Zum Beispiel gab es Massenverhaftungen, Internierungslager, aber nicht immer. Die Briten arbeiteten ihre Überprüfungen relativ kühl und zügig ab, die Amis ebenfalls, und da die Franzosen parallel damit zugange waren, das Vichy-Regime samt Folgen zu durchleuchten, dürften sie vor allem interessiert gewesen sein, vormalige Funktionsträger des NS-Staats herauszufischen und es ansonsten nicht ewig in die Länge zu ziehen.
Wie das in der SBZ und späteren DDR genau lief, kann ich nicht sagen, nur waren sie bzw. die Sowjets der offiziellen Ansicht, die NS-Verbrecher seien im Westen. Tja. Da dürfte auch so mancher durchgerutscht sein.