Antisemitismus in Deutschland fest verankert

Mendelssohn

Well-Known Member
Also du haust einen raus, und ich soll mir durch Nachlesen dessen, was ich nicht verstanden habe, einen Reim drauf machen.
Nur darfst du dich dann nicht beschweren, wenn ich mir die Sache dann nicht so zusammenreime, wie du es verstanden wissen wolltest. Ich denke jetzt nämlich, dass die Verbindung von Anti-Islamismus und Antisemitismus verleugnet werden soll. Oder anders gesagt: Rassismus und Xenophobie suchen sich immer einen Sündenbock, heute diesen, morgen jenen und übermorgen alle, die nicht mitmachen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Sehen Sie, ich kam aus einer rein akademischen Tätigkeit. Und in der Hinsicht hat das Jahr ‘33 bei mir einen sehr nachhaltigen Eindruck gemacht. Man denkt heute oft, daß der Schock der deutschen Juden 1933 sich damit erklärt, daß Hitler die Macht ergriff. Nun, was mich und Menschen meiner Generation betrifft, kann ich sagen, daß das ein kurioses Mißverständnis ist. Das war natürlich sehr schlimm. Aber es war politisch. Es war nicht persönlich. Daß die Nazis unsere Feinde sind – mein Gott, wir brauchten doch, bitteschön, nicht Hitlers Machtergreifung, um das zu wissen! Das war doch seit mindestens vier Jahren jedem Menschen, der nicht schwachsinnig war, völlig evident. Daß ein großer Teil des deutschen Volkes dahinterstand, das wußten wir ja auch. Davon konnten wir doch nicht ‘33 schockartig überrascht sein. Erstens wurde das allgemein Politische ein persönliches Schicksal, sofern man herausging. Zweitens aber wissen Sie ja, was Gleichschaltung ist. Und das hieß, daß die Freunde sich gleichschalteten! Das Problem, das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten. Was damals in der Welle von Gleichschaltung, die ja ziemlich freiwillig war, jedenfalls noch nicht unter dem Druck des Terrors, vorging: Das war, als ob sich ein leerer Raum um einen bildete.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Sorry, falls das schon früher gepostet wurde, der Text ist nicht mehr taufrisch, aber sehr interessant.

Wow. Grob die Eckdaten kennt man ja, der Großmufti von Jerusalem beim Führer, aber so konkret wußte ich das nicht, etwa das mit der Radiopropaganda.
 

EnRetard

Well-Known Member
Anstatt nur wohlfeile Gedenktagsreden zu halten und Gesetzesverschärfungen zu fordern wie Dobrindt heute, sollte Deutschland sich mal um die Lebensbedingungen aller Juden in Deutschland kümmern. Ein großer Teil der Juden in Deutschland, von denen die allermeisten Kontingentflüchtlinge aus der GUS, die in den 1990er Jahren nach Deutschland kamen, sind ist alt und lebt in Armut. Laut dieser Quelle sind 93 % der zugewanderten Jüdinnen und Juden im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen.

Warum wurden sie schlechter gestellt als die deutschen Spätaussiedler aus der GUS ("Russlanddeutsche")? Viele leben jetzt von Grundsicherung, weil ihre Arbeitsleistung in der UdSSR nicht berücksichtigt wird. Zudem hatten sie dasselbe Problem mit der Anerkennung von Qualifikationen wie andere Einwanderer, erhielten aber weniger Integrationshilfen. Es ist eine Schande, dass das nicht geregelt wird.




Und etwas anderes, das ich nicht verstehe: Warum wurden so wenige zerstörte Synagogen wieder aufgebaut oder rekonstuiert? Das verdammte Hohenzollern-Stadtschloss wurde für eine Unsimme rekonstruiert. lächerlich, kitschig, teuer.

Und die Kölner Synagoge in der Glockengasse zum Beispiel? Sie war ein wunderbarer, prächtiger Bau. Es gibt eine virtuelle Rekonstruktion, so würde sie in der Glockengassen aussehen. https://www.bpb.de/mediathek/video/343438/rekonstruierte-koelner-synagoge-in-der-glockengasse/
 

EnRetard

Well-Known Member
Türkische Rechtsextremisten betätigen sich in Deutschland immer offener antisemitisch. Ganz besonders tun sich die Grauen Wälfe hervor. So würden Angriffe der Hamas auf Israel unterstützt, heißt es aus dem Bundesinnenministerium auf eine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dagdelen . https://www.spiegel.de/politik/deut...tremen-a-8e1619f5-ca9f-4ea0-b23f-0464d7af641c
Trotzdem lässt das BMI die Frage nach einem Verbot der Grauen Wölfe offen.
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o_O Auf wen nimmt die Bundesregierung denn Rücksicht? ich zweifle an ihrer Ehrlichkeit im Kampf gegen Antisemitismus.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ist das so?
Als ich mit der Schulreise im KZ war, ging es sein meisten emotional echt schlecht. Einer musste das Gelände verlassen, mehrere konnten in die geschlossenen Räume, besonders die Keller nicht mehr rein gehen.
Alle waren ruhig und bedrückt.

Heute?
Werden dort wie auch am Mahnmal in Berlin lustige selfies, Fotos in Trainingsposen #MakeTheBestOfYou und haufenweise andere pietätlose Instagram-Bilder davon gepostet.
Shahak Shapira rief eine Webseite ins Leben:
https://yolocaust.de/
auf denen er diese Bilder zu Recht scharf kritisierte.

Bestürzende Familiengeschichte
Shapiras Großvater mütterlicherseits war der einzige Holocaust-Überlebende seiner Familie. Sein Großvater väterlicherseits, Amitzur Shapira, war Trainer der israelischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen von 1972 und starb als Geisel palästinensischer Terroristen der Gruppe Schwarzer September auf dem Militärflughafen Fürstenfeldbruck.

Warum das wieder aktuell ist: Sein jüngerer Bruder wurde schon 2010 von einem Nazi zusammengeschlagen. Inzwischen ist er Student an der FU Berlin; Ihr werdet mitbekommen haben, daß dort einiges los war in den vergangenen Wochen. Lahav Shapira mittendrin.

Jetzt ist er auf der Straße von einem muslimischen Kommilitonen krankenhausreif verprügelt worden :(
Strittig ist, ob dem ein Streit vorausging, wie die Polizei aufnahm. Die Darstellungen weichen sehr voneinander ab.

Was zuvor an der FU geschah (machte einigen Wirbel):
Im Dezember 2023 kam es zu einer Konfrontation an der Freien Universität: die Hamas-unterstützende Gruppe "FU Students for free Palestine" besetzte einen Hörsaal der Universität, verbreitete dort antisemitische Parolen und verwehrte jüdischen Studierenden den Zutritt. Einer von Ihnen war Lahav Shapira. In Social Media-Posts der Pro-Palästina-Szene wurde Lahav Shapira deshalb bereits mehrfach als "rechts" und "Zionist" gekennzeichnet und im Foto und Video gezeigt: "Merkt Euch das Gesicht."
Clara Nathusius, eine Sprecherin der Gruppe "Fridays for Israel", sagt zu t-online: "Durch die Verbreitung dieser Bilder auf Social Media war Lahav den Pro-Palästina-Aktivisten an der Freien Universität Berlin ein Begriff, deshalb wurde er auch erkannt." Die Gruppe beobachtet außerdem, dass viele jüdische Studierende Angst haben, sich zur Situation in Israel zu äußern: "Sie wollen sich nicht als Juden outen."
 
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