Lächerlich? Unwürdig? Sag das mal den britischen, französischen, amerikanischen, russischen und vielen anderen Soldaten und Zivilisten, die dafür gestorben sind! Teile meiner Familie, die nach dem 20. Juli aus politischen Gründen im KZ landeten, fühlten sich ebenfalls befreit - alles weitere hätten sie nicht überlebt. Und andere Teile, die sich weggeduckt und den Shice mitgemacht hatten, durften dann endlich mal nachdenken. Übrigens auch mein Vater, den sie von der Schulbank genau wie seine Mitschüler als Flakhelfer auf den letzten Drücker noch in den Krieg geworfen haben: Als einer von wenigen Jungs aus seiner Schulklasse hat er überlebt, war in Gefangenschaft - und zutiefst erschrocken und beschämt, als ihm klar wurde, wofür auch er missbraucht worden war. Er schämte sich seiner jugendlichen Verblendung, dem Idealismus, mit dem er als 15-, 16jähriger geglaubt hatte, fürs "Vaterland" und die angeblich "richtige Sache" zu kämpfen. Aber er hat, was ich ihm hoch anrechne, nichts geleugnet und uns Kinder lebenslang vor solchen Entwicklungen gewarnt. Dafür bin ich ihm dankbar. Und ja, den 8. Mai hat er im Rückblick als Befreiung gesehen. Obwohl es Jahre gedauert hat, bis er nach der Gefangenschaft wieder gesund und so weit auf den Füßen war, dass er seinen Schulabschluss nachholen konnte.