betr.:
Handytracking, Datenschutz und so:
Gestern im Radio gehört und mal nachgegoogelt: Selbstverständlich diskutiert der
ChaosComputerClub schon länger und entwickelt auch Lösungen, und jetzt schicken sie Linus Neumann auf WDR-/ARD-Tour.
Link zu Linus
Im Folgenden erkläre ich, warum Location-Tracking völlig ungeeignet ist, und welche Methoden stattdessen zielführend sein könnten. Wichtig ist immer, Sinn und Ziel einer solchen App nicht aus den Augen zu verlieren:
Wenn bei einer Person zum Zeitpunkt t eine Infektion festgestellt wird, soll sie in der Lage sein, ihre Kontakte der letzen t–14 Tage darüber zu informieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Primäres Ziel sollte also sein, die Kontakte reliabel zu erfassen.
Probleme bei einer zentralen Erfassung der Bewegungsdaten durch Checken der Funkmastverbindung, GPS-Daten u.ä. sind nicht nur
- zentrale Erfassung: Wer weiß, wer das sonstwofür noch toll findet. „Wo der Trog ist, da sammeln sich die Schweine.“
- Nicht anonym, mögliche Prangerwirkung
Sondern vor allem auch die Dreidimensionalität. Linus meint, in Berlin sind Wohneinheiten mit 80 Parteien und mehr, die sich alle in den selben Funkmast einloggen, ja keine Seltenheit. Die sind ja aber nicht alle miteinander in Kontakt gewesen. Die Erfassung ist viel zu unscharf.
Lösung: Eine Bluetooth-basierte App. Bluetooth hat ja viel geringere Reichweiten, ist ja eigentlich konstruiert, um Geräte per Funk in meinem Wohnzimmer höchstens zu verbinden. Heißt, ein Gerät registriert nur die Geräte, die
wirklich in unmittelbarer Nähe sind (und die App auch an Bord haben natürlich). Im besagten 80-Parteien-Mietblock also nur die der Leute, mit denen ich mal ein Schwätzchen gehalten habe im Hausflur, oder wo ich mal geklingelt habe für Eier und Milch.
Das ganze geschieht dezentral, und ist sogar völlig anonym. Ich erfahre nur, daß ich mit einem Infizierten Kontakt hatte (und natürlich nur, wenn dieser diese Information auch preisgibt); nicht, wann und wo, schon gar nicht, mit wem. (Technische Details im Link.) Und: Es ist völlig freiwillig. Absolut grundrechtskonform; ich kann es ja jederzeit wieder deinstallieren.
Problem, das ich sehe: Das funktioniert natürlich nur, wenn möglichst alle mitmachen. Das müßte also ganz großflächig propagiert werden wie derzeit die Atemmasken. Da müßte Politik massiv hinter stehen. Problem selbst dann noch: Wie installieren Enkel ihren Großeltern diese App, wenn sie sie nicht treffen dürfen? Eigentlich müßten Apple und Google die offensiv bewerben: Tippe hier, und den Rest macht das Gerät. Aber eigentlich eine phantastische Sache, sollte man unbedingt machen. Wie gesagt: Es ist einfach einer zentralen Erfassung um ein Vielfaches überlegen; von allen datenschutzrechtlichen Nützlichkeiten längst abgesehen. Und bietet dann eben wirklich die Möglichkeit, Infektionsketten zu verfolgen und die Infizierten in Quarantäne zu stecken.