AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass
Dass ein Künstler mit seinen Mitteln und Werken die Öffentlichkeit sucht, ist natürlich eine kulturelle Bereicherung. Inhaltlich kann ich dem Text aber wenig abgewinnen, schon weil er als Appell für den Erhalt des "Weltfriedens" daher kommt. Es ist doch abschätzbar, dass er nichts dazu beiträgt - der Autor also vielleicht nach Anerkennung für einen scheinbaren Anteil sucht. Die Welt, auf der Weltfrieden herrscht, muss auch erst gefunden werden.
Als Beobachter kann man sich nur in der Analyse des Geschehens versuchen. Neu ist dabei inhaltlich nur die angenommene Beitragsverteilung zu einem Risiko, welches Grass genauso wenig gegen einen Ölpreis über 120 $ Dollar, eine stotternde US-Wirtschaft und den seltsame Brauch, den vermeintlichen Erstschlag im Wochentakt anzukündigen, begründet, wie andere besorgte Kommentatoren.
Grass verdreht keine Tatsachen,
wie ihm vorgeworfen wird, da der Text insoweit keine Tatsachen behauptet. Er provoziert mit nicht mehr als einer Meinung ein Klientel, das seinen gegenteiligen, herrschenden Meinungsstand bequemlich als Tatsache vertritt und sich dabei teils der Bedeutung des Holocaust bedient. Die menschenverachtende Implikation dessen kann man Grass nicht anlasten. Eher verdienstvoll, dass er dieses Theater mal wieder zur traurigen Ansicht herausstellt. Diese Meinungsintoleranz ist demgegenüber in der Kritik an dem Interview von Claus Kleber noch kaum aufgefallen.